Zur Verfolgung seiner knallharten China First-Politik arbeitet China gerne mit internationalen Abhängigkeiten. Momentan rüttelt der Verlust der billigen Gasversorgung und die weltwirtschaftliche Eintrübung am Selbstverständnis exportabhängiger Staaten wie Deutschland. Warum sich diese missliche Lage nicht zunutze machen?
Das Gebot der Stunde für Berlin kann aber nicht noch mehr Abhängigkeit sein. Konkret ist der chinesische Zugang zur Infrastruktur Deutschlands, z.B. dem Hamburger Hafen, sehr kritisch zu sehen. Zwar wird von der Bundesregierung betont, die chinesische Staatsreederei
Cosco übernehme doch nur einen kleinen Anteil am Containerterminal Tollerort.
Nur ein bisschen chinesisch ist aber keine Beruhigung. Die KP hat, da sie keine demokratischen Wahlen befürchten muss, viel Zeit. Man denkt also langfristig. Hier und heute mal ein bisschen, da und morgen mal ein bisschen dazukaufen bis das Ziel erreicht ist. Das Ziel? Cosco will kontinuierlich den Ausbau der maritimen Seidenstraße betreiben, um am Ende die Seehandelsrouten zu kontrollieren.
Für deutsche Politiker stehen nur die nächsten vier Jahre im Mittelpunkt. Die Eintagsfliege interessiert sich ja auch nicht für morgen. Daher schaut Berlin primär auf den kurzfristigen wirtschaftlichen Nutzen. Immerhin habe Cosco ja zugesagt, Teile seines Frachtgeschäftes bevorzugt über den Hamburger Hafen abzuwickeln, falls sie sich beteiligen dürfen. Die unausgesprochene Drohung dabei: Wenn nicht, werden chinesische Schiffe Hamburg meiden und Häfen in Rotterdam, Seebrügge oder Antwerpen bevorzugen. Immerhin hat Cosco bereits Zugriff auf zehn Prozent der europäischen Hafenkapazitäten.
Dieser Vogel friss oder stirb-Politik der Chinesen darf Berlin sich nicht fügen. Ein Nein mag uns zunächst keine wirtschaftlichen Vorteile bringen und eher die Amerikaner erfreuen, die für jede Behinderung Chinas dankbar sind. Grundsätzlich ist in einer globalen Welt nichts gegen Beteiligungen zu sagen. Aber man muss aufpassen, dass man nur die Hand gibt, nicht das Standbein. Und ganz klar muss es heißen: Leistung und Gegenleistung. Wenn China seine Beteiligungs-Mauern für deutsches Kapital ohne Repressalien öffnet, öffnen wir uns.
Ansonsten spielen wir den wirtschaftlich kurzfristig zwar freudigen, langfristig aber armen Hans im Glück. Jedes Beteiligungs-Prozent mehr für China macht aus uns auch mehr Knetgummi, den man zu willfährigen Figuren formen kann.
Sollte China süßsauer reagieren, führen wir uns einfach vor Augen, dass andere asiatische Länder auch schöne Produktionsstandorte haben. Auch ihnen ist die Abhängigkeitspolitik Chinas ein Dorn im Auge.