Goldstreamer lindern die Auswirkungen der Inflation

Joe Foster, VanEck
Joe Foster / Bild: VanEck

Verflixte Dollarstärke…wieder

Der Goldpreis fiel in der ersten Juliwoche unter die wichtige technische Marke von 1.800 USD je Feinunze und unterlag damit der ungebrochenen Stärke des US-Dollars, da globale Rezessionsängste die Anleger in den Dollar trieben. Die Inflationsdaten lagen im Juni erneut über den Schätzungen, als der US-Verbraucherpreisindex (CPI) auf 9,1 Prozent emporschnellte, was dem größten Anstieg im Jahresvergleich seit 1981 entspricht. Die Dollar-Stärke – in Kombination mit einem entsprechenden technischen Einbruch beim Gold – entsprach den Erwartungen von aggressiveren Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung durch die U.S. Federal Reserve Bank (Fed), einem Anstieg der US-Einzelhandelsumsätze im Juni (um 1 Prozent) und einer besser als erwartet ausgefallenen Verbraucherstimmung im Juli. Am 21. Juli erreichte der Goldpreis einen Tiefstand von 1.681 USD, bevor er wieder auf über 1.700 USD pro Unze anstieg. Nach der für Juli angekündigten Zinserhöhung um 75 Basispunkte durch die US-Notenbank fand das Metall schließlich einige Käufer, die am nächsten Tag kräftig weiterkauften, als die US-Wirtschaft im zweiten Quartal in Folge schrumpfte. Der Goldpreis schloss am 29. Juli bei 1.765,94 je Feinunze, was einem Monatsverlust von 41,33 USD (-2,29 Prozent) entspricht.

Goldaktien uneinheitlich

Die Wertentwicklung von Goldaktien war im Berichtsmonat uneinheitlich. Der MVIS Global Juniors Gold Miners Index (MVGDXJTR) stieg um 4,29 Prozent, während der NYSE Arca Gold Miners Index (GDMNTR) um 4,63  Prozent nachgab. Diese divergierenden Entwicklungen haben die Kluft zwischen der Wertentwicklung kleinerer Bergbaugesellschaften und der von Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung seit Jahresbeginn deutlich verringert. Insgesamt liegen Goldaktien im Jahresverlauf jedoch weiterhin deutlich hinter Goldbarren zurück: Gold verlor nur 3,5 Prozent, während GDMNTR und MVGDXJTR um 17,9 Prozent bzw. 19,7 Prozent fielen.

Schwieriger Start in die Gewinnsaison

Newmont (5,56 Prozent des Nettovermögens von Strategy) eröffnete die Gewinnsaison der Goldminen mit leider relativ enttäuschenden Ergebnissen für das zweite Quartal. Das Unternehmen revidierte  seine Prognose für das Gesamtjahr 2022, um die Auswirkungen der höheren Kosten für Arbeit, Material, Verbrauchsmaterialien, Treibstoff und Energie widerzuspiegeln, wobei die nachhaltigen Gesamtkosten für das Jahr nun auf 1.150 USD je Feinunze geschätzt werden (gegenüber 1.050 USD zuvor). Ein Diagramm aus der vierteljährlichen Gewinnpräsentation des Unternehmens verdeutlicht die Ursache einiger Kostensteigerungen.
Das Unternehmen korrigierte außerdem seine Prognose für die Goldproduktion 2022 von 6,2 auf 6,0 Millionen Unzen nach unten, um den Auswirkungen der COVID-bedingten Unterbrechungen und Verzögerungen, den Unterbrechungen der Lieferkette und dem angespannten Arbeitsmarkt – insbesondere in Australien und Kanada – Rechnung zu tragen. Darüber hinaus musste Newmont aufgrund der gleichen Druckfaktoren sein Budget für mehrere Kapitalprojekte erhöhen und den geplanten Starttermin verschieben, was sich wiederum auf die längerfristigen Produktionsprognosen auswirkte. Insgesamt wurde der Bericht nicht besonders positiv aufgenommen, und der Aktienkurs des Unternehmens sank am Tag der Veröffentlichung um 13 Prozent.

Es ist aber gar nicht so schlimm

Erfreulicherweise erwirtschaftete Newmont dennoch 1 Milliarde USD Cash aus dem operativen Geschäft, 514 Millionen USD freien Cashflow und gab eine vierteljährliche Dividende von 0,55 USD pro Aktie bekannt (was einer Dividendenrendite von 5 Prozent entspricht). Zum Quartalsende verfügte das Unternehmen über liquide Mittel in Höhe von 4,3 Milliarden USD und ein respektables Verhältnis zwischen Nettoverschuldung und EBITDA von 0,3.
 
Generell haben auch viele andere Goldminenunternehmen mit Kostensteigerungen zu kämpfen, und wir sind der Meinung, dass Newmonts Update insgesamt sowohl die Herausforderungen als auch die relative Stärke und die gesunde Finanzlage unterstreicht, in der sich viele Unternehmen des Sektors derzeit befinden. Und man muss fairerweise sagen, dass es trotz der branchenweiten Herausforderungen in der Berichtssaison für das zweite Quartal eine Fülle weiterer positiver Überraschungen gab.
 
So lieferte beispielsweise der führende Produzent Agnico-Eagle (8,48 Prozent des Nettovermögens von Strategy) einen soliden Gewinn pro Aktie (EPS), der auf einer besser als erwarteten Produktion und Kosten für das zweite Quartal beruhte, und das Unternehmen hielt seine ursprüngliche operative Prognose für 2022 aufrecht. Yamana Gold (4,45 Prozent des Nettovermögens von Strategy) und Alamos Gold (2,58 Prozent des Nettovermögens von Strategy) meldeten ebenfalls solide Ergebnisse, wobei die Kosten im zweiten Quartal den Schätzungen entsprachen und die Prognose für 2022 unverändert blieb.

