Tourismussektor im Aufwind - Reiselust und Börse

Shanna Strauss-Frank, Freedom Finance Germany
Shanna Strauss-Frank / Bild: Freedom Finance Germany
Nach den pandemiebedingten Beschränkungen der letzten Jahre ist die Reiselust der Menschen nun unangefochten. Hatte der Tourismussektor aufgrund von Einreiseverboten und Gesundheitsrisiken mit Schwierigkeiten zu kämpfen, erleben Hotelketten, Fluggesellschaften und Buchungsplattformen allmählich eine Erholung. Auch an der Börse befinden sich Tourismusaktien im Aufschwung und nähern sich langsam dem Level vor der Pandemie an. Trotz des positiven Trends gibt es allerdings auch Unsicherheiten. Wir informieren, welche Faktoren Anleger vor einem Investment in den Tourismussektor beachten sollten.
Obwohl die Coronapandemie Unternehmen aus nahezu allen Branchen beeinträchtigte, war der Tourismussektor sicherlich einer der am stärksten betroffenen Bereiche. Die auferlegten Reiseverbote machten es für Flugunternehmen, Hotelketten und Online-Buchungsplattformen schwierig, Kunden zu halten und Einnahmen zu generieren. Durch die Wiederaufnahme des Reiseverkehrs und das aufgestaute Fernweh der Menschen hofft die Tourismusbranche nun auf einen erneuten Boom. Wir gehen davon aus, dass sich die Wiederaufnahme des internationalen Reiseverkehrs auch in den Aktienkursen der Tourismusunternehmen niederschlagen wird. Gleichzeitig wurde die Branche durch die Pandemie nachhaltig verändert. Viele Menschen konnten durch die Reiseverbote mehr Geld sparen als üblich und möchten dieses nun in ihre Urlaube investieren – ein Trend, der sich unter dem Begriff „Revenge Travel“ etabliert hat. Allerdings sind durch die hohe Inflation auch die Preise gestiegen, wodurch sich viele einen Trip derzeit gar nicht leisten können – oder wollen. Unternehmen aus der Reisebranche werden ihre Preisstrategie sorgfältig wählen müssen, um ein Gleichgewicht zwischen Rentabilität und Erschwinglichkeit für die Kunden herzustellen. Trotz der Erholung werden also nicht alle Unternehmen sofort wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreichen können.

Geflogen wird trotz Teuerung

Trotz Inflation scheint sich die Flugindustrie derzeit gut von vergangenen Ausfällen zu erholen. Im März 2023 verzeichnete der weltweite Flugverkehr laut Angaben der International Air Transport Association (IATA) einen Anstieg um 52,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im asiatisch-pazifischen Raum waren es sogar ganze 159 Prozent mehr. Der europäische Durchschnitt liegt bei 37 Prozent, während in Deutschland die nach Passagierzahlen fünf größten Flughäfen im ersten Quartal 2023 im Vorjahresvergleich sogar ein Plus zwischen 45,6 Prozent (Berlin Brandenburg) und 70,7 Prozent (München) erreichten. Obwohl die Preise deutlich anstiegen, sind die Menschen derzeit dazu bereit, ihr Geld für Flugtickets auszugeben. Die weiterhin geltenden Kapazitätsbeschränkungen machen die derzeitige Situation für Fluggesellschaften umso lukrativer. Beispielsweise stieg die Lufthansa-Aktie im Vergleich zum Vorjahr um 58,8 Prozentpunkte, während die Aktie von Ryanair um 37,5 Prozent stieg. Allerdings wächst nach dem Chaos im letzten Jahr inklusive Flugverspätungen, Ausfällen sowie zurückgebliebenem Gepäck auch der Druck auf Airlines. Sämtliche unerwartet auftretende Probleme führen zu Mehrkosten, die sich anschließend wiederum in den Ticketpreisen widerspiegeln.

