Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Das Ereignis der Woche für die Finanzbranche war zweifellos der Zinsentscheid der EZB. Die Nervosität an den Märkten davor war hoch, bis endlich Gewissheit herrschte: „EZB leitet die Wende ein“, konstatiert die Börsen-Zeitung. „Erstmals seit der Inflationswelle sinken die Zinsen im Euroraum“, erklärt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Begeisterung über die 0,25 Prozentpunkte war allerdings eher verhalten – nicht wenige hatten mit 0,5 Prozent gerechnet. In Folge zeigte sich der Dax in „Tuchfühlung zum Aufwärtstrend“, wie es Martin Utschneider in seiner technischen Analyse ausdrückte. Tuchfühlung zum Aufwärtstrend erinnert uns eher an die Schrecken unserer Schulzeit, näher kamen wir da dem Aufwärtstrend selten, hoffen aber, dass es der Dax besser hinbekommt.

Sommersonne

Sommer, Sonne, Meer, Palmen, Geld – was will man mehr? Dachte sich wohl auch Focus Money und macht genau damit die aktuelle Ausgabe auf, dabei dauert es noch, bis auch in Bayern Ferien ausbrechen. „Die besten Chancen des Sommers“ verspricht uns die Redaktion mit „Sport, Solar, Tourismus“. „Ein Dutzend Aktien für traumhafte Gewinne“ also. „Geheim-Favoriten“ warten hingegen bei Börse Online darauf, rasch in unser Depot zu wandern, statt sich weiterhin vor den Augen der Welt zu verbergen. Nichts weniger als „die günstigsten Zukunftsaktien der Welt“ werden uns versprochen. In einem angenehmen bräunlichen Rotton zeigt sich Der Aktionär und präsentiert einen Stapel von Dollarnoten: „Viel Geld“ lautet die Headline dazu und wenn wir das Klein(er)gedruckte mitlesen, wird daraus „Vervielfachen Sie Ihr Geld“. Welches Geld, fragen wir uns ganz bescheiden.

Ruhepause

Mit großem Interesse und hellwach lasen wir einen Artikel in Fokus (online): Ein Mittagsschläfchen erhöht die Kreativität und vermindert den Blutdruck. Hauptsache es dauert nicht länger als 20 Minuten. Und dann gibt uns das Magazin noch wertvolle Tipps, was es weiterhin für den richtigen Powernap zu beachten gilt. Tatsächlich sollte man den Mittagsschlaf am Mittag abhalten (wir hatten das schon vermutet), einen ruhigen Ort aufsuchen (wer hätte das gedacht), der abgedunkelt werden kann, ansonsten müssten wir zur Schlafmütze greifen. Außerdem sollte es kühl und ruhig sein, und wenn möglich sogar bequem. Kurz haben wir überschlagen, was es davon im Büro zu haben gibt und ob im Großraumbüro am besten alle gleichzeitig ihr Nickerchen halten sollten oder vielleicht doch besser in Schichten zeitversetzt? Und was ist mit jenen Anrufern, die bevorzugt zur Mittagszeit durchbimmeln, weil sie da Zeit haben? Wir lernen weiter, dass die Forschung dazu noch nicht abgeschlossen sei, es gäbe noch viele offene Fragen, wie gesund Nickerchen tatsächlich sind und vielleicht sogar, welche Haltung optimal sei. Ob wohl Versuchskandidaten gesucht werden?

Cowboybörse

Denken wir an Texas, erstehen vor unserem Auge Cowboys mit breitrandigen Westernhüten, Longhorns, Pferde und Ölpumpen. Doch von Beschaulichkeit keine Spur, denn ausgerechnet hier soll demnächst eine weitere US-Börse gegründet werden, die die NYSE und NASDAQ in New York tüchtig aufmischen will. Die Texas Stock Exchange Group (TXSE) will noch in diesem Jahr ihre Unterlagen bei der US-Börsenaufsicht SEC einreichen, wie uns das manager magazin mitteilt, die ihre Quellen wiederum dem Wall Street Journal und der Financial Times entnimmt. Angesiedelt soll die Börse in Dallas werden, Blackrock und Citadel unterstützen das Projekt. Aber warum eigentlich eine neue Börse? Es sind vor allem die hohen Compliance-Kosten, die die New Yorker Börsen aufrufen, sowie die Vorgaben an Diversität, die noch verschärft werden sollen, die bei manchen Managern wohl auf Unmut stoßen. Außerdem haben sich im Bundesstaat Texas inzwischen viele kapitalkräftige Unternehmen angesiedelt, die von den günstigen Steuern und laxeren Regulierungen profitieren. Im Markt spricht man deshalb von einer Anti-Woke-Börse. Wir sind gespannt, vielleicht stehen statt Bulle und Bär zwei Longhorns vor der künftigen Börse?

Sauber

Als Haushaltsvorstand üben wir die absolute Hoheit über das Ein- und Ausräumen der Spülmaschine aus, was sich hervorragend mit der Intention der Kinder trifft, dieser Höllenmaschine möglichst großzügig auszuweichen. Über die verwendeten Tabs haben wir noch nie groß nachgedacht, wir greifen regelmäßig zu jenen, die für wenig Geld die meisten Versprechungen auf der Packung unterbringen. Nun hat, so entnehmen wir der Süddeutschen Zeitung, der Hersteller teurer Tabs die Stiftung Warentest verklagt, weil seine Saubermanntabletten regelmäßig miserabel abschneiden. Das liege an der alten Spülmaschine, die sich mit diesen hochmodernen Tabs offensichtlich nicht auskenne und durch zu viel Wasser das Ergebnis verwässere. Die Anwälte beschrieben viele Seiten Papier, um zu erklären, wie man richtiges Spülen am besten testet. Schon 2025 wird ein Gericht darüber entscheiden, welche Gerichte gegessen werden dürfen, um das Geschirr entsprechend zu verschmutzen und welche Maschinen dann ihren Dienst tun müssen. Vermuten wir. Gut, dass es 16seitige Empfehlungen zur Qualitätsbewertung der Reinigungsleistung von Maschinengeschirrspülmitteln des Industrieverbandes Körperpflege und Waschmittel gibt, der minutiös festlegt, wie genau getestet werden muss, um zu sauberen Ergebnisse zu kommen.