Planvolles Handeln – Der Weg zum idealen Depot

Norbert Betz, Psychofallen an der Börse - 15
Norbert Betz: Bild: BBAG/Killius
Jetzt haben wir in vierzehn Teilen davon gesprochen, welche Fallen uns an der Börse erwarten und wie wir sie vermeiden können. Aber was können wir tun, um einen nachhaltigen Börsenerfolg zu erzielen? Dazu gibt es von meiner Seite und aus eigener – manchmal schmerzlicher – Erfahrung noch ein paar klein Tipps. Zuerst und vor allem: Machen Sie sich einen Plan! Damit fängt alles an.
Das Handeln an der Börse verlangt eine feste Struktur, einen Plan. Basierend auf ganz grundsätzlichen Fragen: Wie viel Kapital können und wollen Sie in welchem Zeitraum zu welcher, reellen Rendite anlegen? Das allein schützt Sie bereits vor einigen Psychofallen, denn es sollte Sie an kurzfristigem, oftmals blindem, Aktionismus hindern. Eine simple Wahrheit an der Börse lautet: Man kann Erfolg haben, man muss ihn nur lassen. Das Festlegen von Zielen gibt uns Sicherheit, aber wie im richtigen Leben so ist es auch an der Börse: Es dürfte Jahre geben, an denen Sie Ihre selbst gesteckten Ziele nicht erreichen, dafür aber auch Zeiten, in denen Sie sie übererfüllen. Wichtig ist, eine Richtschnur zu haben.

Ein idealtypisches Aktiendepot

Wie aber solche Ziele stecken und danach handeln? Betrachten wir einmal nicht die gesamte Kapitalanlage mit ihrer notwendigen Diversifizierung auf unterschiedliche Assetklassen (Fonds, Anleihen, Immobilien, wenn möglich, Gold, alternative Anlagen, flüssige Mittel), sondern konzentrieren uns auf die reine Aktienanlage. Selbstverständlich soll sie je nach Risikobewusstsein und auch je nach finanziellem Spielraum immer nur einen gewissen Prozentsatz vom Gesamtvermögen ausmachen. So könnten wir uns diese idealtypische Aufteilung vorstellen, um bei einer möglichst umfassenden Beherrschung des Risikos zu einer langfristig ordentlichen Rendite zu kommen und trotzdem noch ausreichend Spielraum für kurzfristig abzuschöpfende Gewinne zu erhalten.

Das Anker-Depot

Dieses Depot beinhaltet den Hauptteil des Aktieninvestments, um die 80 Prozent. Und das ist über die Regionen Amerika, Europa, Asien und die Emerging Markets gestreut, gewährleistet eine ausreichende Anzahl an Branchen und zusätzlich werden einzelne Titel auf Basis eines soliden Value Investings und/oder Dividenden starker Titel hinzugewählt.
 
Neben diesem Depot, das beispielsweise für die langfristige Altersvorsorge dienen könnte, sollten Sie sich noch ein zweites anlegen, als Manövriermasse quasi, mit dem Sie mehr ins Risiko gehen können, um Chancen zu nutzen.

Das Depot für Steuermänner

Dieses zusätzliche Depot sollte je nach Risikoselbsteinschätzung einen kleineren Anteil an der Gesamtinvestition von etwa 20 Prozent beinhalten. Wir streuen es über Regionen, Branchen oder Einzeltitel nach unserer sehr persönlichen Einschätzung von Trends und zielen weniger auf Dividendenzahlungen ab, als auf künftige Wachstumschancen von Unternehmen.
 
Selbstverständlich hängen solche Planungen von den ganz individuellen Bedürfnissen und Zwecken der Kapitalanlage ab und sind deshalb durchaus variierbar. Wesentlich ist nur, sich solche Ziele und Zusammenstellungen vor (!) der Anlage bewusst zu machen und sich dann auch daran zu halten. Hier korreliert der Spaßfaktor eindeutig mit dem Risikofaktor!

Wie vorgehen?

Die Depots sind auch einfacher zu bestücken, als es hier vielleicht erscheint. Länder- und Branchen-Indizes sowie Emerging Markets können über Fonds und ETFs ziemlich einfach abgedeckt werden. Fonds werden von Profis zusammengestellt, die sich in den jeweiligen Märkten gut auskennen. Wenn Sie selbst Stock-Picking betreiben wollen, helfen Ihnen Branchen- und Länder-Indizes weiter, um die Auswahl einzugrenzen.

Nicht auf Moden hereinfallen

Die notwendige Diversifikation bedeutet aber nicht, dass Sie auf eine Ihnen nutzbringende Anlagestrategie verzichten sollen. Egal ob Value-Investing, Dividendenstrategien, Trendfolgestrategien oder sonstige Varianten, setzen Sie diese nach Ihrem Naturell um und halten daran fest. Das verhindert, dass sie auf kurzfristige und -atmige Modetrends aufspringen, die Sie nur vom Ziel abbringen.

Eine solche Strategie hilft Ihnen, Risiken zu meiden:

  • Vor Fehleinschätzungen in Einzelfällen
  • Vor Verlust der Selbstkontrolle
  • Vor Nachkaufen und anderen Psychofallen an der Börse

So können Sie die Substanz Ihres Depots erhalten und bleiben im Spiel, Sie können agieren und reagieren. Das schützt Sie nicht vor Verlusten, aber es schützt Sie vor dem Verlust der Kontrolle über Ihr Vermögen.

Norbert Betz, Leiter der Handelsüberwachung an der Börse München, setzt sich seit Jahren mit den Psychofallen an der Börse auseinander: als leidenschaftlicher Trader wie als distanzierter Marktbeobachter, als Referent (online und offline) und Autor.
Gemeinsam mit Ulrich Kirstein hat er Börsenpsychologie simplified, 2. Auflage 2015, erschienen im FinanzBuchVerlag, geschrieben. Für die Börse München außderdem das Booklet Psychofallen an der Börse. Wie wir sie erkennen und vermeiden. (2. Auflage 2021)