Schwierige letzte disinflationäre Meile

Naomi Fink, Nikko AM
Naomi Fink / Bild: Nikko AM
Die jüngsten Daten haben dem FOMC (Federal Open Market Committee) wie erwartet keine ausreichende Überzeugung vermittelt, um die Zinssätze zu senken oder eine kurzfristige Lockerung zu signalisieren. Angesichts der Tendenz des „Dot Plots“ bleiben jedoch ein bis zwei Zinssenkungen für den Rest des Jahres möglich. Die Verteilung der Projektionen für die PCE-Inflation hat sich jedoch deutlich nach oben verändert; die meisten Teilnehmer halten eine Spanne von 2,5 bis 2,6 Prozent für am wahrscheinlichsten. Die Risiken liegen im Gegensatz zu der weniger aufwärtsgerichteten Verteilung im März eher am rechten Rand. Dies bestärkt uns in unserer Prognose einer Zinssenkung durch die Fed im laufenden Jahr.

Japans Notenbank könnte restriktiver werden

Alles in allem bleibt die Fed in einer abwartenden Haltung. In Japan geht man davon aus, dass die Bank of Japan reduzieren wird. Die BOJ könnte auch klarere Signale für eine baldige Zinserhöhung geben. Dafür gibt es zwei Anzeichen: Die Nominallöhne sind weiterhin robust (was die Reallöhne im Jahresvergleich in den positiven Bereich drückt) und die Erzeugerpreise sind im Mai stärker gestiegen als erwartet, da die in Yen denominierten Importkosten so schnell wie seit März 2023 nicht mehr gestiegen sind.

US-Verbraucherpreise: besser, aber kein grünes Licht

Der Kern-Verbraucherpreisindex fiel milder aus als erwartet. Entsprechend haben Risikoanlagen die Fed-Nachrichten zunächst erleichtert aufgenommen. Nichtsdestotrotz verzeichneten die Mieten für Eigentümeräquivalente (eine wichtige Komponente der Kerninflation) weiterhin hartnäckig höhere Steigerungen (immer noch über 5 Prozent im Jahresvergleich). Dies steht im Gegensatz zum Rückgang bei den VPI-Dienstleistungen ohne Wohnungsmieten. Der VPI liegt nach wie vor über der 3 Prozent-Marke. Dies könnte bedeuten, dass die PCE-Kerninflation eher disinflationär ausfällt. Mit 2,75 Prozent im Mai hat aber auch dieser Indikator noch einen gewissen Spielraum, bis die 2 Prozent-Marke in Reichweite kommt. Jetzt geht es um die „letzte disinflationäre Meile“, die sich als schwieriger erweist als ursprünglich erwartet.
Naomi Fink ist Global Strategist bei Nikko Asset Management