Bitte melden!

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Diese Woche hatte sich die Presse insbesondere auf die Aufarbeitung der Wirecard-Pleite gestürzt: Wer war in und außerhalb des Unternehmens schuld, wer hätte eingreifen können oder müssen? Wie können solche Fälle in Zukunft ausgeschlossen werden? „Wirecard-Skandal heizt Debatte über Reformen an“, titelte so die Börsen-Zeitung am Mittwoch und Sabine Wadewitz überschrieb ihren Kommentar darin mit „Testierter Betrug“. „Riesiger Betrugsverdacht bei Wirecard“ schrieb die Süddeutsche Zeitung, wobei das Wörtchen „Verdacht“ doch seltsam klang. Wenig Ursache zum Handeln scheint die BaFin zu sehen, zumindest wenn man der Schlagzeile der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Glauben schenken möchte: „Ich würde genauso wieder handeln“! Kein Trost für Anleger. Erst einmal müsste man die wahren Schuldigen im wahrsten Sinne des Wortes „finden“!  Da klingt es fast rührend, wenn die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Dienstag ihren Artikel mit „Ex-Wirecard-Vorstand Marsalek, bitte melden!“ überschreibt. Wird er wohl nicht tun, denn Marsalek kann offensichtlich nicht nur Bilanzen verschleiern, sondern auch seinen Aufenthaltsort.

Sicher ist sicher

Nach allem Nervenleiden aufgrund Wirecard können Anleger aufatmen, titelt Focus Money doch mit „Null Risiko? So sicher können Aktien sein!“. Die Redaktion stellt uns „geniale Strategien“ vor, mit denen wir „ständig im Plus“ sind. Ständig im Plus ist bei uns nur die Waage. Da waren wir gespannt auf das Cover von BörseOnline: „Die Favoriten fürs zweite Halbjahr“ wurden hier aufgeboten. „…trotz Corona führt kein Weg an der Aktienanlage vorbei“ stand im Heft zu lesen, was wir gerne unterschreiben. Die Juli-Ausgabe des Smart Investor geht auf dem Cover mit Pickel und Sonde nicht auf Rohstoffjagd, sondern sucht wahre Werte: „Value – vor der Wiederentdeckung?!“ Das Monatsmagazin Euro fragt da fast schon philosophisch „Wie sicher ist sicher?“ Bargeld oder Gold, Lebensversicherung oder Garantiefonds, Bundesanleihen oder Immobilien? Sicher ist, dass der Bund Geld braucht, also Steuern benötigt: „Corona-Crash zeigt. So schonungslos wird die neue Steuer“. Mit diesem Titel machte Der ZertifikateBerater auf. Gemeint war damit die ab 2021 geltende neue Steuerregel, dass Verluste aus Termingeschäften nur noch eingeschränkt mit Gewinnen verrechnet werden können. Das trifft vor allem Anleger, die ihr Vermögen etwa für die Altersvorsorge mit Zertifikaten absichern möchten. Im Klartext heißt dies, dass Steuern fällig werden, obwohl man in einem Jahr Verluste erzielt hatte. Der Staat macht aus Minus Plus, im Matheunterricht lernt man das eher nicht.

Corona-Verekelungen

Nehmen Corona und die Maßnahmen gegen die Pandemie Einfluss auf unser künftiges Verhalten und damit auf die Wirtschaft? „Wir sind zu viel gereist“ stellt der bekannte Zukunftsforscher Matthias Horx im Handelsblatt (Dienstag) klar. 2019 hält er für das Jahr mit dem „Peak Travel im Sinne von Volumen und Verdichtung der Reiseströme“. Er spricht von „Corona-Verekelungen“ und meint damit keinen Schlachtkonzern in Nordrhein-Westfalen, sondern dass „Erlebniskonzepte“, die vor kurzem noch funktionierten, nun ihre Attraktion verloren hätten, vom Massensaufen bis eng an eng im Flugzeug sitzen. Darüber hat Horx gleich ein Buch geschrieben, schließlich saß der vielreisende Zukunftsforscher überwiegend zuhause am Schreibtisch: „Die Zukunft nach Corona“ ist im Econ-Verlag erschienen. Unter der Überschrift „New World Order“ präsentiert Focus Online auf mehreren Seiten, welche Branchen durch Corona besonders verändert wurden und werden und zählt Bildung, Konsum, Zahlungsverkehr und Industrie/Mobilität auf. Neue Chancen für Anleger. Einer anderen Folge von Corona spürte Die Welt nach: Sie brachte auf dem heutigen Titel die ausgeschriebene Zahl 218 mit neun Nullen und daneben das Bild von Finanzminister Olaf Scholz. Gemeint war er als Verantwortlicher für den Nachtragshaushalt mit einer Rekordverschuldung von 218 Milliarden Euro!

Fußball im Park

Kaum ein Zeichen dürfte den Wandel der Wertpapierkultur besser aufzeigen als der Sponsorenwechsel des traditionsreichen Bundesligisten und Champions-League-Teilnehmers Borussia Mönchengladbach: Statt der allseits bekannten Postbank, längst nur noch ein Teil der Deutschen Bank, tragen die Borussen nun den Internetbroker „Flatex“ auf der Brust. (FAZ). Damit die Deutsche Bank fußballerisch nicht leer ausgeht, heißt die Commerzbank-Arena in Frankfurt künftig „Deutsche Bank Park“ – Fußball wird unseres Wissens dort auch weiterhin gespielt (Börsen-Zeitung).
 
Apropos Fußball: Im dem der Börsen-Zeitung beiliegenden Magazin Rendite entdeckten wir einen Artikel über europäische Fußballaktien „Wenn Anleger auf Tore hoffen“. Auch wenn sich der Artikel auf die Großen von Ajax Amsterdam, Manchester United bis Borussia Dortmund konzentrierte, fand sich der in unserem Mittelstandssegment m:access notierte SpVgg Unterhaching in einer vergleichenden Tabelle wieder. Interessant: Wenn der Umsatz 2018/19 des Drittligisten auch nicht einmal die 1-Millionen-Euro-Marke erreichte, während er sich bei den anderen Vereinen meist im dreistelligen Bereich bewegte, lag die Marktkapitalisierung immerhin mehr als doppelt so hoch wie beim FC Porto - und der spielt immerhin in der Champions League! Der Spitznamen für die Spieler des FC Porto wäre für den bayerischen Verein Unterhaching übrigens ebenfalls passend, ist aber auch im Bayernland bereits vergeben: Blau-weiß!

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

Deutsche Bank 16,598 0,01%
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Borussia Dortmund I 3,66 -1,61%
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SpVgg Unterhaching 4,16 10,05%
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Commerzbank 14,175 0,82%
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flatexDEGIRO N 11,83 18,78%
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Manchester Utd-A Rg 14,855 1,99%
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AFC Ajax Br 10,35 1,47%
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