Die Zeichen stehen auf Wachstum

Karen Watkin, AllianceBernstein (AB)
Karen Watkin / Bild: AllianceBernstein (AB)
Trotz der jüngsten Marktvolatilität und zunehmenden Google-Suchanfragen nach dem Begriff „Stagflation“ befindet sich die globale Konjunktur unserer Ansicht nach weiterhin auf einem soliden Erholungskurs. Dank wirksamer Impfungen und anhaltender Unterstützung durch die Geld- und Fiskalpolitik hat die Wirtschaftstätigkeit inzwischen fast das Niveau von vor der Pandemie erreicht.
Risiken bleiben jedoch bestehen: Die Delta-Variante des Corona-Virus hat zu Unterbrechungen in den Lieferketten und bei der Einsatzfähigkeit von Arbeitskräften geführt, was bedeutet, dass Inflationssorgen weiterhin im Blickpunkt stehen. Es stellt sich die Frage, ob diese Entwicklung nur vorübergehend ist, oder ob sie von längerer Dauer sein wird – und was dies letztlich für die Geldpolitik und die Finanzmärkte bedeutet. Anleger sollten sich daher für die anstehende Expansion wappnen, aber gleichzeitig darüber nachdenken, was auf dem nun vor uns liegenden Weg zu beachten ist.

Die wirtschaftliche Lage normalisiert sich, doch Risiken bleiben

Die Rahmenbedingungen sind insgesamt nach wie vor vielversprechend. Das Wirtschaftswachstum vermittelt weiterhin einen robusten Eindruck, denn die Einführung von Impfstoffen hat zusammen mit den auf globaler Ebene fortgesetzten geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen dazu geführt, dass die Weltwirtschaft wieder in Fahrt gekommen ist. Und da wir weiter auf diesem Weg fortschreiten, überrascht es nicht, dass Wachstum und ökonomische Aktivität zwar immer noch überdurchschnittlich hoch sind, sich aber allmählich normalisieren. Wir gehen davon aus, dass die aufgestaute Nachfrage von Konsumenten und Unternehmen das Wachstum weiter unterstützen wird, während sich die Volkswirtschaften zunehmend wieder öffnen und die Erwartungen an die Unternehmensgewinne weiter nach oben korrigiert werden. Dies deutet darauf hin, dass die Corona-Pandemie kaum langfristigen wirtschaftlichen Schaden nach sich ziehen wird.
 
Aber auch mit Blick auf die Zukunft gibt es einige Risiken: Der Inflationsdruck, der durch die Pandemie sowohl auf der Nachfrage- als auch auf der Angebotsseite entstanden ist, erweist sich nicht als so vorübergehend, wie es zunächst den Anschein hatte. Der Preisauftrieb ist zwar nicht übermäßig hoch, liegt aber in vielen Ländern über dem Durchschnitt und steigt weiter an. Obwohl dieser Druck in vielen Fällen bald nachlassen sollte, haben wir diese Phase gegenwärtig noch nicht erreicht.

Die Volatilität könnte steigen

In unserem Basis-Szenario gehen wir derzeit unverändert davon aus, dass die geldpolitischen Impulse in den kommenden Jahren langsam zurückgeführt werden. Doch sollten die Unterbrechungen der Lieferketten anhalten oder die Rückkehr zur Normalität an den Arbeitsmärkten länger auf sich warten lassen, könnte dies die geldpolitischen Aussichten eintrüben und für steigende Volatilität an den Märkten sorgen. Während die Bedenken im Zusammenhang mit Covid-19 aufgrund der zunehmenden Durchimpfungsrate nachgelassen haben, hat die Delta-Variante gezeigt, dass die Pandemie noch nicht überwunden ist, so dass die Unsicherheit infolge des Corona-Virus weiterhin besteht.

Gute Aussichten für Risikoanlagen

Wir sind der Meinung, dass sich Anleger auf eine Expansion einstellen sollten, die durch ein starkes, aber sich allmählich abschwächendes Wachstum und niedrige, aber gleichzeitig ansteigende Zinsen gekennzeichnet ist. Diese expansive Phase des Zyklus ist in der Regel positiv für Risikoanlagen – insbesondere für Aktien und weniger für Unternehmensanleihen – obwohl die Bewertungen nach einer ungewöhnlich starken Erholung auf breiter Front bereits jetzt ambitioniert erscheinen. Wir erwarten eine allmähliche Normalisierung der Geldpolitik, zumindest solange es zu keinen großen Überraschungen bei der Inflation kommt, verbunden mit steigenden Anleiherenditen, was die Duration in den Hintergrund treten lässt.
 
Zudem sind wir davon überzeugt, dass Maßnahmen zum Schutz von Portfolios eine Teamleistung sein
müssen. Angesichts steigender Zinsen sollten Anleger bei ihren Anleiheallokationen flexibel sein und bei der Duration zum Teil Anpassungen einplanen. Gleichzeitig sollten sie auch nach zusätzlichen
Diversifizierungsquellen wie risikoärmeren oder defensiveren Aktien suchen.
Karen Watkin ist Portfoliomanagerin des AB All Market Income Portfolio beim Asset
Manager AllianceBernstein (AB)
Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch Investmentberatung oder
Anlageempfehlungen. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder und können jederzeit geändert werden.