Wer beim Dax-Rekord jubelt, macht etwas falsch

Nikolas Kreuz, INVIOS GmbH
Nikolas Kreuz / Bild INVIOS GmbH
Rekordstände bei Indizes wie jetzt gerade beim Dax verleiten gerne zum Jubeln. Dabei ist klar: Wer bei neuen Rekorden jubelt, macht womöglich etwas falsch. Denn dann scheint ein Portfolio sehr stark auf den deutschen Markt ausgerichtet zu sein. Eine solch geringe Streuung rächt sich bei den nächsten Abwärtsbewegungen.
Dazu kommt: Rekordhochs erzielen Indizes in Aufwärtsbewegungen fast jeden Tag neu, allein 2021 waren es bisher an Schlusskursen gemessen bereits 15. Wer also 15 Mal jubelte, hat 15 Mal über seinen eigenen Fehler gejubelt. Und das gleich aus mehreren Gründen: Zum einen sind ganz grundsätzlich die Gewinner von gestern und heute nicht unbedingt die Gewinner von morgen. Gerade der Dax ist noch sehr eng in seiner Auswahl, hier kann eine Änderung der Favoriten an der Börse den Index schon als Ganzes ins Rutschen bringen.

Die Sache mit dem Home-Bias

Dazu kommt der Home-Bias-Effekt, bei dem vor allem die Werte gekauft werden, die vor der Haustüre arbeiten. Es ist eine Illusion für Privatanleger anzunehmen, dass sie eine Daimler-Aktie besser einschätzen könnten als General Motors. Letztlich sind Informationen mittlerweile weltweit und in passender Form verfügbar, ein Informationsvorsprung also so gut wie ausgeschlossen. Weiterhin zeigen die Erkenntnisse der Neuro-Finance, dass die Jagd nach Rekorden, das Hetzen von High zu High die ohnehin vorhandene Gier weiter anstachelt. Dann aber werden Entscheidungen immer weniger rational und damit weniger erfolgreich. Vor allem werden dadurch prozyklische Käufe gefördert, die eigentlich nie sonderlich erfolgreich sind.

Je höher die Kurse, desto tiefer der Fall

Wer also nach Rekordhochs schielt, sollte nie aus den Augen verlieren, dass mit jedem Anstieg auch das Korrekturpotenzial steigt. Es gilt nach den Gesetzen der Mean Reversion, dass es immer wieder Rücksetzer zum inneren Wert geben wird – und die fallen umso höher aus, je weiter die Kurse gelaufen sind. Potenziert werden diese Gefahren, wenn tatsächlich ein zu großer Anteil des Portfolios nur in einem Index wie dem Dax steckt.
 
Um an der Börse langfristig erfolgreich zu sein, ist ein flexibler Multi-Asset-Ansatz das Beste. Damit lässt sich auf Marktveränderungen aktiv reagieren, Wachstums- und Renditechancen lassen sich breiter nutzen. Auch die Risiken werden durch eine Streuung über Branchen, Regionen, Small-Cap- und Bluechip-, Growth- und Value-Aktien deutlich reduziert. Um stabile Renditen unabhängig von den starken Schwankungen der Märkte zu erzielen, für die Rekordhochs ja nur ein Zeichen sind, ist darüber hinaus Disziplin erforderlich. Diversifikation, der Blick auf ein solides Management und der Mut, antizyklisch zu kaufen und zu verkaufen, sind immer noch die Regeln, aus denen der Börsenerfolg gemacht ist. Wer etwas anders behauptet, soll erst einmal zeigen, dass er auch unter Verzicht darauf Werte schafft und erhält.
Nikolas Kreuz ist seit über 35 Jahren am Kapitalmarkt tätig. Der Diplom-Kaufmann und Geschäftsführer der INVIOS GmbH war davon 20 Jahre in der Leitung von Vermögensverwaltungen aktiv: bei der Deutschen Bank, der UBS und der DZ Privatbank in der Schweiz, Luxemburg und Deutschland sowie als Chief Investment Officer für zwei Landesbanken. Nikolas Kreuz führte über 100 Portfoliomanager und verwaltete Vermögenswerte im dreistelligen Milliardenbereich. Die von ihm betreuten Fonds wurden mehrfach ausgezeichnet. Seine langjährige Investmenterfahrung fließt als Know-how in den INVIOS Vermögensbildungsfonds ein, der laut Morningstar zu den besten Fonds weltweit gehört, ausgezeichnet mit fünf Sternen von Fuchs Kapital und Asset Standard sowie einem Top-5-Ranking bei Citywire.

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