Rückenwind aus den USA und China

Beate Meyer und Evan Brown, UBS Asset Management
Beate Meyer und Evan Brown / Bild: UBS Asset Management
Wenn wichtige Entscheidungsträger der beiden größten Volkswirtschaften der Welt entschlossen sind, das Wirtschaftswachstum zu unterstützen, lohnt es sich zuzuhören.

Am 18. September startete die US-Notenbank Fed ihren Lockerungszyklus und senkte die Leitzinsen um 50 Basispunkte – eine klare Botschaft, dass sie bereit ist, aggressiv vorzugehen, um eine sanfte Landung der Wirtschaft zu gewährleisten. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass die Fed alle Zinssenkungen, die der Markt für das nächste Jahr bereits eingepreist hat, tatsächlich durchführen muss. Die Wirtschaftsdaten sind seit Wochen überraschend positiv. Der Konsum zeigt sich robust und die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung bleiben niedrig. Es gibt erste Anzeichen, dass sich die Lockerung der finanziellen Bedingungen zu Beginn des Jahres positiv auf den Wohnungsmarkt auswirkt. Zudem gab es eine deutliche Aufwärtskorrektur der geschätzten US-Sparquote von 33 auf 52 Prozent für das zweite Quartal.

Erstmals direkte Unterstützung für Chinas Verbraucher

Eine Woche nach der ersten Zinssenkung in den USA hat Chinas Politbüro eindrucksvoll gezeigt, dass es bereit ist, geld- und fiskalpolitische Maßnahmen zu nutzen, um die Abwärtsrisiken für das Wachstum zu verringern und das Ziel eines realen Wirtschaftswachstums um die fünf Prozent zu erreichen. Die Ankündigungen, den Immobilienmarkt, die Kapitalmärkte und die Verbraucher zu unterstützen, signalisieren einen Strategiewechsel der Regierung hin zur Wiederbelebung der Stimmung und Dynamik im privaten Sektor. Besonders bemerkenswert ist, dass es wohl zum ersten Mal unter Präsident Xi eine echte direkte Unterstützung der Konsumenten geben wird.
 
China zeigt sich dank des Konjunkturpakets und solider Wirtschaftsdaten wieder auf einem stabilen Erholungspfad. Obwohl die Märkte kurzfristig weiterhin volatil bleiben könnten, wird das Stimuluspaket langfristig für mehr Stabilität sorgen. Insbesondere die Emerging Markets, mit China an der Spitze, profitieren von dieser Entwicklung, was durch den verstärkten Fokus auf den privaten Konsum zusätzlich begünstigt wird.

Zwar ist der Umfang der fiskalischen Hilfen noch unklar, aber es gibt eine klare Botschaft, Abwärtsrisiken anzugehen. Und es besteht die Möglichkeit, dass in den kommenden Wochen weitere stimulierende Maßnahmen verkündet werden.

China und Emerging Markets ins Übergewicht hochgestuft

Auf der Aktienseite haben wir China und die Emerging Markets, die weiterhin attraktiv bewertet sind, ins Übergewicht hochgestuft. Auch wenn Europas Unternehmen, insbesondere Luxusgüter-Exporteure, von Chinas Stimulus profitieren dürften, bleibt die Region untergewichtet.

Angesichts der aktuellen Entwicklungen könnte es für Investoren sinnvoll sein, Asien, insbesondere China, wieder verstärkt zu beobachten, insbesondere aus einer mittel- bis langfristigen Perspektive. Der zunehmende private Konsum sowie die verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eröffnen vielversprechende Investitionsmöglichkeiten. Ausländische Investoren, die zuvor aufgrund politischer Unsicherheiten zurückhaltend waren, könnten ihr Vertrauen in den Markt wiedergewinnen. Dabei waren es in der Vergangenheit weniger die wirtschaftlichen Fundamentaldaten, sondern vielmehr die unvorhersehbaren politischen Eingriffe, die zu Verunsicherung geführt haben. Die jüngsten Reformen signalisieren jedoch eine verstärkte Ausrichtung auf Stabilität und Verlässlichkeit, was die Attraktivität des Marktes langfristig erhöhen dürfte.

Deutschlands schwächelnde Wirtschaft und Gegenwind im Fertigungssektor bereiten indes weiterhin Sorgen. US-Aktien bleiben hingegen übergewichtet, auch wenn sie überbewertet sind. Die Aktionen von Fed und Politbüro kamen, als die Investoren gerade dabei waren, viel Kapital in defensive Sektoren umzulenken. Wir sehen jetzt Outperformance-Potenzial bei den Zyklikern gegenüber defensiven Titeln.

Im Anleihebereich wurden US-Staatsanleihen auf eine neutrale Position zurückgestuft, da die US-Wirtschaft widerstandsfähig zu sein scheint. Bei Unternehmensanleihen punkten Asien und Europa mit attraktiveren Bonitätsaufschlägen als die USA. Das Gap zwischen China und den USA wird immer enger, besonders was Patentlösungen und den Bereich Künstliche Intelligenz betrifft.
Beate Meyer ist Head of Wholesale Central Europe bei UBS Asset Management (Deutschland), Evan Brown Head of Multi-Asset Strategy bei UBS Asset Management.