Was ist von COP 27 zu erwarten?

Jean-Philippe Desmartin, Edmond de Rothschild Asset Management
Jean-Philippe Desmartin / Bild: Edmond de Rothschild Asset Management
Das Jahr 2022 verdeutlicht einmal mehr den Klimanotstand: Hitzedome in Kanada im Frühjahr, Rekordhitzewellen in Europa in diesem Sommer, verheerende Überschwemmungen in Pakistan. Das Jahr 2022 ist noch nicht vorbei, aber alle Experten rechnen mit einem absoluten Rekord bei den Treibhausgasemissionen und einem Anteil fossiler Brennstoffe am Energiemix von immer noch rund 80 Prozent.
 
Nun haben wir nur noch drei Jahre Zeit, um mit der Umkehrung dieses Trends zu beginnen. Die +1,5°C-Berichte der IEA und des IPCC zeigen das Ausmaß und die Dringlichkeit der Herausforderung. Wir befinden uns bereits heute bei +1,1°C und das für die nächsten 100 Jahre. Das zentrale Szenario, das uns die Experten vorgeben, liegt bei +2,7°C. Es ist noch nicht zu spät für Veränderungen, denn +1,8°C oder +3°C sind ein großer Unterschied.

Eine Befürchtung

Die Befürchtung ist, dass die aktuelle Geopolitik - der Krieg in der Ukraine, die Konfrontation zwischen China und den USA - das Pariser Abkommen schwächen könnte, wie wir es unter Trump erlebt haben, und zu einer Übergangs-COP 27 (UN-Klimakonferenz) ohne wirkliche Fortschritte oder Ankündigungen führen könnte. Der Krieg in der Ukraine schwächt vorübergehend die europäische Position zu fossilen Brennstoffen, ein Thema, über das bei der letzten COP in Glasgow viel gestritten wurde. Im Jahr 2022 werden wir also Zeuge der Rückkehr öffentlicher Subventionen für fossile Brennstoffe.
 
In diesem Zusammenhang ist zu befürchten, dass die nationalen Verpflichtungen der Länder mit den höchsten Emissionen (China, USA, Indien, Japan, Europa) trotz der im letzten Jahr eingegangenen wichtigen Zusage, die nationalen Verpflichtungen jedes Jahr und nicht nur alle fünf Jahre zu überprüfen, kaum verbessert werden. Man beachte die positive Dynamik in Australien, die jedoch die Spannungen in wichtigen Emissionsländern wie China verdeckt.

Eine Hoffnung

Die COP 27 findet in Ägypten statt. Die größte Hoffnung, abgesehen von punktuellen sektoralen oder anderen Initiativen, liegt in der Annäherung an die Schwellenländer. So könnte die Ende 2015 in Paris eingegangene Verpflichtung, den am wenigsten entwickelten Ländern einen Fonds in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr zur Verfügung zu stellen, um sie bei der Finanzierung ihrer energie- und umweltpolitischen Umstellung zu unterstützen, bis 2023 endlich erfüllt werden.

Ein Vorschlag

Eine Ankündigung könnte die Rettung sein. Die Ankündigung, dass in Zukunft der Ort und der Zeitplan des Klimagipfels COP 27 und der Weltnaturkonferenz (CBD COP 15) zeitgleich stattfinden werden. Alle sind sich einig, dass diese beiden ökologischen UND sozialen Herausforderungen in Bezug auf Probleme und Lösungen eng miteinander verbunden sind.

Eine bessere Koordinierung würde sowohl die Weltnaturkonferenz wirklich in Gang bringen wie auch den Klimagipfel unterstützen. Dies könnte eine positive Überraschung in letzter Minute sein. Wie der Philosoph Henri Bergson sagte: „Die Zukunft ist nicht das, was mit uns geschieht, sondern das, was wir aus ihr machen.“

Einige Aktien

Einige Aktien könnten sich besonders gut entwickeln, wie z. B. Darling Ingredients, dessen Geschäftstätigkeit darin besteht, Abfälle (anorganische Fette, Altöl, Dung) zu sammeln, sie zu verarbeiten und zu Kosmetika, Tierfutter oder Biokraftstoffen zu verwerten. Ein weiteres Unternehmen ist SolarEdge, ein Hersteller von Solarwechselrichtern für Photovoltaikmodule für Privathaushalte. Wir unterstützen auch weiterhin die Börsengänge von spezialisierten
Unternehmen wie Lhyfe, das grünen Wasserstoff herstellt, oder OPDEnergy, das Solarstrom produziert.
Jean-Philippe Desmartin ist Leiter für nachhaltige Investments bei Edmond de Rothschild Asset Management (EdRAM)

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

Lhyfe 3,335 -1,91%
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Darling Ingredie Rg 38,995 -1,33%
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SolarEdge Tech Rg 11,084 4,80%
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