Sweet Streams Are Made of This…

Obwohl die Branche unserer Ansicht nach finanziell stark ist und die derzeitigen Inflationsschocks abfedern kann, besteht kein Zweifel daran, dass die Gewinnspannen unter Druck geraten sind. Eine Gruppe von Goldunternehmen, die unseres Erachtens besonders gut für inflationäre Zeiten gerüstet ist, sind Lizenzgebühren- und Streaming-Unternehmen. Neben Bargeld und Goldbarren dienen Lizenzgebühren- und Streaming-Unternehmen in einem schwachen Goldpreisumfeld als defensive Anlageform. Ein Engagement in dieser Unternehmensgruppe kann auch Schutz vor Kosteninflation bieten (weshalb wir sie derzeit für besonders attraktiv halten).
 
Lizenzgebühren- und Streaming-Unternehmen besitzen einen Anteil an der Produktion oder den Einnahmen von Minen, die von anderen Unternehmen (den Betreibern) betrieben werden. Diese Anteile werden entweder von einem Privaten/Dritten (alte, historische Lizenzgebühren) oder direkt von den Betreibern (neue Streams und Lizenzgebühren) erworben. Die Erlöse aus dem Verkauf neuer Streams und Lizenzgebühren werden von den Betreibern als Kapitalquelle für die Entwicklung ihrer Bergbauanlagen, zur Finanzierung von Fusionen und Akquisitionen oder zur Bereitstellung zusätzlicher Liquidität verwendet.
 
Lizenzgebühren- und Streaming-Unternehmen spielen bei den Finanzierungsmöglichkeiten der meisten Bergbaugesellschaften eine wichtige Rolle. Die Vereinbarungen sind in der Regel so strukturiert, dass sich die Lizenz- und Streamingunternehmen nicht an den Kapital- oder Betriebskosten eines Betriebs beteiligen müssen. Dies schützt sie vor inflationsbedingten oder sonstigen Kostensteigerungen und ermöglicht es ihnen gleichzeitig, von einer Verlängerung der Lebensdauer der Mine zu profitieren, die sich aus einem vollständig von den Betreibern finanzierten Reservenwachstum ergibt. Daher gehen wir davon aus, dass sich Lizenzgebühren- und Streaming-Unternehmen im aktuellen Umfeld besser entwickeln werden.
 
Ende Juli hielt der Fonds in diesem Bereich unter anderem Franco Nevada (9,23 Prozent des Nettovermögens von Strategy), Wheaton Precious Metal (4,91 Prozent des Nettovermögens von Strategy), Royal Gold (2,15 %Prozent des Nettovermögens von Strategy) und Osisko Gold Royalties (1,56 Prozent des Nettovermögens von Strategy).

Wie geht es weiter?

Die starke Entwicklung des US-Dollars hat den Goldpreis in diesem Jahr belastet. Der US- Dollar-Index (DXY) ist jedoch seit Mitte Juli um 2,5 Prodzent gefallen, was dem Gold vielleicht die Chance gibt, seinen Platz als bevorzugter sicherer Hafen zurückzuerobern. Wir sind durch die jüngste Widerstandsfähigkeit von Gold ermutigt und gehen davon aus, dass es auf kurze Sicht weiterhin um diese Niveaus herum gehandelt wird. Obwohl die Fed an ihrem Zinserhöhungsprogramm festzuhalten scheint, werfen die Äußerungen des Vorsitzenden Powell, der 2,25 Prozent bis 2,50 Prozent als “neutrale Spanne” für den Leitzins ansieht, einige Fragen darüber auf, wie weit sie noch gehen könnte.
 
Andererseits scheinen die Märkte noch unschlüssig zu sein, ob dieses Programm die Inflation dämpfen oder die Wirtschaft in eine Rezession treiben wird. Einige Teilnehmer spekulieren, dass sich die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession befindet, andere erwarten, dass die Inflation zurückgehen wird. Beide Szenarien scheinen für ein früheres Ende des Straffungszyklus der Fed zu sprechen als bisher angenommen – was wir als starken Katalysator für den Goldpreis ansehen. Wir sind der Ansicht, dass die Fed die Zinserhöhungen wahrscheinlich einstellen muss, da die Wirtschaft schrumpft, aber wir glauben auch, dass ein erhebliches Risiko besteht, dass die Inflation länger als erwartet auf einem hohen Niveau bleibt. Dies würde die realen Zinssätze im negativen Bereich halten und einen höheren Goldpreis begünstigen.
 
Gold und Goldaktien sind überverkauft. Die – wenn auch geringen – Zuflüsse in die mit Goldbarren unterlegten börsengehandelten Fonds in den letzten Juli-Tagen und Anfang August könnten ein Zeichen für das Ende der seit April dieses Jahres anhaltenden Abflüsse und den Beginn einer stärkeren Anlegernachfrage sein.
Joe Foster ist Portfoliomanager und Goldstratege bei dem Vermögensverwalter VanEck.
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Im Artikel erwähnte Wertpapiere

Agnico Eagle Min Rg 80,00 1,42%
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Alamos Gold Rg-A 17,81 1,16%
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Franco-Nevada Rg 118,45 2,20%
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Osisko GoldRoyal Rg 19,20 0,00%
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Wheaton Precious Rg 60,76 1,78%
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Newmont Rg 41,415 0,71%
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Royal Gold Rg 142,00 1,32%
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