Richtig Ordern – geht das überhaupt?

Manfred Schmid, Börse München
Manfred Schmid / Bild: Börse München/Kilius
Auch wenn die Börsen in den letzten Monaten überraschend wenig volatil sind, Kursbewegungen sind dennoch allenthalben auszumachen. Egal ob durch politische Ereignisse oder konjunkturelle Nachrichten oder durch unternehmensinterne Meldungen ausgelöst, schlagen diese Bewegungen umso heftiger aus, desto kleiner der gehandelte Wert ist. Wie kann man sich aber gegen solche Kapriolen eines Nebenwertes absichern, ohne auf die Chancen, die in solchen Werten stecken, verzichten zu müssen? Versierte Anleger greifen dabei gerne auf Ordertypen und -zusätze zurück, um Chancen bestmöglich auszunützen und Risiken weitgehend vermeiden zu können. Allerdings gibt es inzwischen so viele statische und „intelligente“ Ordertypen, dass ob ihrer Verwendung schon Verwirrung eintreten kann. Und nicht alle Ordermöglichkeiten sind in jeder Situation und für jeden Anleger optimal. 

Bestens ist nicht immer optimal

Es gibt einige Grundregeln, an die sich Anleger halten können. Wenn sie etwa einen bestimmten Nebenwert auf jeden Fall erwerben wollen, weil sie große Marktchancen darin erkannt haben, und auch einen langen Zeithorizont anvisieren, dann kann eine unlimitierte, sogenannte Market Order sinnvoll sein. Der deutsche Begriff „billigst“ ist dabei etwas unglücklich, weil die Order dann eben nicht zum billigsten Preis, sondern zum aktuellen Marktniveau schnellstmöglich ausgeführt wird. Gerade bei Nebenwerten sollte man sich bewusst sein, dass der erzielte Preis vom erwarteten Preis deutlich abweichen kann. Das Gleiche gilt selbstverständlich umgekehrt beim Verkauf, auch da ist der deutsche Begriff „bestens“ eher widersprüchlich, da es vordringlich um das „schnellstens“ geht.

Limit limitiert Überraschungen

Wer solche Überraschungen  vermeiden will und ausreichend Geduld mitbringt, der ist mit einer limitierten Order in jedem Fall besser beraten. Denn damit setzt der Anleger ein Limit, bis zu dem er bereit ist, eine Aktie zu kaufen. Da stellt sich dann die Frage, wie weit beim Kauf dieses Limit unter dem aktuellen Kurs gesetzt wird. Je kürzer dann allerdings der Zeitraum definiert wird und je weiter der Kurs vom aktuellen entfernt ist, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Order gar nicht ausgeführt wird. Aber, unliebsame Überraschungen erlebt der Anleger so nicht, gerade vor wichtigen Ereignissen, deren Zeitpunkt zwar bekannt, deren Wirkung jedoch nicht eingeschätzt werden kann, ist hier Vorsicht durchaus angemessen.

Gefahr von Stop-Loss-Lawinen

Eine weitere Möglichkeit der Absicherung besteht darin, beim Kauf ein Stop Buy einzuziehen. Dann gibt der Anleger eine Kauf-Schwelle ein, die über dem aktuellen Kurs liegt. Nur wenn diese erreicht wird, wird der Kauf tatsächlich auch ausgeführt, und zwar zum nächst möglichen Preis, quasi als Market Order oder wenn vorgegeben, als Limit Order. Umgekehrt funktioniert dies auch beim Verkauf. Als Anleger kann man so Verluste minimieren. Allerdings ist es hier besonders wichtig, den Stop-Kurs nicht zu eng am aktuellen Kurs zu setzen, weil man sonst viel zu schnell ausgestoppt wird, obwohl man eigentlich nach wie vor vom Zukunftspotenzial des Wertpapieres überzeugt ist. Und man sollte den Stop keinesfalls auf eine gerade und runde Zahl setzen – denn das machen viele und dann kommt das eigene Limit oftmals nicht zu diesem Kurs zum Zuge, vielmehr wird man unter einer Stop-Loss-Lawine begraben.

Ordertypen, die mitziehen

Man kann aber quasi auch die Order für sich mitdenken lassen und einen intelligenten Ordertyp  wählen, den echte Börsenplätze anbieten. Besonders sinnvoll erscheint hier die Trailing Order. Bei der Trailing Stop Loss Order wird nicht einmal ein Kurs eingegeben, bei dem eine Aktie verkauft werden soll, sondern dieser wandert mit dem Kursverlauf einer Aktie mit. Entweder in einem prozentualen Abstand oder absolut. Wichtig ist, dass bei der Trailing Stop Loss Order der prozentuale oder absolute Abstand niedriger ist als die Differenz aus Kurs und Stop-Kurs. Da sonst das Stop Limit erst einmal nicht mit nach oben gezogen wird. Bleibt die Frage, wie hoch dieser Abstand nun gewählt werden soll. Er sollte sich ganz nach der Schwankungsanfälligkeit des jeweiligen Papieres richten. Insofern bietet sich hier ein kurzer Blick auf den Chart der vergangenen Wochen, Monate und Jahre an, um dies analysieren zu können – aber das sollte eigentlich jeder Anleger vor seiner Entscheidung tun.
Der Artikel erschien zuerst im Nebenwerte-Journal 10/2017
 
Manfred Schmid ist Leiter der Marktsteuerung der Börse München.