Alles, was Sie über John Templeton wissen müssen

Eine Rezension von Ulrich Kirstein
John Tempelton/ Bild: Cover-Ausschnitt FinanzBuchverlag
Gerade in außerordentlichen Zeiten an den Märkten ist die Suche nach erfolgreichen Vorbildern besonders groß. Wie haben sie reagiert, wie ihr Vermögen erworben, wie kann ihr Handeln aktuell interpretiert werden? Jetzt liegt von dem bewährten Autorenduo Rolf Morrien und Heinz Vinkelau ein weiterer Band aus ihrer Reihe "Alles, was Sie über ... wissen müssen" vor: Nach Warren Buffett, Charlie Munger und Benjamin Graham sowie Peter Lynch haben sie jetzt Sir John Templeton als Börsen- oder vielleicht besser Fonds-Legende ausgesucht. Wie gewohnt schaffen es die beiden Autoren, das Wichtigste über John Templeton auf nur 100 Seiten zu präsentieren, samt Checkliste für Investieren a la Templeton.

Der maximale Pessimismus

Geboren wurde John Templeton 1912 in der Kleinstadt Winchester in Tennesse. Sein Vater war vielseitig engagiert als Anwalt, Baumwollspekulant, Baumwolldienstleister - er hatte eine Baumwollentkernmaschine kreiert - und so besaß die Familie als erste im ganzen County ein eigenes Auto und ein eigenes Telefon. Während der US-Farmkrise 1920 erwarb sein Vater gleich sechs zwangsversteigerte Farmen und der kleine John beobachtete ganz genau, wie hier unter Wert eingekauft werden konnte. Später machte John daraus das "Prinzip des maximalen Pessimismus", bei dem es sich lohnt zu kaufen.
 
Nach seiner Schulzeit - Templeton war Musterschüler und einer der Jahrgangsbesten - besuchte er die Eliteuniversität Yale und studierte Wirtschaftswissenschaften. Da sein Vater schon nach einem Jahr nichts mehr zur Finanzierung seines Studiums beitragen konnte, verdiente sich John in verschiedenen Jobs und erwarb seine erste Aktie! Aus diesem Kauf und späteren Ersparnissen, so Templeton, seien alle seine Anlagen entstanden, die er später besaß. Doch als noch einträglicher erwies sich das Pokerspiel, das John seit dem Alter von 8 Jahren spielte und bestens beherrschte und das ebenfalls zu seinem Studium beitrug - später hat er es nie wieder gespielt. Nach dem Bachelor wechselte John an die Universität Oxford in England, um dort Jura zu studieren. Danach ging er mit einem Freund auf Weltreise.

Der erfolgreichste Fondsmanager

Nachdem John eine Stelle als Investmentbanker in New York angenommen hatte, wechselte er noch einmal nach Dallas als Vice-CFO, um sich schließlich als Investmentberater in New York selbstständig zu machen. Börsen-Legenden sind oftmals berühmt für legendäre Anlagen, und so war es auch bei John Templeton: 1939 setzte er massiv auf US-Aktien, obwohl die Unternehmen sich noch immer nicht von der Weltwirtschaftskrise erholt hatten. Gerade einmal auf 150 Punkte hatte es der S&P geschafft, weit entfernt von seinem Höchststand von 400 Punkten, die er schon einmal erreicht hatte (und weit entfernt von der heutigen Marke von fast 3.000 Punkten!). Hier nur soviel: Um einzusteigen, hatte Templeton sogar einen Kredit aufgenommen und ausschließlich in Penny-Stocks investiert - das Investment sollte sich auszahlen!
 
Auch wenn es geschäftlich gut für John lief, musste er privat Schicksalsschläge einstecken. So starb seine Frau Dudley bei einem Motorradunfall und er blieb allein mit drei kleinen Kindern zurück. Er gab sie in die Obhut einer seiner Angestellten und stürzte sich in die Arbeit. 1954 legte er den Templeton Growth Fund auf, 1968 zog die Familie - John hatte inzwischen wieder geheiratet - auf die Bahamas und er widmete sich seinem Fonds in besonderem Maße und führte ihn zum Erfolg. Ab 1974 managte John Galbraith den Fonds, 1992 verkauften sie den Fonds dann an Franklin Ressources.
 
Neben seinem Fonds wandte sich John überwiegend spirituellen Dingen zu und trat als Mäzen auf. So stiftete er beispielsweise den Templeton-Preis für Fortschritt in der Religion, der etwa Mutter Teresa oder Desmond Tutu verliehen wurde.

Die Strategie von Sir John Templeton

Besonders interessieren dürften sich die Leser aber weniger für den Lebenslauf von John Templeton als vielmehr dafür, wie er die Aktien seines Fonds auswählte, der es immerhin in 38 Jahren auf eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 15,35 Prozent gebracht hatte. Auch hier wollen wir nicht zuviel verraten und alle 16 von den Autoren zitierten "Gesetze für den Investment-Erfolg" vorstellen. Nummer 2 lautet etwa: "Investieren heißt nicht Traden oder Spekulieren", Nummer 4 schlicht "Günstig Einkaufen" und Nummer 10, in diesen Zeiten besonders wichtig, "Keine Panik".
 
Morrien und Vinkelau stellen die von Templeton selbst einmal veröffentlichten Regeln nicht nur vor, sondern geben zu jeder auch eingängige Praxistipps ab. Ganz nebenbei liefern sie beispielsweise einen ausführlichen Exkurs über wichtige Bewertungskennziffern. Ein Glossar rundet den kleinen, lesenswerten Band ab.
Rollf Morrien, Heinz Vinkelau: Alles, was Sie über John Templeton wissen müssen. Der genialste  Stockpicker aller Zeiten auf gerade mal 100 Seiten, 2010 erschienen im FinanzBuchVerlag FBV.
Der Preis liegt bei 14,99 Euro. Mehr Informationen gibt es auf der Website des Verlages, dort kann das Buch bezogen werden, selbstverständlich aber auch direkt im Buchhandel.
 
Aus dem Inhalt:
Sir John Templeton - Vater der Investmentfonds und globaler Investor
Die Erfolgsbilanz des Sir John Templeton in Zahlen
Die Investment-Strategie von Sir John Templeton
Checkliste: So investieren Sie in zehn Schritten wie Sir John Templeton
Glossar
Über die Autoren: 
Rolf Morrien, Jahrgang 1972, studierte in Münster und Wien Geschichte, Wirtschaft und Politik und absolvierte anschließend eine Ausbildung zum Wirtschaftsjournalisten. Danach war er Redakteur des Dienstes »Aktien-Analyse«. Seit 2002 leitet er den Börsendienst »Der Depot-Optimierer«. Im FinanzBuch Verlag sind von ihm die Börsenbestseller »Börse leicht verständlich«, »Börse ganz praktisch« und »Verschenken Sie kein Geld!« erschienen.
Heinz Vinkelau, Jahrgang 1963, studierte in Münster Volkswirtschaft und Wirtschaftsgeschichte. Nach Abschluss des Studiums war er als Existenzgründungsberater tätig. Seit mehr als 15 Jahren schreibt er als Redakteur für diverse Fachverlage.