Dr. Georg von Wallwitz / Bild: Eyb & Wallwitz
Zeiten der Inflation sind durch einen breiten Wohlstandsverlust gekennzeichnet. Für das Geld auf dem Konto können wir weniger kaufen, aber auch alle anderen Anlageformen leiden. Aktienkurse fallen, weil die Unternehmen nicht mehr so gut kalkulieren können und daher oft sinkende Margen haben. Anleihekurse fallen, da die Zinsen steigen (ein braver Anleger in 10jährigen deutschen Staatsanleihen hat in diesem Jahr bislang etwa 20 Prozent Kursverlust sowie etwa 10 Prozent Kaufkraftverlust zu verzeichnen). Immobilienpreise fallen, weil die Finanzierung teurer wird und die Gefahr staatlicher Eingriffe steigt (die Aktie von
Vonovia ist in diesem Jahr um -60 Prozent gefallen).
Ein Verteilungskampf beginnt
Gewiss gibt es immer einige Gewinner, aber es bleibt abzuwarten, ob sie am Ende der Inflationszeit immer noch die Gewinner sind. (Die Firma von Hugo Stinnes, dem König der Inflation von 1923, war 1924 praktisch pleite).
Von den Löhnen lässt sich durch die Inflation nicht mehr so viel kaufen, ebenso von den Mieteinnahmen oder Zinsen und Dividenden. Da zunächst niemand diesen Wohlstandsverlust akzeptieren will, beginnt ein Verteilungskampf. Die Gewerkschaften fordern Inflationsausgleich (d.h. die Unternehmen sollen den Wohlstandsverlust alleine tragen). Vermieter erhöhen die Mieten mit der Inflationsrate (wenn sie damit bei den ärmer gewordenen Mietern durchkommen). Die Unternehmen versuchen die Preise zu erhöhen, um ihre durch Lohnforderungen und höhere Rohstoffpreise gefährdeten Margen zu verteidigen. Kurz: Jeder ist sich selbst der nächste und versucht im Abwärtsstrudel ganz oben zu schwimmen.
Die Wohlstandsillusion ist verflogen
Am Ende der Inflation steht immer das selbe: Es muss mehr (oder produktiver) gearbeitet werden für (real) weniger Geld. Die Wohlstandsillusion ist verflogen, der das Land vor der Inflationszeit nachhing (denn fast immer liegt vor der Inflation eine Zeit, in der allzu großzügig Geld verteilt wurde, von dem nicht klar war, wer es erwirtschaften und in Form von Steuern abgeben sollte. Durch das Verteilen von Geld entsteht aber kein Wohlstand).
Aber wenn die Wohlstandsillusion erst einmal verflogen und die Inflation beendet ist, kann man sich von seinem Geld wenigstens wieder berechenbar etwas kaufen - und das ist viel wert.
Die Politik wäre gut beraten, den Menschen reinen Wein einzuschenken und sie über den aktuellen Wohlstandsverlust aufzuklären. Es ist eine Illusion, dass der Staat alle finanziellen Verluste (durch Energiepreise, Inflation etc.) auffangen kann. Zu einem großen Teil werden Haushalte und Unternehmen selbst klarkommen müssen. Alle werden sich einschränken müssen. Und dabei wird es Härten und Pleiten geben. Je früher die Regierung die Bevölkerung über die neuen Realitäten aufklärt, desto sachlicher kann auch über die Verteilungsfragen geredet werden. Aber das ist vielleicht zu viel verlangt.
Dr. Georg von Wallwitz ist der ungewöhnlichste Geldverwalter des Landes. So zumindest hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihn bezeichnet. Warum? Er hat mit
Eyb & Wallwitz nicht nur eine erfolgreiche Fondsgesellschaft gegründet, sondern nebenbei auch vier von der Kritik hoch gelobte Bücher geschrieben, in denen er Ökonomie und Kapitalmärkte mit Philosophie und beißendem Humor verbindet. Bei Eyb & Wallwitz rief er den von Morningstar mit fünf Sternen ausgezeichneten
Phaidros Funds Balanced ins Leben. Sein jüngstes Buch, heute so aktuell wie nie, heißt “
Die große Inflation. Als Deutschland wirklich pleite war.”