Hauptsache Aktien

Ulrich Kirstein mit der Presseschau am Freitag
Ulrich Kirstein / Bild: BBAG/Killius
Die Woche begann mit deutlichen Rücksetzern an den internationalen Börsen, so fiel der DAX im Laufe des Donnerstags sogar zeitweise unter die 15.000er Marke. Denn am Feiertag „Christi Himmelfahrt“ fand an den Börsen Handel statt und dieser Tag war alles andere als ein „ruhiger Handelstag“. Gefüttert wurden die Investoren nicht nur durch die sehr gut verlaufene Berichtssaison, sondern auch durch die positiven Konjunkturerwartungen. So stieg der ZEW-Konjunkturindex deutlich, oder, wie es das Handelsblatt ausdrückte: „Konjunkturerwartungen der Börsianer steigen auf den höchsten Stand seit 2000“!

125 Aktien…

Unbeeindruckt von den zeiweise schwächelnden Märkten setzen die Anlegermagazine ganz auf Aktien: „Diese 7 Top-Aktien aus Europa gehören in jedes Depot“ titelt Börse Online unter der Headline „Euro Stars“. „Das Börsianische Quartett“ besteht laut Focus Money aus „7 Geheim-Tipps, die in Kürze abheben“, „10 Dividenden-Aktien mit dem höchsten Kurspotenzial“, „6 Zukunfts-Aktien, mit denen Sie Ihr Geld verdreifachen“ und „5 Turbo-Aktien, die nach der Corona-Impfung durchstarten“. In Summe aus beiden Heften macht das immerhin 35 Aktien im Depot. Die könnten wir dann noch abgleichen mit den „besten Aktien der Welt“, die uns die WirtschaftsWoche präsentiert. Dafür wurden immerhin 2.400 Unternehmen gecheckt, übrig blieben, wie ein Blick ins Heft offenlegt, dann die Top 20 der Großkonzerne, die zehn Besten aus dem Dax, und die 60 Besten nach Branchen, womit sich unser Depot nun, mögliche Doubletten inbegriffen, auf 125 erhöht!

Überraschung in Gelb

Da heißt es immer, die Märkte erwarten kaum noch positive Überraschungen. Eine solche verkündete aber das Sorgenkind Commerzbank bei Vorlage der Quartalszahlen: Commerzbank überrascht mit schwarzen Zahlen hieß es in der Börsen-Zeitung, und das Handelsblatt nannte gleich Ross und Reiter (Höhe und Ursache): „Dreistelliger Millionengewinn: EZB-Geldspritzen bescheren der Commerzbank Rückenwind“. Mit Blick auf den Kursverlauf titelte Der Aktionär: "Commerzbank geht durch die Decke: Kein Verlust in Q1 - stattdessen Ausblick erhöht".

Watschn…

Wir lieben knackige Überschriften, wir geben es zu. „Vorstandsvergütung: Aareal steuert auf Aktionärs-Watschn“ zu, hieß es in der Börsen-Zeitung. Hintergrund eins: Das Vorstandsvergütungssystem der Bank stößt bei Großinvestoren auf Widerstand und dem wollen sie auf der kommenden Hauptversammlung Ausdruck verleihen. Hintergrund zwei: “Watschn“ gilt laut Duden als bayerisch-österreichisch umgangssprachlich für Watsche (?), respektive Ohrfeige. Im Hessischen – Herkunft der Börsen-Zeitung (Frankfurt) und Sitz der deutschen Aareal Bank (Wiesbaden) - gilt sie eher nicht als belegt, was nicht heißen muss, dass es sie nicht gibt.

All Inclusive

Eine Meldung des englischsprachigen Politikdienstes politico ließ aufhorchen: „All inclusive“ wird neu definiert. San Marino macht es vor. Für 50 Euro gibt es eine Doppelpackung Impfstoff Marke Sputnik. Der Haken: Impfwillige müssen jeweils drei Übernachtungen buchen. „San Marino bietet Impfurlaub an“ titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Stellt sich nur die Frage, wieviel Impftouristen die 33.000 Einwohner fassen können?

Schwäbisches Haiku

In der WirtschaftsWoche stießen wir auf einen Werbetext der Landesbank Baden-Württemberg, der uns an ein japanisches Haiku erinnert, die zwar immer kurz, aber gerne etwas rätselhaft sind:
 
Wenn Kohle machen
mit Strom – nur
ohne Kohle eben –
Ihr Business ist,
dann ist Kohle
machen mit Strom –
nur ohne Kohle
eben – auch
unser Business.