Isolation: Zugang zum Besten, was die Schwellenmärkte zu bieten haben

Jason Pidcock und Sam Konrad, Jupiter Asset Management
Jason Pidcock und Sam Konrad / Bild: Jupiter Asset Management
Angesichts der Rekordzahl von Wahlen, die im Jahr 2024 anstehen, darunter auch im asiatisch-pazifischen Raum, spielt der politische und geopolitische Hintergrund in diesem Jahr auch für Anleger eine besonders wichtige Rolle.

In Asien wurde in Taiwan und Indonesien bereits gewählt; wie weitgehend erwartet, stimmten die Wähler jeweils für Kontinuität und gegen einen Machtwechsel. Ab April wird in Indien in mehreren Etappen ein neues Parlament gewählt. Die Ergebnisse sollen im Juni vorliegen. Nach dem überraschend guten Abschneiden seiner Bharatiya Janata Party (BJP) bei den jüngsten Regionalwahlen in mehreren Bundesstaaten scheint auch hier eine Wiederwahl des amtierenden Premierministers Narendra Modi wahrscheinlich.

Die größten Auswirkungen auf die Aktienmärkte im asiatisch-pazifischen Raum (ohne Japan) und weltweit dürften in diesem Superwahljahr allerdings Urnengänge außerhalb der Region haben. So richten sich alle Augen auf die US-Wahlen im November, deren Ergebnis zweifellos weitreichende Folgen haben wird. Im Falle eines Sieges von Donald Trump wäre mit einer Eskalation der geopolitischen Spannungen zu rechnen, nicht nur im Hinblick auf die Beziehungen der USA zu China, sondern auch mit möglichen Auswirkungen im Nahen Osten und in der Ukraine.

Isolation & Vernetzung

In diesem herausfordernden politischen Umfeld sollte unsere Asian Equity Income Strategie mit ihrem Schwerpunkt auf hochwertigen, ertragsstarken „Quality Income“-Unternehmen unserer Meinung nach gut positioniert sein, um etwaigen Schocks standzuhalten. In unsere Anlageentscheidungen fließen neben anderen Makrofaktoren auch stets Top-down-Einschätzungen des innenpolitischen und geopolitischen Umfelds ein. Wenn sich unsere Einschätzungen ändern, können wir unsere Positionierung durch einen aktiven, auf hochliquide Unternehmen fokussierten Ansatz entsprechend anpassen.

Infolge unseres höheren Überzeugungsgrads zur Werthaltigkeit dieser Unternehmen haben wir unser Engagement im Tech-Sektor zuletzt ausgebaut. Wir halten mehrere unserer Positionen für sehr gut aufgestellt, um auf längere Sicht zu den großen Gewinnern der weltweiten Durchsetzung von KI-Anwendungen zu gehören. Diese Positionen in weltweit tätigen, äußerst anpassungsfähigen und in ihren globalen Märkten führenden Tech-Unternehmen können unserem Anlagethema „Vernetzung“ zugeordnet werden und haben sich im bisherigen Jahresverlauf für unsere Strategie sehr ausgezahlt.

Gleichzeitig haben wir angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen und des möglichen Aufflammens von Konflikten beschlossen, unsere Positionen in einem Rüstungskonzern und einem Goldminenunternehmen aufzustocken. Außerdem haben wir mehrere Positionen in Unternehmen ausgebaut, mit denen wir auf das Thema „Isolation“ setzen. Dabei handelt es sich um Unternehmen, von denen wir glauben, dass sie aufgrund ihrer relativen Abschottung gegenüber der Weltwirtschaft – u.a. gegenüber geopolitischen Spannungen, Handelsströmen und Sanktionen – weniger stark von Geschehnissen in anderen Teilen der Welt beeinflusst werden. In den Schwellenländern des asiatisch-pazifischen Raums (ohne Japan) finden wir eine ganze Reihe derartiger Unternehmen, die wir für sehr attraktiv und gut aufgestellt halten, um vom Wachstumspotenzial ihres jeweiligen Binnenmarktes zu profitieren.

Das Beste, was die Schwellenmärkte zu bieten haben

Indien und Indonesien sind die zweit- bzw. drittgrößten Schwellenländer im asiatisch-pazifischen Raum mit jeweils sehr guten Wachstumsaussichten. Wir halten die geopolitischen Risiken in beiden Ländern für geringer als in anderen Schwellenländern der Region, wie zum Beispiel China.

