Aber auch aus den USA gibt es erhebliche Konkurrenz, wie beispielsweise einen bekannten US-amerikanischen Elektroautohersteller. Dabei geht es hier nicht darum, eine Aussage zu treffen, ob der börsennotierte Konzern ein AI-Technologieunternehmen kurz vor einem revolutionären Durchbruch beim autonomen Fahren ist, oder ein völlig überbewerteter konventioneller Automobilhersteller. Es geht vielmehr schlicht um die verfolgte Strategie und die Konsequenzen für die Automobilwelt. Das Unternehmen baut aktuell pro Quartal knapp 500.000 Autos bzw. hat etwa 2,3 Prozent Weltmarktanteil, Tendenz stark steigend. Ab 2030 plant die Firma mit einem Absatz von 20 Millionen Fahrzeugen pro Jahr, also mehr als die beiden größten Hersteller
Toyota und
VW zusammen. Auch mit moderaten Marktwachstumsraten (zwei Prozent CAGR) würde dies einen Marktanteil von weniger als 20 Prozent bedeuten. Ob diese ambitionierte Planzahl in der Form erreicht wird, ist alles andere als sicher. Sie ist allerdings richtungsweisend und lässt erahnen, wie wettbewerbsintensiv der Automobilmarkt noch werden wird. Dass der Konzern umsetzungsstark ist, hat er in der Vergangenheit schon bewiesen. 2015 rief er beispielsweise ein Absatzziel von 500.000 Autos für 2020 aus, welches viele ihm nicht zutrauten, das er aber bis auf 450 Autos erreichte. Dem Management geht es zum aktuellen Zeitpunkt explizit nicht um Gewinnmaximierung bei der Automobilproduktion – es verfolgt das Ziel des echten autonomen Fahrens auf Basis der eigenen Technologie. Das System für autonomes Fahren basiert im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern auf Kamera-basiertem AI-Learning, somit ist die Anzahl der gefahrenen Kilometer mit ihrer FSD-Lösung (Fully Self Driving) aus Sicht des Unternehmens der Schlüssel zum Erfolg. Mit anderen Worten: Ziel ist es, kurzfristig möglichst viele Autos in den Markt zu drücken, auch wenn die Marge darunter leidet.
Mit autonomem Fahren, basierend auf ihrer eigenen AI-basierten Technologie, hätte die
Firma nach der E-Auto-Revolution nach Jahren wieder eine massiv disruptive Technologie in den Händen. So arbeitet man beispielsweise an Robotaxis, welche nach eigener Aussage bezogen auf Kosten pro Kilometer das günstigste Transportmittel wären, auch günstiger als Zugfahren. Für das Taxigewerbe, Geschäftsmodelle wie
Uber oder auch klassische Mietwagenfirmen könnte ein Durchbruch hier zu erheblichen Verwerfungen führen – auch für die restliche Automobilindustrie wäre ein solcher Erfolg nicht unproblematisch. Die realen Auswirkungen der Strategie sind am Automobilmarkt schon jetzt klar erkennbar. Das Management hat dieses Jahr zum siebten Mal in Folge die Preise gesenkt, zuletzt im August in China. Erschreckend für die Konkurrenz ist, dass der Auto- und Batteriehersteller aufgrund seiner enorm effizienten Produktion und hohen Margen mit die höchsten Spielräume für weitere Preissenkungen hat. Das Management sieht die Situation wohl pragmatisch – wenn die Nachfrage deutlich unter dem Planvolumen liegt, muss der Markt mit attraktiveren Preisen stimuliert werden.
Der Pionier in der Elektromobilität ist nicht der einzige Konzern in der Automobilbranche, der stark wächst und weitere aggressive Pläne hat. Ein weiteres Beispiel ist ein führender chinesischer Hersteller, der aktuell der größte E-Auto Produzent der Welt (Stand 2022, inkl. Hybrid) ist. Der hochintegrierte Konzern ist dieses Jahr in den europäischen Markt eingetreten und plant mittelfristig in die Top 5 in Europa zu kommen. Auch die Übernahme der stillgelegten Ford-Werke in Saarlouis wird in der Presse diskutiert und könnte die Europaexpansion des Unternehmens mittelfristig weiter beschleunigen und zudem vor Protektionismus schützen. Chinesische PKWs sind in Europa in den letzten Jahren stark auf dem Vormarsch – dieser Trend wird sich aller Vermutung nach weiter fortsetzen.