Japan nach der Wahl: Am Ende entscheiden die Gewinne

Naoki Kamiyama, Nikko Asset Management
Naoki Kamiyama /Bild: Nikko Asset Management
Die Wählerinnen und Wähler haben der Regierungskoalition in einer Geste der Missbilligung die Mehrheit im Unterhaus versagt. Dieses Ergebnis dürfte keine direkten Auswirkungen auf den Markt haben. Dennoch sollten Anleger die Auswirkungen auf die Wirtschaftspolitik beobachten. Letzten Endes dürfte der Markt seine Dynamik beibehalten. Dabei sollten die bisher starken Unternehmensgewinne eine entscheidende Rolle spielen.

Regierungskoalition verliert Mehrheit im Unterhaus

Wählerinnen und Wähler zeigten sich mit der Regierungskoalition aus der Liberaldemokratischen Partei (LDP) und ihrem kleineren Koalitionspartner Komeito unzufrieden, nachdem ein Skandal um die Finanzierung der Politik die LDP erschüttert hatte. Premierminister Shigeru Ishiba hatte kurz nach seinem Amtsantritt Anfang Oktober vorgezogene Neuwahlen ausgerufen, um sein öffentliches Mandat zu festigen. Ishiba rechnete wahrscheinlich damit, dass die Koalition zumindest eine Mehrheit behalten würde. Die Regierungskoalition verfehlte jedoch die 233 Sitze, die für eine Mehrheit im Unterhaus des Parlaments mit 465 Sitzen erforderlich sind. Infolgedessen könnte die LDP nun versuchen, andere Parteien für eine Koalition zu gewinnen.

Die LDP muss möglicherweise Zugeständnisse machen

Die Regierung Ishiba dürfte viele der wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Vorgängerregierung unter Fumio Kishida fortführen. Die Markterwartungen an die Regierung waren bereits rückläufig, sodass ein ungünstiges Wahlergebnis möglicherweise keine direkten negativen Auswirkungen auf die Aktien haben wird. Wir behalten die politischen Entwicklungen in den kommenden Wochen jedoch im Auge.
 
Die Ergebnisse bedeuten, dass die Ishiba-Regierung möglicherweise Zugeständnisse machen muss, um andere Parteien für eine Koalition zu gewinnen. Dazu könnten populistische Maßnahmen wie der Vorschlag zur Senkung der Verbrauchssteuer gehören. Ein solcher Schritt könnte zumindest kurzfristig den Konsum ankurbeln, aber auch die politische Unsicherheit erhöhen, indem er eine stetige Einnahmequelle zur Finanzierung des Sozialsystems unterbricht. Höhere politische Unsicherheit durch solche Zugeständnisse wäre für den Aktienmarkt nicht positiv. Negative Auswirkungen auf Aktien dürften sich jedoch mit der Zeit auflösen und der Fokus des Marktes könnte sich weiter von der politischen Bühne entfernen.

Am Ende zählen die Gewinne

Aus Marktsicht sind die Unternehmensgewinne am Ende das, was zählt. Corporate Japan  hat starke Gewinne erzielt: Geschätzte 70 Prozent der befragten Unternehmen dürften die Gewinnprognosen des Marktes im zweiten Quartal 2024 übertroffen haben. Wir werden uns im Herbst auf die Halbjahresgewinne und dann auf die Ergebnisse im Januar konzentrieren, um diesen Trend zu bestätigen. Wenn die Ergebnisse weiterhin stark bleiben, wird dies eine Chance für den Markt sein, die Aufmerksamkeit weiter von der Innenpolitik abzulenken und nach einem Rekordjahr 2024 die Grundlage für weitere langfristige Gewinne bei Aktien im Jahr 2025 zu schaffen.
Naoki Kamiyama ist Chief Strategist bei Nikko Asset Management