„Atlas Lifted“ - die 5-Jahres-Prognose von Robeco

Peter van der Welle und Laurens Swinkels, Robeco
Peter van der Welle und Laurens Swinkels / Bilder: Robeco
  • 5-Jahres-Prognose sieht eine Abkehr von begrenzten Staatsinterventionen
  • Aktien und Anleihen aus Schwellenländern sind die bevorzugten Anlageklassen
  • Basis-, Bären- und Bullen-Szenarien konzentrieren sich auf die Aussichten für Inflation und
    Wachstum
Robeco hat unter dem Titel „Atlas Lifted“ die 14. Ausgabe seines 5-Jahresausblicks veröffentlicht, „Expected Returns 2025-2029": Die Publikation bietet eine detaillierte Analyse der aktuellen globalen Konjunkturtrends und präsentiert eine Zukunft, in der staatliche Eingriffe,
Stakeholder-Kapitalismus und Innovation das globale Wirtschaftsumfeld prägen.

Eine neue Ära: Atlas Lifted

Im Mittelpunkt der diesjährigen Ausgabe steht der mythologische Titan Atlas, der mit Hilfe
unternehmerischer Innovationen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) und vielen anderen
profitablen Investitionschancen die Welt auf seinen Schultern trägt. Atlas stützt nicht nur die Welt,
sondern auch die Renditen der meisten wichtigen Anlageklassen. In unserem Basisszenario driften die Regionen der Welt wirtschaftlich und politisch nicht weiter auseinander, wie in unserem Bären-Szenario. Aber wir erwarten auch nicht, dass sie stärker zusammenwachsen, wie in unserem Bullen-Szenario.

Gleichgewicht zwischen Rentabilität und Wohlergehen

Unser 5-Jahresausblick spiegelt diese neue Zeit wider, in der die Kapitaleigner neben dem Gewinn für die Aktionäre zunehmend auch das Wohlergehen der Stakeholder berücksichtigen. Die freie Marktwirtschaft ist weniger effizient, und die Ära des Hyper-Individualismus liegt hinter uns. Stattdessen legen die Investoren von heute den Fokus auf ein Gleichgewicht zwischen Rentabilität und breiteren gesellschaftlichen Auswirkungen.

Strategische Investitionen notwendig

Im gegenwärtigen Umfeld mit Marktverzerrungen und verstärkten staatlichen Eingriffen erfordert die Erzielung von Alpha mehr denn je einen researchbasierten Ansatz. Unsere Publikation unterstreicht die Notwendigkeit strategischer Investitionen in dieses sich herausbildende Umfeld.

Basisszenario: „Atlas Lifted“ (50 Prozent Wahrscheinlichkeit)

In diesem Szenario geht Robeco von einem moderaten, aber stetigen Wirtschaftswachstum aus, das von Fortschritten im Bereich der Künstlichen Intelligenz angetrieben wird. Dabei soll das
Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der USA jährlich um 1,75 Prozent wachsen. Die Erwartung: Zum einen, dass andere fortgeschrittene Volkswirtschaften, insbesondere in Europa, zu den USA
aufschließen und zu einem ausgewogenen globalen Wachstum beitragen werden. Zum anderen, dass
sich bessere Investitionsmöglichkeiten ergeben werden, da die Kapitalallokation effizienter wird. Die
Inflation dürfte im Durchschnitt bei 2,5 Prozent liegen, wobei die Zentralbanken den höheren neutralen Zins möglicherweise unterschätzen.

Bärenszenario: „Atlas Adrift“ (30 Prozent Wahrscheinlichkeit)

Dieses Szenario geht von einer anhaltenden Inflation und Stagflation in den USA aus, die durch
anhaltend hohe Staatsdefizite und eine Verschiebung der globalen Machtdynamik verursacht wird. Die Inflation könnte weiterhin hoch bleiben und die gesamtwirtschaftliche Stabilität gefährden. Dieses Szenario unterstellt, dass der Kampf gegen die Inflation zwar zunächst gewonnen scheinen mag, die gesamtwirtschaftliche Stabilität jedoch stark bedroht sein wird, ähnlich wie in früheren Zeiten hoher Inflation.

Bullenszenario: „Atlas Connected“ (20 Prozent Wahrscheinlichkeit)

Im optimistischsten Szenario führt die rasche Einführung von KI zu erheblichen
Produktivitätssteigerungen mit einem jährlichen Wachstum von 2,25 Prozent und einer robusten
Wirtschaftsentwicklung mit einem realen BIP-Wachstum von annähernd 3 Prozent und einer
Inflationsrate von etwa 2 Prozent. Eine größere geopolitische Stabilität und eine größere
Kapitalintensität würden zu einem günstigen Investitionsumfeld beitragen, in dem die Zentralbanken
neutrale Leitzinsen beibehalten.

Anlagepolitische Implikationen

  • Basisszenario: Die Anlagerenditen in Euro werden den Prognosen zufolge unter dem
    langfristigen Durchschnitt liegen, mit Ausnahmen bei Anleihen der Schwellenländer, Investment-Grade-Papieren und Rohstoffen. Es wird erwartet, dass die risikofreien Zinsen steigen werden, wodurch die Risikoprämien der meisten Anlageklassen sinken. Die höchsten Renditen werden für Aktien aus Schwellenländern erwartet. So sollen EM-Aktien in Euro jährlich 7,25 Prozent abwerfen, gefolgt von Schwellenland-Anleihen mit 6,0 Prozent. Für Aktien aus entwickelten Ländern wird eine Rendite von 6,5 Prozent erwartet. Im Credit-Bereich wird für Investment-Grade-Unternehmensanleihen in den nächsten fünf Jahren eine Rendite von 5,25 Prozent p.a. und für High-Yield-Anleihen von 5,5 Prozent p.a. erwartet. Für Immobilien wird im Basisszenario eine durchschnittliche jährliche Rendite von 5,5 Prozent prognostiziert, während Rohstoffe voraussichtlich eine Rendite von 4,75 Prozent erzielen werden.
  • Bärenszenario: Inflation und Instabilität könnten sich negativ auf die Renditen auswirken. Das
    gilt vor allem für risikoreiche Anlagen, obwohl Rohstoffe davon profitieren und ihre Rendite auf 8,0 Prozent steigen könnte.
  • Bullenszenario: KI-getriebene Produktivitätssteigerungen könnten zu überdurchschnittlichen
    Renditen bei EM-Anleihen und Rohstoffen führen, wobei auch andere Sektoren gut abschneiden könnten.

Spezialthemen:

Die Publikation befasst sich auch mit kritischen Themen, welche die zukünftige Anlagepolitik prägen werden. Dazu zählen zum Beispiel die Finanzierung der Energiewende, das mögliche Platzen von Vermögensblasen, die Vorteile von „Quantamental“ Thematic Investing und das Risiko einer
„Japanifizierung“ von Chinas Wirtschaft.
 
Die vollständige Ausgabe von Expected Returns 2025-2029 finden Sie hier (Download als PDF).
Peter van der Welle und Laurens Swinkels, Strategieexperten bei Robeco Asset Management