Weniger Stress für Fortgeschrittene

Ulrich Kirstein mit der Presseschau
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Es war die Woche der internationalen Notenbanken von der Fed bis zur Bank of China. Vorher reagierten die Märkte nervös aus Sorge vor weiteren Zinserhöhungen, hinterher ist man gerne schlauer: „Fed lässt Leitzins wie erwartet unverändert“, titelt die Börsen-Zeitung. Die Auswirkung auf die Märkte war eher gering, wie die Unterzeile verrät: „Anleger halten sich zurück – Leichte Aufschläge am Aktienmarkt“. Auch die Bank of England legte eine Pause ein, zumindest bei den Zinserhöhungen. Da alle Notenbanken aber weitere Zinserhöhungen nicht ausschließen wollten, reagierten die Anleger zunehmend verschnupft. Jenseits der Notenbanken machte uns noch ein Satz aus Gabor Steingarts Newsletter The Pioneer Briefing stutzig, in dem es um den neu geschaffenen Posten eines UFO-Direktors in der NASA geht: „Denn es gibt zwei Themen, die die Nation aufwühlen und spalten: Trump und die Außerirdischen.“ Wir haben uns ganz kurz gefragt, ob man das nicht irgendwie miteinander verknüpfen könnte? Und zuletzt, heute endet der Sommer, zumindest kalendarisch. Und ja, auch wenn wir aus dem Fenster blicken, sieht es tatsächlich nicht mehr nach Sommer aus.

Rally für Einsteiger

Tech-affin zeigt sich Der Aktionär auf dem Titel mit einer Platine, die an ein Gesicht erinnert. Uns zumindest. Logisch, denn „100% mit Tech“ lautet der Text dazu und weiter: „Rally dank ARM-IPO, Zinspeak, KI-Boom – Diese Aktien sind heiß“. Ob es dieselben Titel sind, die auch Börse Online mit „So machen Sie aus 30.000 Euro 100.000“ anpreist, verraten wir hier nicht. Mathematisch vielleicht doch nicht ganz korrekt heißt es außerdem: „Aktien, ETFs, Fonds, die sich verdreifachen“. Focus Money bietet uns „die beste ETF-Strategie – mehr Rendite, weniger Stress – für Einsteiger wie Fortgeschrittene“. Dazu tanzt ein aus einer 100-Euro-Note gefaltetes Papierschiffchen auf einem Wellenkamm. Wir geben zu, wir können Bild und Text nicht wirklich in Einklang bringen, aber das liegt sicher an uns. Für mindestens so viel Aufmerksamkeit wie schneller Reichtum sorgt gewöhnlich die Furcht vorm Gegenteil, sind Gier und Panik doch die beiden bestimmenden Sentiments an der Börse. „Deutschlands erfahrenster Fondsmanager warnt: Crash-Gefahr“ meldet Euro am Sonntag mit Jens Erhardt auf dem Cover.

Reich

Einen Sonderapplaus aufgrund der grafischen Aufmachung hat sich die Wochenendausgabe des Handelsblattes verdient: Sie hat kurzerhand einen Kurvenverlauf mittels zweier Euro-Zeichen in einen Smiley verwandelt und mit der erfreulichen Unterschrift versehen: „So wird man reich“. Leider geht’s nicht von alleine: „Sparen, erben, gründen“ lesen wir weiter. Im Heft erfahren wir erstaunliche Zahlen: Zwei Drittel der Forbes 400 sind Selfmade-Milliardäre und von diesen stammen wiederum nur 11,5 Prozent aus der Oberschicht. Dass die meisten Millionäre aus den USA kommen, dachten wir uns schon, Rang zwei nimmt Japan ein, Deutschland liegt auf Platz vier dicht vor China. Von den Kreisen liegt Starnberg ganz vorne in der Beliebtheit der Reichen, bei den Städten behauptet sich Düsseldorf knapp vor München. Und bei „Hochbezahlte Jobs mit wenig Konkurrenz“ liegen Finanzberater für Versicherungen ganz oben und wir entdecken auch „Growth Manager“. Ob ein solcher einmal unseren Garten heimsuchen könnte? Bei Kommunikatoren muss es wohl eher „Niedrigbezahlte Jobs mit viel Konkurrenz“ heißen, da wird es schwierig mit dem reichwerden…

Schnurlos

Ältere erinnern sich an die Zeiten, als man festgebannt im Flur stand, ungemütlich und dunkel, nur um zu telefonieren. Das Telefon hatte seinen festen Platz, die Frage nach dem „wo bist du gerade“ erübrigte sich. Manche verlegten sich darauf, eine lange Leitung zu verlegen und konnten so, mit dem Telefon in der Hand, in der Wohnung herumspazieren, das Kabel immer sorgsam im Auge behaltend, um nicht darüber zu stolpern. Endlich kam die Erlösung und das erste schnurlose Telefon auf den Markt. 1984 stolz präsentiert von einem eigenen Postminister (Christian Schwarz-Schilling, wer sich daran noch erinnert) und der Siegeszug von Gigaset setzte ein. Es gab Zeiten, da hatte jeder zweite Haushalt ein solches Telefon aus dem Hause Siemens, lesen wir in Die Welt. Aber: „Marktführer bei Schnurlos-Telefonen meldet Insolvenz an“. Handys und Smartphones haben das Festnetztelefon überflüssig gemacht. Was nützt eine Marktführerschaft für ein Produkt, das niemand mehr braucht? Genau. Nichts. Dabei würden uns durchaus Dinge einfallen, die wir gerne schnurlos hätten: Bügeleisen, Stabmixer, Toaster...