DAX und Bierpreis auf dem Münchener Oktoberfest im Vergleich /Bild: BBAG
Die Franzosen haben ihre Revolution, die Amerikaner ihre Verfassung und die Deutschen haben ihr Reinheitsgebot. Ganz so extrem ist es sicher nicht, aber stolz sind wir doch auf unseren Gerstensaft. Und damit stehen wir nicht alleine.
Ich werde es nie vergessen: Zwei unabhängige Situationen, einmal im Gespräch mit einem Amerikaner, einmal mit einem Australier, beide Male wurde ein Bier getrunken. Und beide Male waren sich meine englischsprachigen Bekannten einig, dass das deutsche Bier das beste auf der Welt sei. Allerdings nicht nur geschmacklich, sondern auch aufgrund seiner Qualität. Begeistert erzählte der Australier, egal wie viel man davon trinke – aufgrund des »German Purity Law« bekäme man am nächsten Morgen keinen Kater. Schließlich sei das Getränk pure, also rein. Diese Behauptung lassen wir einmal dahingestellt. Fest steht, das Reinheitsgebot ist auch eine Marke und die Werbetrommel dafür wird kräftig gerührt.
Trotz Jubiläum auch Sorgen
Auch wenn das 500jährige Jubiläum des Reinheitsgebots ein Grund zum Feiern ist, gibt es für die deutschen Brauer auch Grund zur Sorge. Die Ursache: Seit Jahren sinkt der Pro-Kopf-Verbrauch an Bier, was zu einem stetig sinkendem Inlandskonsum führt. Schon allein durch den demografischen Wandel fehlen den Brauereien bis 2060 etwa 14 Prozent der potentiellen Konsumenten. Doch schon heute spürt man die Auswirkungen einer älter werdenden und auf gesundheitliche Aspekte konzentrierten Bevölkerung. Denn eine gesündere Lebensweise und der Verzicht auf alkoholische Getränke, gerade bei ehemals besonders relevanten Zielgruppen, bereiten den Brauunternehmen Kopfzerbrechen. Ein weiterer kritischer Punkt ist der Preiskampf, der zu einer andauernden Wertvernichtung führt.
Allerdings gibt es, bei aller Sorge, durchaus Chancen. Der Absatz von alkoholfreiem Bier entwickelt sich schon seit langem positiv. Wenn die Konsumenten auf Alkoholisches verzichten wollen, jedoch nicht auf ihr geliebtes Feierabendbier, liegt diese Alternative natürlich nahe. Während der Absatz einst populärer Sorten wie Export oder Dunkelbier rückläufig ist, sind regionale Spezialitäten auf dem Vormarsch. Das Helle wird immer beliebter, immer größere Mengen werden verkauft. Das freut uns Bayern natürlich besonders.
Es müssen nicht immer »die Großen« sein
Während die großen Brauereien mit einem Geschäftsrückgang kämpfen, läuft es für kleinere Brauereien (bis 100.000 Hektoliter Ausstoß) besser. Obwohl diese von 2006 bis 2015 einen fünfzehnprozentigen Rückgang des Ausstoßes hinnehmen mussten, konnten sie auf regionaler Ebene, vor allem durch den Ausschank von Fassbier in der Gastronomie, sich dem Preiskampf und damit verbundenen Verlusten erwehren.
Noch ein weiterer Bereich der Branche entwickelt sich positiv. Mikro-Brauereien mit einem Ausstoß unter 1.000 Hektolitern konnten als einziges Segment ihr Volumen erhöhen. Craft Beer ist beliebt, der Konsument kauft lieber beim lokalen Brauer seines Vertrauens als bei einem großen, anonymen Hersteller mit einer Fülle unterschiedlicher Marken unter einem Dach. Die erfolgreiche Lokalstrategie ist kein Geheimnis, weshalb immer neue kleine Brauereien als Alternative zu den alteingesessenen, etablierten Namen gegründet werden.
Internationale Anlagemöglichkeiten
Auch an der Börse ist Bier ein Thema – schließlich steht hinter dem kühlen Blonden eine Milliardenindustrie, die noch dazu relativ konjukturresistent ist. Die Internationalisierung und Konzentration ist groß, auch wenn dieser Prozess so langsam abgeschlossen scheint. Die fünf größten Aktiengesellschaften sind
Anheuser-Busch InBev,
SABMiller,
Heineken,
Carlsberg und
China Resources Breweries. Sie vereinen beispielsweise Biermarken wie
Beck's, Franziskaner, Corona, Hasseröder, Diebels, Löwenbräu, Spaten, Stella Artois oder Leffe (alle AB/InBev), Bulmers, Cascade, Dreher, Foster's, Pilsen (SABMiller), Amstel, Birra Moretti und Heineken sowie Tuborg, Holsten, Astra, Duckstein, Hannen Alt und Carlsberg.
Brauereien im Lande
Wer hingegen lieber in regional investieren (und genießen?) will, fühlt sich wahrscheinlich mit einer der folgenden Optionen aus Deutschland wohler: