Kai Brüning / Bild: apoAsset
Viele Gesundheits-Unternehmen sind kürzlich an die Börse gegangen, der Prothesen-Hersteller Otto Bock dürfte bald folgen. Doch die ersten Aktien eines Börsendebüts (englisch IPO) sind meist nur wenigen vorbehalten. Aaktive Fonds sind dabei im Vorteil, aber auf welche Faktoren kommt es an?
Die Zahl ist enorm: 413 Gesundheits-Unternehmen sind in den vergangenen
zwölf Monaten weltweit an die Börse gegangen. Beispiele sind
Synlab, die größte medizinische Laborkette Europas, und
Nyxoah,
das mit Medizintechnik gegen Schlafapnoe erfolgreich ist. Die
Aktienkurse der vielen Börsenneulinge sind seitdem im Schnitt um 65
Prozent gestiegen, unabhängig davon, ob der IPO gestern oder vor einem
Jahr war. Das wachsende Angebot ist positiv, doch die Welle hat
teilweise auch unreife Kandidaten an die Börse gespült. Als Fondsmanager
beteiligen wir uns nur an ausgewählten IPOs. Eine schöne Story reicht
dafür nicht. Vielmehr achten wir im Detail auf eine stabile
Finanzierung, die Innovationsstärke, den medizinischen Mehrwert, das
Geschäftsmodell und die Wettbewerbsposition. Dabei sprechen wir vorab
auch persönlich mit dem Management der Börsendebütanten selbst.
Frisches Geld für Investitionen in die Zukunft
Für Unternehmen kann ein Börsengang unterschiedliche Ziele haben: Eine andere Eigentümerstruktur, falls ein Gesellschafter seine Anteile platzieren möchte, oder eine breitere Eigentümerbasis, um mehr Geld in die Zukunftsfähigkeit investieren zu können. Der erwartete Börsengang des deutschen Prothesenherstellers Otto Bock für Anfang 2022 könnte eine Kombination von beidem sein.
Der Erfolg einer Firma – und damit einer Volkswirtschaft – hängt maßgeblich davon ab, wie viel sie investieren kann und natürlich wie sie investiert. Ein Börsengang, sei es mit Aktien oder Anleihen, ist für die Finanzierung eine sehr direkte Möglichkeit. Am Primärmarkt fließt das neu eingeworbene Geld direkt an die Aktiengesellschaft. Fonds, die sich daran beteiligen, fördern also direkt Innovationen und Wachstum – und sind Teilhaber an den Erfolgen.
Aktive Fonds können zugreifen, ETFs müssen draußen bleiben
Börsengänge und Kapitalerhöhungen zeigen einen wichtigen Unterschied zwischen passiven Indexfonds (ETFs) und aktiv gemanagten Fonds, die gezielt investieren können. ETFs bilden in der Regel Indizes nach: Je mehr Geld ihnen zufließt, desto mehr investieren sie am Sekundärmarkt in die immer gleichen Unternehmen eines Index – und das absolut unreflektiert. Von den Milliarden Euros, die in den vergangenen Jahren in ETFs geflossen sind, haben die Firmen, deren Aktien gekauft wurden, keinen Cent gesehen. Falls sie zu einem Index gehörten, profitierten sie nur darüber, dass ihr Wert durch die Liquiditätsflut stieg.
Anders verhält es sich bei den meisten aktiv gemanagten Fonds. Von diesen kommt das Geld für Investitionen. Der direkte Austausch zwischen den Unternehmen und diesen Fonds vor einem Börsengang bzw. einer Kapitalerhöhung spielt dabei eine zentrale Rolle. Falls es bei Otto Bock zum Börsengang kommt, dürfte dessen Führung daher vor allem mit aktiven Gesundheitsfonds den Kapitalbedarf erörtern – wie zum Beispiel mit Apo Asset Management oder Medical Strategy.
Kai Brüning ist Senior Portfolio Manager Healthcare der
apoAsset und Mitglied der Life Science Kommission der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA). Der Diplom-Kaufmann und DVFA Investment Analyst verfügt über 20 Jahre Investment-Erfahrung im weltweiten Gesundheitsmarkt. Als mehrfach ausgezeichneter Fondsmanager verantwortet er unter anderem die globalen Gesundheitsfonds
apo Medical Opportunities,
apo Digital Health,
apo Medical Balance sowie apo Emerging Health.