Der Favoritenwechsel wurde dabei mit schöner Regelmäßigkeit in den vergangenen zehn Jahren immer wieder prognostiziert. Doch eingetreten ist er nie. Europäische Aktien sind zwar derzeit günstig verglichen mit US-Titeln, doch das waren sie auch die vergangenen zehn Jahre schon. Ein Trendwechsel hin zu Europa ist dabei aus mehreren Gründen unwahrscheinlich.
Zum einen haben es die Europäer in den vergangenen Jahrzehnten nicht vermocht, in nennenswerten technologischen Zukunftsindustrien dominante Weltmarktführer zu produzieren. Innovationen und Disruptionen der vergangenen Jahrzehnte kamen immer aus den USA. Und entsprechend sind hier Unternehmen entstanden, die in der Lage sind, irrsinnige Werte zu generieren, Gewinnmargen und Gewinnwachstum zu produzieren, die alles in den Schatten stellen. Dazu kommt, dass ein Aktienindex wie der
S&P 500 genau solche Werte auch sucht und abbildet, während die europäischen Indizes sich mit herkömmlichen Industrien begnügen. Daher ist der große Performance-Abstand verständlich.
Ein weiterer Grund ist die Demographie. Langfristiges Wachstumspotenzial hängt immer mit der demografischen Entwicklung zusammen. Die ist grundsätzlich nirgendwo in den westlichen Staaten richtig vorteilhaft, wird aber von Ost nach West zunehmend vorteilhafter: In Japan ist sie am schlechtesten, in Europa liegt sie im Mittelfeld und gerade auch aufgrund von Arbeitskraftzuwanderungen in den USA relativ gesehen besser.