Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Nanu, was war denn da los? Erst Schneechaos in München – „eine Stadt im Flockdown“ von der Abendzeitung betitelt –, dann Chaos an den Börsen! Ein Unternehmen, das hart an der Insolvenz vorbeischrammt, erlebt plötzlich rauschhaft steigende Aktienkurse: GameStop. Warum? Weil in den USA viele Privatanleger über Robinhood und andere günstige Neobroker, zusammengeschlossen über das Netzwerk Reddit, eine Art Flashmob veranstalteten: Sie wollten die Hedgefonds mit ihren Shortpositionen in die Knie zwingen – „Zockerkrieg an US-Börsen“ wie das Handelsblatt schrieb. Dann gingen aber erst einmal die Broker in die Knie, Robinhood in den USA und auch Broker in Deutschland ließen keine Käufe mehr zu. Statt Demokratie für Anleger hieß es wie weiland in der DDR „heute keine Ware!“ Die wie immer wohl informierte Finanz-Szene fasste die Lage zusammen in „Andrang, Chaos, Shitstorm“, während die Süddeutsche Zeitung trocken "Verzockt" titelte und Die Welt über „Die neue Macht der Masse an den Märkten“ reflektierte.
Gesund oder tiefgefroren
Die aktuelle Börse Online setzte „12 gesunde Geldanlagen“ auf den Titel. Es ging dabei um „Impfstoffe und Medikamente in Rekordzeit“ und nicht um vitaminreiche Kost. Dafür kündigten sie einen weiteren Bericht an über „Essen – Lockdown beflügelt Lebensmittelaktien“. Wie wahr, nach dem Lockdown dürfte dies auch für die Textilindustrie zutreffen, wenn wir unsere Kleider eine Nummer größer ordern dürfen. Im Visier der Blattmacher: Dosenbier und Tiefkühlpizza. Nun denn…
Focus Money wirbt mit „Die besten ETF Strategien“ und verspricht „Mega-Gewinne mit den neuen Favoriten“. Es geht speziell um ein nachhaltig ausgerichtetes Depot, das „der Welt hilft und die Rendite verbessert“. Da helfen wir gerne! Außerdem lenken die Redakteure den Blick auf Goldminen, die im Gegensatz zu Gold noch einiges an Potenzial hätten.
Immer wieder montags
Dass wir montags nur schwer aus den Federn kommen und freitags euphorisch gestimmt sind, dürfte für die Mehrzahl zutreffen, es sind wohl eher Workaholics, die das Wochenende fürchten. Aber auch Investoren schätzen das Wochenende nicht besonders, sie wiederum befürchten schlechte Nachrichten, auf die sie nicht reagieren können. Deshalb verkaufen sie freitags und montags warten sie ab – mit der Folge, dass diese beiden Tage in der Regel schlechte Börsentage sind. In der Regel, denn Börse Online hat herausgefunden, dass das seit März 2020 nicht mehr zutrifft! Aus dem Mad Monday wurde Happy Monday. Ein Alarmzeichen?
Verrückt…
Bewerbungsbespräche, die sowohl den Bewerber als auch den Einladenden langweilen, bringen wenig Erkenntnisgewinn. Reines Abfragen der typischen Stärken/Schwächen, die die Bewerber schon im Vorhinein auswendig gelernt haben, sind nicht zielführend. Besser, so empfiehlt es die Zeitschrift Impulse, wären „Kluge Arbeitgeber-Fragen“, und die Redaktion hat gleich 42 davon zusammengetragen. Uns hat besonders die Frage „Erzählen Sie, was das Verrückteste war, das Sie bisher in Ihrem Leben gemacht haben!“ inspiriert. „Sich bei Ihnen zu bewerben“, wäre uns dabei eingefallen.
Lehrer-Lap-Tops
Und zum Schluss noch eine wirklich gute Nachricht. Ab jetzt können 500 Millionen Euro fließen, damit Lehrer eigene Laptops für ihren Digitalunterricht erhalten. Aktionäre könnten über Hardware-Aktien nachdenken! Der kleine Haken: Die Gelder wurden von der Großen Koalition bereits vor fünf Monaten beschlossen, jetzt können sie laut Bildungsministerin Anja Karliczek tatsächlich abgerufen werden. Das Handelsblatt zitiert sie: „Ich hätte mich natürlich gefreut, wenn das Ganze ein bisschen schneller gegangen wäre“. Zum Beispiel, zu Beginn des digitalen Unterrichts? Immerhin, laut RBB bekommen die Berliner Lehrerinnen und Lehrer „eine offizielle und datensichere E-Mailadresse für dienstliche Zwecke“! Schüler und Eltern werden nicht mehr mit unterschiedlichen Privatmails überflutet. Und das schon bis Ende des Jahres! Willkommen im 21. Jahrhundert!