Beate Meyer und Evan Brown / Bild: UBS Asset Management
Auf Anleger könnten einige unruhige Monate
zukommen. Das liegt nicht nur an den im November anstehenden
US-Präsidentschaftswahlen, in deren Vorfeld sich Aktienmärkte aufgrund
politischer Unsicherheiten tendenziell wacklig zeigen. Die US-Wirtschaft
hat ein kritisches Zeitfenster vor sich, in dem der Arbeitsmarkt
standhalten muss, bis die Auswirkungen von Zinssenkungen und einer
breiteren Lockerung der finanziellen Bedingungen eine gute
Wachstumsgrundlage bieten. Es besteht die Gefahr, dass die
Entlassungszahlen plötzlich in die Höhe schnellen und den Konsum
belasten. Die Frage ist auch, ob eine rezessive Dynamik bereits
eingesetzt hat und die US-Notenbank zu spät und zu schwach agiert.
Weiterhin eine sanfte Landung der US-Wirtschaft zu erwarten
In unserem Basisszenario befürchten wir
nicht, dass es schon zu spät ist, um eine Rezession in den USA zu
vermeiden. Die finanziellen Bedingungen haben sich bereits im Laufe des
Jahres gelockert, deutlich vor den eigentlichen Zinssenkungen. Dies
dürfte das Wirtschaftswachstum unterstützen, wenn auch mit
Verzögerungen. Zudem ist das aktuelle wirtschaftliche Umfeld deutlich
gesünder als vor anderen Zinssenkungszyklen, die Rezessionen
vorausgingen. Wir sehen keine offensichtlichen strukturellen
Ungleichgewichte in der Wirtschaft und halten die Bilanzen des privaten
Sektors insgesamt für gesund. Unternehmensmargen und Konsumwachstum
schwächen sich in der Regel vor einer Rezession ab, sie haben sich
jedoch verbessert.
Aktienkurse enthalten bereits viel Optimismus
Die Aktienmärkte sind dennoch mit Vorsicht zu
betrachten. Das Risiko-Rendite-Verhältnis für globale Aktien scheint
bei den derzeitigen Bewertungen weniger günstig. Es ist bereits viel
Optimismus in den Kursen eingepreist. Die aktuellen Bewertungen bieten
wenig Sicherheit, falls sich das Wirtschaftswachstum schneller und
stärker als erwartet verschlechtert. Wir haben daher in unseren
Portfolios Aktien von Übergewicht auf Neutral zurückgestuft und
fokussieren uns auf Relative-Value-Chancen.
Volatilität und langfristige Strategien
Die wirtschaftliche Abhängigkeit Europas von
den USA zeigt sich erneut deutlich, sowohl in den makroökonomischen
Verflechtungen als auch in den großen Aktienindizes. Zusätzlich wird die
derzeitige Volatilität durch saisonale Faktoren wie
Unternehmensberichterstattung, Zinsentwicklungen und die bevorstehenden
US-Wahlen verstärkt. Die Schwäche der Tech-Giganten, die lange als
treibende Kräfte fungierten, verschärft diese Unsicherheiten weiter.
Dennoch sollten Investoren besonnen agieren und langfristige Strategien
verfolgen, da kurzfristige Schwankungen historisch betrachtet als normal
einzustufen sind.
Im
Aktienbereich beispielsweise bevorzugen wir aufgrund des stärkeren
Ertragsprofils und des geringeren Engagements im schwächelnden
Fertigungssektor die USA gegenüber dem Rest der Welt. Das mag zwar
angesichts der zuvor geschilderten Risiken für die US-Wirtschaft
überraschen. Aber die Vergangenheit zeigt, dass US-Aktien in einer
Abkühlungsphase, selbst wenn diese die eigene Wirtschaft betrifft, zu
einer Outperformance neigen. Bei US-Exposure setzt Brown auf eine breite
Aktienauswahl und vermeidet eine übermäßige Konzentration auf das Thema
Künstliche Intelligenz.
Neutralität im Anleihesektor
Im Anleihebereich sind wir bei der Duration
und Unternehmensanleihen neutral. Der Markt hat bereits ein hohes Maß an
Lockerung für ein Soft-Landing-Szenario eingepreist, sodass
Staatsanleihen weitgehend als Absicherung für risikoreiche Anlagen
dienen.
Beate Meyer ist Head of Wholesale Central Europe bei UBS Asset Management (Deutschland),
Evan Brown Head of Multi-Asset Strategy bei
UBS Asset Management.