Rahul Bhushan / Rize ETF/ Bild: Ivan Weiss
Prognosen zufolge könnte die Weltwirtschaft 2023 in eine weltumspannende Rezession abgleiten – zumindest deuten Entwicklungen wie die grassierenden Inflationsraten, Zinserhöhungen und die bestehende geopolitische Unsicherheit darauf hin. Bezüglich der Prognosen für den Aktienmarkt und die Branche für thematische Investments weisen wir auf das Prinzip „Fakten statt Vorhersagen“ hin. Welche wesentlichen Aspekte könnten das neue Jahr besonders prägen?
Ökonomen, werden oft nach wirtschaftlichen Vorhersagen gefragt, doch liegen mit diesen Vorhersagen mindestens so oft falsch, wie sie richtig liegen. Ein Beispiel ist das vergangene Jahr, das von vielen mit Prognosen des wirtschaftlichen Aufschwungs nach Ende der Covid-Pandemie in Verbindung gebracht wurde, und stattdessen Krieg, Inflation, Energie- und Rohstoffpreisschocks – und nicht zu vergessen Umweltkatastrophen wie Dürren – brachte. Im Jahr 2023 werde nun von einer Mehrzahl an Wirtschaftsexperten eine weitreichende Rezession erwartet: Prognosen um die Entwicklung des Jahres sind nicht leicht, aber man kann auf die Existenz wichtiger Faktoren hinweisen, die die dominanten Investitionsansätze des Jahres 2023 prägen werden.
Eine gespaltene Weltwirtschaft und verstärkter Wettbewerb
Zum einen sind, nicht zuletzt durch den Krieg in der Ukraine, Verhärtungen geopolitischer Fronten und damit eine verstärkte Rivalität wesentlicher geopolitischer Player zu beobachten – und somit auch Änderungen im Umfeld strategisch wichtiger Branchen. Analog dazu findet bereits jetzt das Phänomen der Deglobalisierung statt. Dieses würde sich in protektionistischer Wirtschaftspolitik (zum Beispiel durch den Inflation Reduction Act und den CHIPS And Science Act in den USA und vergleichbarer Gesetze in der EU und China) niederschlagen – und damit zu einer verstärkt gespaltenen Weltwirtschaft führen.
Zugang zu Technologie und Energie bleibt zentral und bestimmend
Unter diesen Vormachtstellungen ist vor allem die Technologiebranche entscheidend. Die USA, die EU und China investieren allesamt Geld und Mühe in die Stärkung ihrer strategischen Autonomie in technologischen Schlüsselbereichen. Zu den entsprechenden Maßnahmen zählen etwa die im Oktober von Joe Biden verhängten Exportbeschränkungen von Halbleiter-Chips gegen China, die die heimische Halbleiterbranche stärken sollen. Wir erwarten, dass dies auch zu einem Schub für die Cybersicherheitsbranche führt.
Zuletzt hat sich die Rolle der Energieunabhängigkeit und der Stellenwert erneuerbarer Energie im Jahr 2022 als essenziell erwiesen. 2023 wird das Jahr der massiven Investitionen in Energie, allen voran erneuerbarer Energie und – als Übergangsform – anderer CO2-armer Energieerzeugung sein. Bereits jetzt ist klar, dass die Vereinigten Staaten aufgrund ihrer bestehenden Energieunabhängigkeit im Vergleich zu Europa profitieren werden. Darüber hinaus ist jedoch klar, dass jene Staaten, die eine führende Rolle im Energiesektor mit einer sicheren Versorgung mit wichtigen Rohstoffen, darunter Mineralien und Metalle, kombinieren können, deutlich bessere Zukunftschancen haben als andere. Da Energie zunehmend als strategische Priorität betrachtet wird, werden sich die Wachstumsmöglichkeiten in diesem Sektor als reichlich erweisen.
Rahul Bhushan ist Mitgründer von
Rize ETF,
eines in London ansässigen, auf thematische ETFs spezialisierten
Vermögensverwalters. Bhusan repräsentiert das Unternehmen in allen
Fragen der Öffentlichkeitsarbeit. Davor war er bei Legal&General
Investment Management in London als Senior Product Spezialist für die
Entwicklung neuer, vor allem thematischer und nachhaltiger
Anlagestrategien tätig. Der in London beheimatete Bhushan startete seine
Karriere beim internationalen Finanzdienstleister Nomura. Zunächst war
er dort als Analyst, kurze Zeit später bereits als Associate Director im
Bereich Strukturierte Aktienderivate tätig. Weitere Stationen führten
ihn zum britischen Finanzberater Portman Associates. 2016 stieg er als
Direktor und ETF-Produktspezialist beim ETP-Anbieter ETF Securities ein.
Bhushan absolvierte sein Masterstudium im Bereich Finanzen an der
renommierten IE Business School in Madrid. Zuvor studierte er
Internationales Management und Französisch an der Universität von Bath,
Großbritannien. Seine Muttersprachen sind Englisch, Schwedisch und
Hindi. Daneben spricht er fließend Französisch.
Eine Investition in Fonds ist mit Risiken verbunden, darunter
Illiquidität, fehlende Dividenden, Investitionsverlust und Verwässerung,
und sollte nur als Teil eines diversifizierten Portfolios erfolgen. Die
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Anleger sollten die Bedingungen für die Anlage in einen Fonds (oder eine
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