Erste Bitcoin- und Ethereum-ETFs in Hongkong

Leena ElDeeb und Karim AbdelMawla, 21Shares
Leena ElDeeb und Karim AbdelMawla / Bild: 21Shares
  • Vertrauenskrise hinsichtlich ausreichender Kapitalreserven sorgt für schlechte Stimmung
  • Fed erhöht Zinsen weiter und nimmt Rezession in Kauf
  • Italien nutzt Algorand für Finanz- und Versicherungsgarantien
Es war wohl teilweise die Skepsis hinsichtlich der vorhandenen Finanzpolster von wichtigen Kryptoprojekten, die zum Markteinbruch der vergangenen Woche beitrug. Demzufolge sahen sich auch zwei Wirtschaftsprüfer, darunter Mazars, dazu veranlasst, vorerst keine Berichte für ihre Krypto-Kunden mehr zu erstellen. Bitcoin und Ethereum sind um 7,6 bzw. 11,5 Prozent gesunken. Die größten Verlierer der Rallye der letzten Woche waren jedoch mit einem Minus von 19 Prozent die Smart Contract-Plattform Cardano  – eine große Layer 1-Blockchain – sowie die Ethereum-Skalierungslösung Optimism mit minus 21,6 Prozent unter den großen Layer 2s und Curve, die dezentrale Börse auf der Ethereum Blockchain unter den großen DeFi-Playern, die um 21 Prozent nachgab.

Abb. 1: Entwicklung nach TVL (total valued locked) und Renditen der größten Kryptoassets

Quelle: Coingecko, DeFi Llama. Daten vom 13. bis 19. Dezember

Spot- und Devisenmärkte

Abb. 2: BTC-Futures Long/Short-Verhältnis

Source: Coinglass
Das obige Diagramm mit den Verhältnissen unterschiedlicher Bitcoin-Futures in der vergangenen Woche zeigt die volatile Marktstimmung, die im Monatsvergleich die niedrigsten Werte erreichte. Aktuell hat sich der Anlegermarkt jedoch belebt und ist wieder mehr an Long-Positionen interessiert – und spekuliert damit darauf, dass Bitcoin im Wert steigt.

On-Chain-Indikatoren

Abb. 3: Kapitalflüsse auf Binance y/y

Quelle: 21Shares, Dune Analytics
Die 50. Kalenderwoche ab Montag, den 12. Dezember, verzeichnete der obigen Grafik zufolge bei der weltgrößten Kryptobörse Binance massive Kapitalströme: Abflüsse von fast 14 Milliarden Dollar und demgegenüber Zuflüsse von knapp 11 Milliarden Dollar. Unser Team hat sich vergangene Woche in unserem letzten Analysten-Call des Jahres damit beschäftigt.

Makroökonomie und Regulierung

Positive Verbraucherpreisdaten in den USA ließen den Bitcoin drei Tage in Folge über die $17.000-Marke steigen. Die US-Notenbank Fed hob den Leitzins um 50 Basispunkte an, so dass dieser nun zwischen 4,25 und 4,5 Prozent liegt – der höchste Stand seit 15 Jahren. Zwar liegt der jüngste Zinsschritt unter den vorangegangenen Anhebungen, die um 75 Basispunkte lagen, er erhöht das Risiko einer Rezession aber weiter. Und dennoch ist die Fed der Ansicht, dass noch deutlich höhere Zinssätze erforderlich sind, um die derzeit höchste Inflation seit 40 Jahren vollständig einzudämmen und die Inflation auf die Zielmarke von Zwei-Prozent zu drücken.
 
Nachwirkungen der FTX-Affäre
Die Entwicklungen rund um FTX finden keine Ruhe: Der ehemalige FTX-CEO Sam Bankman-Fried (SBF) hat seiner Auslieferung in die USA zugestimmt, um sich dem Gericht bezüglich der Anklageerhebung und Kautionsanhörung zu stellen. Die Anklage gegen SBF lautet einer Gerichtsverhandlung am Montag zufolge auf Betrug und Verschwörung in acht Fällen. Die Affaire spitzt sich zu, da die FTX-Unterlagen, die dem US-Gericht am 12. Dezember vorgelegt wurden, darauf hindeuten, dass die Anwälte von SBF und bahamaische Beamte möglicherweise um Vermögenswerte im Wert von Hunderten von Millionen Dollar auf den Bahamas ringen, um Gelder zu begleichen, die Usern mit Sitz auf der Insel zugeschrieben werden. Dies bedeutet, dass die Regierung Bahamas gegen US-Konkursrecht verstoßen haben könnte, das selektive Zahlungen an Gläubiger untersagt.
 
