Ulrich Kirstein / BBAG/Killius
Der Einfachheit halber legen wir die beiden kurzen Wochen um Ostern zusammen in unserer Presseschau. Vergangene Woche gab es die positive Nachricht, dass der Suezkanal endlich wieder frei sei und die vielen wartenden Schiffe nun das Reißverschlussverfahren üben können. Schuld für den kleinen Dreher mit der großen Wirkung war angeblich der Wüstenwind. Außerdem hatten wohl einige Banken viel Vermögen in einen „wenig bekannten US-Hedgefonds“ gesteckt, wie die Börsen-Zeitung schrieb. Der Fonds heißt Archegos Capital und dessen „Debakel belastet Bankaktien schwer“, aber die Börsen-Zeitung beruhigte diese Woche ihre Leser mit der Feststellung: „Pleiten sind für Investoren an der Tagesordnung“, „das Geld ist ständig in Gefahr“. Dazu bildet die Zeitung das Fahndungsplakat von Jan Marsalek ab. Archegos heißt übrigens "Urheber" oder "Pionier" und kommt aus dem Griechischen. Es gäbe auch noch den Archegosaurus, einen langschnauzigen Panzerlurch, der ist allerdings längst ausgestorben.
Auf der Couch
Dann war da noch das „SofaGate“ (Handelsblatt) von Ursula von der Leyen, das die Medien bewegte: Weil sie nicht auf die „Reise nach Jerusalem“ vorbereitet war, nahmen ihr der türkische Präsident und der EU-Rats-Präsident die beiden einzigen Stühle weg, ihr blieb als EU-Kommissions-Präsidentin nur ein gigantisches Sofa abseits der beiden Männer. Ihre Reaktion „Ääähm“ dürfte in die Lehrbücher der Diplomatie eingehen, genauso wie die Interpretation der beiden Männer: Das Protokoll war schuld.
Experten für den Aufschwung
Focus Money bietet uns diese Woche „Das große Expertenheft“ mit Jens Ehrhardt, Mark Valek, Hans-Werner Sinn, Jürgen Pieper und Nick Nelson auf dem Cover. „Die besten Börsenkenner mit den Antworten für Ihr Geld“ heißt es dazu lapidar. Unser Geld hatte allerdings gar nichts gefragt. Börse Online präsentiert die „besten Aktien für den Aufschwung“, nämlich das „Comeback der Industrie-Klassiker“. Das ergebe neue Chancen für europäische Firmen. Außerdem im Heft: Ein Länderbericht über Großbritannien, das trotz Brexit nicht „untergegangen“ sei, sondern ganz im Gegenteil mit einer starken Währung und steigenden Börsenkursen aufwarten kann.
Guten Appetit
Ein Blick aus dem Homeoffice-Fenster bestätigt es: Der Mensch kommt auf den Hund. Haustiere erfreuen sich in der Pandemie wachsender Beliebtheit und der Hund liegt ganz oben in der Beliebtheitsskala. Bereits in jedem fünften Haushalt lebt inzwischen (mindestens) ein Hund, in jedem vierten eine Katze. Ein gefundenes Fressen für die Tierfutterproduzenten, und so widmet das Handelsblatt dem Tierfutterhersteller Interquell eine ganze Seite. Der Familienbetrieb aus der Nähe von Augsburg vertreibt sein Tierfutter unter den Namen „Happy Dog“ und „Happy Cat“ und bietet auch die Varianten Vegan, Bio, glutenfrei an und will sogar Übergewicht bekämpfen. Die Tiere würden oft besser ernährt als ihre Besitzer, so der Firmenchef dazu. Künftig sollen verstärkt Mehlwürmer eingesetzt werden, als Futter, nicht als Haustiere.
Abwesend
Passend zu den Osterferien lasen wir im Handelsblatt,
dass die Microsoft-Managerin Magdalena Rogl, Mutter von vier Kindern
und im Homeoffice, eine automatische Antwortmail kreiert hat, aus der zu
entnehmen ist, dass sie in einem Haus voll „pubertierender Kinder“ mit
wiederholt auftretenden „Lebenskrisen“ arbeite und deshalb etwas Zeit
brauche, bis sie wirklich antworten könne. Manche finden das zu
persönlich, andere wiederum durchaus förderlich für die Kommunikation.
Zumindest wird die langweilige „Abwesenheits-Mail“ (bin derzeit nicht im
Büro, komme dann und dann wieder, lese Mails nur sporadisch), völlig
neu interpretiert. Dem Verfasser fielen dazu einige Varianten ein:
„Versuche gerade, Mathematikaufgaben zu lösen“, „halte längeren Plausch
mit einem Kollegen, der seit zwei Monaten ins Office zurückgekehrt ist“,
„übersetze ein Martial-Gedicht" oder schlicht „löse Lebenskrise“.