Indien ist das in unserer Strategie am drittstärksten gewichtete Land und unsere größte Emerging-Market-Position mit 18 Prozent (Stand Ende März 2024). Die indische Wirtschaft ist im Haushaltsjahr 2023/2024 um mehr als 7 Prozent gewachsen und wird voraussichtlich auch in den nächsten Jahren ein Wachstum von rund 6,5 Prozent bis 7 Prozent verzeichnen. Indien profitiert von günstigen demografischen Strukturen mit einer großen, jungen Bevölkerung und ist Heimat mehrerer weltweit führender Unternehmen sowie einiger sehr attraktiver inländischer Konsumwerte.

ITC zum Beispiel ist unsere größte Position in Indien. Es ist Indiens führender Anbieter abgepackter Lebensmittel und Getränke mit weiteren Aktivitäten in Bereichen wie Tabak, Agrar und Hotels. Drei von vier indischen Haushalten kaufen die Lebensmittelmarken von ITC und drei Viertel des indischen Einzelhandels führen diese Marken. ITC bietet eine attraktive Dividendenrendite, verfügt über eine starke Bilanz und ein professionelles Managementteam und die Aktie ist sehr liquide.

Außerdem sind wir in Power Grid investiert, einem indischen Stromversorger. Das Unternehmen profitiert vom wachsenden Strombedarf in städtisch geprägten Bundesstaaten und ermöglicht den erstmaligen Anschluss ländlicher Gebiete an das Stromnetz. Wir betrachten Power Grid als eine attraktive Investition in Indiens Entwicklung.

Abgesehen davon finden wir auch in Indonesien interessante Anlagemöglichkeiten. Mit einem erwarteten Wachstum von rund 5 Prozent in den nächsten Jahren scheint das Land wirtschaftlich in die Fußstapfen Indiens zu treten.  Unser Engagement in Indonesien umfasst die auf Mikrokredite spezialisierte Bank Rakyat, deren Kreditbuch zu einem bedeutenden Anteil Darlehen von unter 100 US-Dollar umfasst. Die Kunden der Bank leben in sehr abgelegenen Gebieten, viele Kilometer von Finanzinstituten entfernt, und haben keine sicheren alternativen Finanzierungsmöglichkeiten. Bank Rakyat bietet hohe Eigenkapital- und Anlagerenditen, starke Margen und eine attraktive Dividendenrendite.

Zugang zu Schwellenmärkten über Industrieländer

Darüber hinaus partizipieren wir auch über mehrere unserer Industrieländerpositionen an den Wachstumsstorys der Schwellenländer. Einige der Tech-Werte in unserem Portfolio profitieren zum Beispiel von der hohen und weiter wachsenden Nachfrage in Asien und weltweit. Dazu gehören der Auftragshersteller Hon Hai, der in seinen Werken in Indien einen Großteil der Apple iPhones für Kunden in Indien und weltweit fertigt. Außerdem sind wir in MediaTek investiert, einem der größten Halbleiterhersteller der Welt, der mehr Chips für Mobiltelefone produziert als irgendein anderes Unternehmen. Obwohl es sich um ein weltweit tätiges Unternehmen handelt, werden viele seiner Chips von Mobiltelefonherstellern in China verwendet.

Außerhalb des Tech-Sektors halten wir Positionen in Bergbauunternehmen wie BHP, die unserer Ansicht nach weiter vom Verkauf von Rohstoffen an Länder wie Indien profitieren sollten, die ihre Investitionen in Infrastruktur und Elektrifizierung hochfahren. In Singapur halten wir Aktien der Bankengruppe DBS, deren Banken in der gesamten Region tätig sind, Singapore Telecommunications, das ebenfalls auf regionales Wachstum setzt und in Indien, Indonesien, Thailand und auf den Philippinen präsent ist, sowie ST Engineering mit seinen unserer Ansicht nach attraktiven Geschäftsbereichen Verteidigung, Smart City und Flugzeugwartung und -instandhaltung.

Resilienz in einem sehr politischen Jahr

Durch die Kombination von Positionen in gut vernetzten, weltweit führenden Unternehmen mit „isolierteren“, aber spannenden Emerging-Market-Titeln halten wir unsere Strategie für gut aufgestellt, um etwaigen Schocks und Volatilitätsschüben in einem so politischen Jahr wie diesem standzuhalten. Wir sind zuversichtlich, was die längerfristigen Aussichten der Positionen in unserem Portfolio angeht. Aber auch, wenn sich unsere Einschätzungen ändern sollten, sind wir dank unseres aktiven, uneingeschränkten, auf hochliquide Aktien fokussierten Ansatzes in der Lage, unsere Positionierung flexibel anzupassen.
Jason Pidcock und Sam Konrad sind Investment Manager, Asian Equity Income, bei Jupiter Asset Management
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