Kapitalreserven von Krypto-Projekten – Wirtschaftsprüfer setzt Berichte aus
Die Ungewissheit rund um die Nachweise vorhandener Kapitalreserven, den sogenannten „Proof of Reserves“ (PoR), nimmt zu. So hat der französische Wirtschaftsprüfer Mazars Bedenken hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit der Berichte über in Reserve gehaltene Vermögenswerte und daher angekündigt, PoR-Bewertungen für seine Krypto-Kunden, zu denen Binance, Crypto.com und KuCoin gehören, auszusetzen.
 
Wohl um sein Gesicht zu wahren verlässt der in Kalifornien ansässige Wirtschaftsprüfer- und Unternehmensberater Armanino gänzlich die Krypto-Branche. Armanino hatte über einen Zeitraum von acht Jahren hinweg Akteure der Branche geprüft und wurde nunmehr in einer Sammelklage genannt, weil es Unregelmäßigkeiten bei FTX.US nicht aufgedeckt hatte, obwohl das Unternehmen im vergangenen Jahr die Prüfung der Kryptobörse durchgeführt hatte.
 
Auf den ersten Blick scheint dies ein Rückschlag für die Branche zu sein, in Wahrheit bedeutet es jedoch einen Schritt in die richtige Richtung, denn der Markt filtert kontinuierlich schlechte Akteure heraus, um einen Neustart zu ermöglichen. Vorerst könnte dies dazu führen, dass Risikokapitalgeber von Kryptounternehmen verlangen, nur mit Wirtschaftsprüfern aus der Liga der „Big Four“ zusammenzuarbeiten.
 
Bank für Internationalen Zahlungsausgleich mit Krypto-Beschränkungen
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich hat einen Bericht mit dem Titel "Prudential treatment of cryptoasset exposures" veröffentlicht, der den Banken in ihrem Zuständigkeitsbereich vorschreibt, ab Januar 2025 nicht mehr als zwei Prozent ihrer Reserven in ungesicherten Kryptoassets zu halten.
 
USA: Zwei Krypto-Gesetzesvorlagen zur Diskussion

Die US-Senatoren Elizabeth Warren und Roger Marshall haben einen neuen Gesetzentwurf mit dem Titel "Digital Asset Anti-Money Laundering Act" eingebracht, der das KYC-Verfahren (Now Your Customer) auf Krypto-Nutzer ausweiten und auf selbstverwahrte Wallets abzielen würde, die im Entwurf fälschlicherweise als "unhosted wallets" bezeichnet werden. Der vorgeschlagene Gesetzentwurf weist das Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN) an, eine Regel zu veröffentlichen, die Anbieter von verwahrten und nicht gehosteten Wallets, Kryptowährungs-Miner, Validierer oder andere Netzwerkknoten, die zur Validierung oder Sicherung von Transaktionen Dritter fungieren können, unabhängige Netzwerkteilnehmer, einschließlich MEV-Sucher, und andere Validierer mit Kontrolle über Netzwerkprotokolle als Gelddienstleister klassifiziert.
 
Der vorgeschlagene Gesetzentwurf prägt den Begriff "Digital Asset Kiosks", um Geldautomaten für digitale Vermögenswerte zu definieren, die den Kauf, Verkauf und Austausch von Kryptoassets erleichtern. Unter der Aufsicht des Netzwerks zur Bekämpfung von Finanzkriminalität FinCEN schreibt der Gesetzentwurf außerdem vor, dass Digital Asset Kiosks in der Lage sein sollten, die Identität jedes Kunden zu überprüfen, indem sie Namen, Geburtsdatum, Adresse und Telefonnummer jeder Gegenpartei der Transaktion aufzeichnen. Die Kioske sollen der FinCEN zudem künftig vierteljährlich die physischen Adressen aller Kioske mitteilen, die dem jeweiligen Betreiber oder Verwalter gehören oder von ihm betrieben werden.
 
