Carsten Mumm / Bild: Privatbank DONNER & REUSCHEL
Gerade wurden die drei Wirtschaftswissenschaftler – Daron Acemoğlu, Simon Johnson und James A. Robinson – für Ihre Arbeit zur „Entstehung von Institutionen und ihren Auswirkungen auf den Wohlstand“ mit dem Wirtschaftsnobelpreis geehrt. Zwar beschäftigten sich die Forscher mit der Historie der Wohlfahrtsentstehung, doch können ihre Erkenntnisse im Rahmen vieler Transformationen von Volkswirtschaften zu einer zukunftsfähigen Aufstellung sowie im derzeit immer stärker akzentuierten Systemwettbewerb zwischen marktwirtschaftlich demokratisch organisierten und autokratisch geführten Volkswirtschaften behilflich sein. Eine der entscheidenden Erkenntnisse ihrer Arbeit ist, dass sich stabile staatliche und gesellschaftliche Institutionen positiv auf das Wachstum und damit den Wohlstand der Bevölkerung auswirken, wenn sie integrativ, also mit einer Gewaltenteilung versehen sind.
Marktwirtschaft und Demokratie fördern Wohlstand...
In diesem Fall erfolgt eine besonders starke Fokussierung auf langfristige wirtschaftliche Chancen mit dem Ergebnis einer nachhaltigen, lange anhaltenden Prosperität. Im Fall von ausbeuterischen Institutionen ergeben sich hingegen erhebliche Ungleichheiten und gesamtwirtschaftliche Stagnation. Die Forscher erkannten, dass viele durch diese Wirkungszusammenhänge ehemals – v.a. im Sinne von Rohstoffvorkommen – reiche Länder, die von Kolonialmächten ausgebeutet wurden, im Laufe der Geschichte verarmten, während ursprünglich ärmere Regionen durch einen integrativen Ansatz von Institutionen wohlhabender wurden. Wichtige Erkenntnisse, denn langfristig bergen die auf Demokratie und Marktwirtschaft fokussierten Volkswirtschaften ein deutlich größeres Potenzial für Wirtschaft, Gesellschaft und Menschen. Insofern kann das Streben nach autokratischen Führungsstilen als Randnotiz der besonders turbulenten Zeiten gesehen werden, in denen Politiker mit sehr einfachen Antworten auf komplexe Problemstellungen früher oder später durch einen fehlenden Tiefgang entlarvt werden.
...Populismus schadet Wohlstand
Populismus schadet langfristig dem Wohlstand. Es geht um fundamentale Veränderungen von betriebs- und volkswirtschaftlichen Geschäftsmodellen, die zwar jahrzehntelang bewährt, aber angesichts diverser grundlegender Veränderungen nicht mehr zukunftsfähig sind. Dabei sind Freiheit und Wettbewerb entscheidende Grundfesten bei der Neuorientierung von Produktionskapital in einem schöpferischen Sinne und sollten zulasten staatlichen Interventionismus im Vordergrund stehen. In diesem Zusammenhang ist eine weitere wichtige Erkenntnis, dass technologischer Fortschritt vor allem in Staaten mit inklusiven Institutionen Einzug gehalten und dadurch den Wohlstandsanstieg noch weiter befeuert hat. Zudem beinhalten die Ergebnisse der Preisträger wichtige Hinweise für die Wirtschaftspolitik bei der Begegnung großer Einkommensunterschiede zwischen verschiedenen Ländern. So sind die 20 Prozent reichsten Staaten heute rund 30 mal wohlhabender als die 20 Prozent ärmsten Staaten. Auch wenn die ärmeren Staaten wohlhabender geworden sind, bleibt die Kluft nach oben. Die gute Nachricht ist, dass sich Institutionen und damit Wohlstandsperspektiven verändern können.
Carsten Mumm ist Chefvolkswirt der
Privatbank DONNER & REUSCHEL.
Er ist verantwortlich für die Erstellung der Konjunktur- und
Kapitalmarktprognosen sowie der kapitalmarktrelevanten Publikationen.
Zuvor verantwortete er die Vermögensverwaltung für private und
institutionelle Kunden, das Management von Spezial- und Publikumsfonds
sowie die hauseigenen Research-Tätigkeiten. Der gelernte Bankkaufmann
und studierte Diplom-Volkswirt ist seit 1998 im Bereich Kapitalanlage
beschäftigt. 2006 qualifizierte er sich zum Chartered Financial
Analyst.