Mark Dowding /Bild: BlueBay Asset Management
Im ersten Halbjahr 2022 haben sowohl Aktien als auch Anleihen erhebliche Verluste verzeichnet. Die Unsicherheit ist nach wie vor groß und die Kursentwicklung angesichts der verschlechterten Liquiditätsbedingungen unberechenbarer geworden. Aus unserer Sicht könnten sich die Märkte künftig jedoch ein Stück weit stabilisieren – zumindest relativ gesehen. Zwar werden die großen Zentralbanken die Zinsen in den kommenden Monaten deutlich anheben, das ist aber bereits eingepreist.
Der Preisdruck in den USA und der Eurozone dürfte in den kommenden Monaten allmählich nachlassen. Basiseffekte fallen weg und die wirtschaftliche Nachfrage kühlt sich ab. Die jüngsten Inflationszahlen aus Deutschland haben uns ebenfalls darin bestärkt, dass wir uns einem Wendepunkt nähern könnten. Die größte mittelfristige Bedrohung für die Preisstabilität stellt der Druck am Arbeitsmarkt dar. Es gibt aber Anzeichen dafür, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften nachlässt: Laut Umfragen planen Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks weniger Tempo bei den Neueinstellungen. Die Rohstoffpreise haben ebenfalls nachgegeben.
US-Wirtschaft in besserer Verfassung
Die Verlangsamung des Wachstums und die Angst vor einer Rezession dürften nun die Inflation als Hauptsorge vieler Anleger abgelöst haben. In Europa scheint aufgrund der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs ein Produktionsrückgang unvermeidlich. Nun stellt sich die Frage, wie schwer die Rezession ausfällt.
Unterdessen befindet sich die US-Wirtschaft nach wie vor in einer wesentlich besseren Verfassung. Daher sind wir weiterhin der Meinung, dass eine Rezession vermieden werden kann, wenn die US-Zinsen nicht über 4 Prozent steigen – auch wenn es eng wird.
Vor diesem Hintergrund scheinen US-Anleihen aktuell günstig bewertet, wenn man von einer Wachstumsverlangsamung ausgeht. In einem Rezessionsszenario könnten sie hingegen weiter korrigieren. In der Eurozone sind wir näher dran, eine Rezession einzupreisen.
Nach den Kurskorrekturen gibt es jetzt eine Reihe von Märkten, die sehr günstig erscheinen – zum Beispiel innerhalb der Schwellenländer. Einige von ihnen haben wesentlich früher als viele entwickelte Volkswirtschaften mit Zinsanhebungen begonnen. Daher ist die Inflation dort bereits zurückgegangen.
Dennoch wird es unter den aufstrebenden Volkswirtschaften aufgrund der unterschiedlichen Dynamik und der verschiedenen politischen Maßnahmen vermutlich sowohl Erfolgsgeschichten als auch das Gegenteil geben. Vereinfacht ausgedrückt könnten die Energie- und Lebensmittelexporteure im Vergleich zu den Importeuren weiter zulegen. Wir sind der Meinung, dass mit der Wende an den Märkten auch die Streuung der Performance zwischen den Emittenten zunehmen dürfte.
Warnung vor dem Kapitalrisiko
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