Der Warren-Marshall-Entwurf wurde jedoch für seine darin enthaltenen autoritären Maßnahmen kritisiert, die sich nicht nur gegen Kryptowährungen im Allgemeinen wenden, sondern auch gegen die US-Verfassung verstoßen. Im Gegensatz dazu will der demokratische US-Kongressabgeordnete Tom Emmer die Lobbyarbeit für seinen parteiübergreifenden „Blockchain Regulatory Certainty Act“ wieder aufnehmen. Dabei handelt es sich um eine Gesetzesvorlage, die davon ausgeht, dass Blockchain-Unternehmen, die niemals Gelder von Verbrauchern verwahren, keine Geldübermittler sind.
 
Erste ETFs auf Bitcoin und Ethereum – Durchbruch bei der Adoption von Kryptos
Noch kurz bevor die ersten Bitcoin- und Ethereum-ETFs an der Hongkonger Börse notiert wurden - am 16. Dezember – sammelte der Vermögensverwalter CSOP Asset Management 79 Millionen US-Dollar an Investitionskapital für die neuen ETFs ein. Dies stellt einen Durchbruch für die Branche in einem vielversprechenden Markt dar – trotz der durch die FTX-Affäre geprägten, schlechten Marktstimmung. Ein ähnlich positives Signal ist auch im Bereich des Krypto-Minings zu finden: Japans größter Stromversorger TEPCO verkündete, mit überschüssiger Energie Bitcoin schürfen zu wollen.
 
Blockchain als Garantieplattform für Kredite in Italien
Es ist offiziell: Italien ist das erste EU-Land, das die Blockchain-Technologie für Bank- und Finanzgarantien nutzt. Ein Forschungszentrum der Universität Mailand hat bekannt gegeben, dass es das Blockchain-Protokoll Algorand mit dem Aufbau seiner neuen digitalen Bürgschaftsplattform beauftragt hat, die Teil des nationalen Konjunkturprogramms zur Ankurbelung der Wirtschaft nach Covid ist. Diese Plattform, die von der italienischen Zentralbank und der Versicherungsbehörde IVASS unterstützt wird, soll eine verbesserte Infrastruktur für Bank- und Versicherungsgarantien bieten.
 
Der Mechanismus wird als Alternative zur Stellung von Sicherheiten gesehen, da Banken oder Versicherungsgesellschaften versprechen, Kredite im Falle des Ausfalls eines Kreditnehmers zu decken. Nach dem Upgrade im September, mit dem die Transaktionsrate von Algorand deutlich erhöht wurde, und das auch die sogenannten „State Proofs“ eingeführt hat, ist Algogrand nun ideal geeignet, Teil dieses neuen Programms zu sein. Die „State Proofs“ ermöglichen Interoperabilität, da sie eine objektive Momentaufnahme des Zustands von Algorand liefern, den jede Blockchain abfragen kann. Dies ermöglicht Cross-Blockchain-Kommunikation.
Leena ElDeeb ist als Research Associate Mitglied des Research-Teams von 21.co, vormals 21Shares und ursprünglich Wirtschaftsjournalistin. Für 21Shares untersucht und erklärt sie den Kryptomarkt mit einem besonderen Fokus auf regulatorische und ökologische Auswirkungen.
Karim AbdelMawla ist Research Associate bei 21.co, wo er Einblicke in das globale Kryptoasset-Ökosystem bietet. Er studierte Internationale Beziehungen und Journalismus. Vor 21Shares arbeite Karim arbeitete als Forschungspraktikant am Cambridge Center for Alternative Finance. Dort arbeitete an der Veröffentlichung der 3. globalen Kryptoasset Benchmarking-Studie über die globale Digital Asset-Industrie mit. Karim studiert zudem derzeit im Master über Blockchain und digitale Währung an der Universität von Nikosia.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

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Derivate

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