Starke Saisonalität im Juli

Prof. Dr. Bernd Meyer, Berenberg
Prof. Dr. Bernd Meyer / Bild: Berenberg
Die ersten beiden Juli-Wochen sind saisonal betrachtet die beiden besten Wochen des Kalenderjahres für US-Aktien – das zeigt zumindest die Statistik seit 1950. Und auch in diesem Jahr hat sich die Saisonalität bestätigt. Trotz enttäuschender US-Konjunkturdaten legte der S&P 500 im Juli bisher mit Ausnahme eines Tages jeden Tag zu. Aktienfonds verzeichneten die zwölfte Woche in Folge Zuflüsse, die längste Serie seit Dezember 2021. Besserverdienende profitieren von höheren Löhnen und Zinseinnahmen, und ein Teil der Ersparnisse fließt zurück in die Aktienmärkte. Wann könnte diese einkommensgetriebene Unterstützung enden? Wahrscheinlich dann, wenn die Arbeitslosigkeit schnell und stark ansteigt, denn dann dürfte sich die Stimmung der Investoren und Konsumenten verschlechtern. Dann dürfte auch die Unterstützung der US-Aktien durch die Altersvorsorge nachlassen. Noch ist es aber nicht so weit. Als nächster Test steht die Q2-Berichtssaison im Fokus der Anleger. Hier liegt die Messlatte für positive Überraschungen recht hoch.

Kurzfristiger Ausblick - Berichtssaison nimmt Fahrt auf

Die Q2-Berichtssaison nimmt Fahrt auf. In den nächsten zwei Wochen berichten fast 40 Prozent des S&P 500 nach Marktkapitalisierung. Aber nicht nur auf der Unternehmensseite wird es spannend, denn auf ihren Sitzungen am 18. und 31. Juli dürften die EZB und Fed ihre weitere Zinspolitik bekannt geben. Politisch stehen heute das Eurogroup-Treffen und bis zum 18. Juli die Parteitagung der US-Republikaner auf der Agenda. Am 26. Juli starten die Olympischen Spiele in Paris.
Heute stehen BIP (Q2), Industrieproduktion (Jun.) und Einzelhandelsumsätze (Jun.) aus China sowie der Empire State Index (Jul.) aus den USA auf der Agenda. Morgen folgen die Einzelhandelsumsätze (Jun.) für die USA und die ZEW-Konjunkturerwartungen (Jul.) für Deutschland. Am Mittwoch werden Inflationsdaten (Jun.) für die Eurozone und US-Wohnungsbaudaten (Jun.) veröffentlicht, am Donnerstag der Philadelphia Fed Index (Jul.). In der Folgewoche stehen die vorläufigen US-Einkaufsmanagerdaten (Juli) und der US-PCE-Preisindex (Juni) an.
  • Nach der fulminanten ersten Jahreshälfte könnte den Märkten nun eine schwierigere Phase bevorstehen. Darauf deutet zumindest die Saisonalität. Typischerweise entwickeln sich die Aktienmärkte über den Sommer am schwächsten, bis im Herbst dann die Jahresendrallye startet.
  • Aber auch fundamental gibt es gute Gründe für ein temporäres Durchatmen. Die Bewertungen sind gestiegen und die Gewinnerwartungen ambitioniert. Gleichzeitig enttäuschen die Konjunkturdaten und die politischen Störfeuer durch die US-Wahlen dürften zunehmend belasten.

Ausgewählte Asset-Klassen aus dem Märkte-Monitor

  • Über die letzten vier Wochen haben die zyklischeren Schwellenländeraktien am stärksten zugelegt und ihre Pendants aus den entwickelten Ländern um fast 1 Prozent outperformt. Das ist insofern erstaunlich, als dass die globalen Konjunkturdaten zuletzt in der Breite schwächer geworden sind.
  • Gold und Öl haben sich ebenfalls positiv entwickelt. Beide Rohstoffe liegen mittlerweile sogar seit Jahresanfang vor globalen Aktienindizes. Industriemetalle sind hingegen zuletzt gefallen.
  • Alle hier dargestellten Indizes konnten über den letzten Monat eine positive Rendite verbuchen. Allerdings ist die Spanne mit etwa 4 Prozent relativ weit.
  • So entwickelten sich lateinamerikanische Aktien am besten, gefolgt von europäischen Aktien. Beide Regionen waren zuvor belastet von politischen Entwicklungen und zeigen nun Erholungstendenzen.
  • Der S&P 500 ist ausnahmsweise über den letzten Monat das Schlusslicht, liegt aber seit Jahresanfang mit deutlichem Abstand weiter auf Platz 1.
  • Innerhalb von Anleihen entwickelten sich tendenziell die risikoreicheren Segmente besser.
  • EM-Lokalwährungsanleihen profitierten vor allem von Währungsaufwertungen.
  • Am schwächsten entwickelten sich US-Treasuries. Allerdings ist die negative Rendite bedingt durch die Abwertung des Dollars, denn mit den niedriger als erwarteten US-Verbraucherpreisen sind die Zinsen dort sogar auf den niedrigsten Stand seit März gefallen.
Prof. Dr. Bernd Meyer ist Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset im Wealth and Asset Management bei Berenberg
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Datum: 15.07.2024

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