Arelis Agosto / Bild: Global X
Ebenso komplex wie der menschliche Körper sind die Systeme zur Patientenversorgung – weshalb Ineffizienzen zur Tagesordnung gehören. Um Abhilfe zu schaffen, finden digitale Gesundheitslösungen immer stärker Einzug in die Branche. Durch den Einsatz neuer Technologien wie künstlicher Intelligenz (KI) erwarten wir deutliche Verbesserungen sowohl für die Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen als auch für die Patienten. Und mehr Effizienz im Gesundheitswesen.
Aktuell steckt der digitale Gesundheitsmarkt noch in den Kinderschuhen. Wir gehen aber davon aus, dass die weitere Konsolidierung der Branche sowie die zunehmende Vernetzung der digitalen Healthcare-Bereiche dazu beitragen werden, die Akzeptanz bei Patienten und Ärzten zu erhöhen.
Die prognostizierte jährliche Wachstumsrate verschiedener Marktsegmente bis 2030
- Digitalisierung der Verwaltung (Software zur Automatisierung von Prozessen): 10 Prozent Wachstum.
- Analytik im Gesundheitswesen (Plattformen für die digitale Analyse medizinischer Daten): 37 Prozent Wachstum.
- Telemedizin (digitaler Kontakt von Patienten zu Medizinern, beispielsweise per Videocall): 15 Prozent Wachstum.
- Wearables wie Smartwatches (Geräte, die automatisch Gesundheitsdaten an ihren Träger und ggfs. seine Ärzte übermitteln): 11 Prozent Wachstum.
KI – Das fehlende Bindeglied zur transformativen Digitalisierung
Das Gesundheitswesen hat bereits große Fortschritte bei der Digitalisierung von Abläufen gemacht. Dennoch gibt es bei der Automatisierung noch Luft nach oben. KI kann Prozesse wie die Pflege von elektronischen Datenbanken optimieren. Dadurch lassen sich mehr Erkenntnisse aus den Daten gewinnen.
Es ist bemerkenswert: Zwar werden im US-Gesundheitswesen immer mehr Dokumente digital versandt, schätzungsweise 80 Prozent aber immer noch per Post und Fax verschickt. Die Prozesse sind nach wie vor ineffizient.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass Ärzte 73 Prozent ihrer Zeit mit administrativen Aufgaben verbringen und sich nur zu 27 Prozent tatsächlich ihren Patienten widmen können. Es überrascht daher nicht, dass 78 Prozent der Ärzte über Burnout und Ermüdung in Zusammenhang mit Gesundheits-IT-Systemen berichten.
Darüber hinaus eröffnet der technische Fortschritt für das gesamte Gesundheitswesen hohes Sparpotenzial:
- Versicherungsunternehmen könnten bis zu 9 Prozent der jährlichen Kosten einsparen – das entspricht 110 Milliarden US-Dollar jährlich.
- Ärzte könnten jährlich bis zu 8 Prozent oder 60 Milliarden US-Dollar einsparen.
- Krankenhäuser könnten pro Jahr bis zu 11 Prozent der Kosten beziehungsweise 120 Milliarden US-Dollar einsparen.
KI verbessert Arzneimittelentwicklung
In der Arzneimittelentwicklung wird bereits seit den 1990er-Jahren Simulationssoftware eingesetzt. Trotz des technischen Fortschritts dauert die Entwicklung eines neuen Medikaments aber immer noch zehn bis 15 Jahre und kostet durchschnittlich 1,3 Milliarden US-Dollar. Erschwerend kommt hinzu, dass 90 Prozent der in der Erprobung befindlichen Arzneimittel bei Tests am Menschen scheitern – weil sie entweder keine Wirkung zeigen oder zu viele Nebenwirkungen haben.
Moderne KI-gestützte Systeme können die Arzneimittelforschung vorantreiben und die Erfolgswahrscheinlichkeit verbessern – und das zu geringeren Kosten. Durch die Simulation von Millionen von Szenarien könnte KI-Software den finanziellen Aufwand für die präklinische
Arzneimittelentwicklung um 20 bis 40 Prozent senken und die Entwicklung und Validierung von geeigneten Präparaten um das 15-fache beschleunigen.
Wir erwarten, dass der verstärkte Einsatz von KI in der Arzneimittelforschung in den kommenden zehn Jahren zu 50 neuen Therapien führen könnte – eine Chance im Wert von mehr als 50 Milliarden US- Dollar.
Wearable Technology: Diabetes-Geräte etablieren neues Marktsegment
Angesichts des großen Erfolgs bei der Blutzuckerüberwachung von Diabetikern sieht die Wearables-Branche Potenzial für mobile Sensorik auch in anderen Healthcare-Bereichen, insbesondere im Hinblick auf das Herz-Kreislauf-System. Wir erwarten für den Markt für Diabetes- und andere Wearable-Geräte bis 2028 eine jährliche Wachstumsrate von 12 Prozent.
Wir gehen davon aus, dass neurologische Wearables die nächste Welle technologischer Innovationen in der Gesundheitsbranche vorantreiben und Lücken in der Versorgung schließen. Da neurologische Erkrankungen bekanntermaßen schwierig zu diagnostizieren, zu kontrollieren und zu behandeln sind, bieten am Körper liegende Sensoren weitreichende Vorteile. Nützlich scheinen sie uns insbesondere auch bei altersbedingten Krankheiten. Einer aktuellen Umfrage zufolge würden 70 Prozent der Befragten ältere Angehörige zur Nutzung von Wearables ermutigen, um ihre Gesundheitsdaten zu kontrollieren und an Ärzte zu übermitteln beziehungsweise im Notfall die Rettungsdienste zu alarmieren. Wir sehen in entsprechenden Kontroll- und Therapiesystemen die Zukunft der Patientenversorgung.
Insgesamt gehen wir davon aus, dass der Markt für digitale Gesundheitstechnologien bis 2030 ein Volumen von 459 Milliarden Dollar erreichen wird – was einem jährlichen Wachstum von 17 Prozent entspricht.
Arelis Agosto ist Research Analyst bei
Global X, einem 2008 gegründeten Finanzdienstleister, der Anlegern unerforschte und intelligente Lösungen bietet. Die Produktpalette umfasst mehr als 80 ETF-Strategien und ein verwaltetes Vermögen von über 40 Milliarden US-Dollar. Global X gehört zur Mirae Asset Financial Group, einem weltweit führenden Anbieter von Finanzdienstleistungen mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 620 Milliarden US-Dollar.