Online-Meetings beeinflussen Buchungstrends

Weitere Entwicklungen der Pandemie haben zur Folge, dass viele Geschäftstreffen nach bestandener Bewährungsprobe mittlerweile eher online abgehalten werden. Dies wirkt sich nicht nur auf Fluggesellschaften, sondern auch auf Hotels und Online-Buchungsketten aus. Im Vergleich zu den Airlines steigen die Aktien der Hotelketten eher gemächlicher. So verzeichnete die Aktie von Marriott im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 16,9 Prozent, jene vom Konkurrent Hilton stieg um 16,7 Prozent. Etwas überraschend verbucht die Hyatt-Aktie dafür gar einen Sprung von 46,4 Prozent. Zwar steigt die Nachfrage auch bei den Hotelketten, diese bekommen allerdings die Auswirkungen der Inflation noch einmal mehr zu spüren. Denn viele Kosten, für welche auch die Hotellerie aufkommen muss, wie etwa für Nahrungsmittel oder auch Energie, seien überproportional gestiegen. Dagegen konnten Buchungsplattformen wie Airbnb (Anstieg von 23,8 Prozent) oder Booking.com (30,7 Prozent) ebenfalls wieder Gewinne erzielen. Airbnb bilanzierte im ersten Quartal 2023 einen Gewinn von 117 Millionen Dollar bei einem Buchungsanstieg von 19 Prozent. Bei Booking waren es sogar 38 Prozent mehr gebuchte Nächte und ein Gewinn von 266 Millionen Dollar.

Reiselust und neue Gewohnheiten prägen den Markt

Die Zahlen zeigen, dass sich Tourismusaktien aus verschiedenen Sektoren im letzten Jahr wieder einigermaßen von der Pandemie erholen konnten. Dafür spricht auch die wiederaufgekommene Reiselust der der Deutschen: Laut der Reiseanalyse 2023 planen 69 Prozent dieses Jahr noch einen Urlaub, nur 13 Prozent wollen definitiv nicht verreisen. Abzuwarten bleibt, wie sich die Reisetrends, die durch die Pandemie entstanden sind, auf die Kurse der Tourismusunternehmen auswirken werden. Viele Touristen legen nach den Corona-Strapazen nun mehr Wert auf Flexibilität und Absicherung, oftmals in Form von Reiserücktrittsversicherungen. Auch der Trend zu Inlandsreisen steigt. Der Tourismussektor muss sich also erst einmal auf die neuen Gewohnheiten der Menschen einstellen. Aber auch externe Einflüsse spielen eine Rolle, informiert die Expertin: Vieles hängt von Faktoren wie dem Tempo der globalen Erholung, den Reisetrends und der Marktdynamik vor dem Hintergrund der Zentralbanken-Politik ab. Schlussendlich muss selbst abwogen werden, wie viel Verbesserungspotenzial man bei Tourismusaktien noch erkennen. Aber bekanntlich bergen Krisen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen.
Shanna Strauss-Frank ist Deputy Sales Director bei der Investmentgesellschaft Freedom Finance, eine  internationale und international geprüfte Investmentgesellschaft mit mehr als 370.000 Kunden. Freedom Finance ist Teil der amerikanischen Freedom Holding Corp. mit einer Kapitalisierung von über 3 Milliarden US-Dollar. Sie beschäftigt weltweit über 3.000 Mitarbeiter und hat Niederlassungen in sieben Ländern. Die Freedom Finance ist als einziger europäischer Broker an der NASDAQ, einer führenden US-Börse, gelistet. Freedom Finance bietet direkten Zugang zum Handel an den größten Börsenplätzen an amerikanischen, europäischen und asiatischen Märkten. Aktuell unterstützt Freedom Finance humanitäre Hilfsorganisationen in der Ukraine mit 2,7 Millionen Euro
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

Deutsche Lufthansa 6,05 -0,66%
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Ryanair Hldgs Rg 18,205 -1,59%
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Airbnb A 133,08 5,42%
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Booking Hldg Rg 4.959,00 4,60%
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Freedom Holding Rg 115,00 -0,86%
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Hilton Grand Rg 39,20 0,00%
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Hyatt Hotels Rg-A 148,15 1,58%
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Marriott Intl Rg-A 270,00 1,75%
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