Grenzenloses Wachstum in einer begrenzten Welt

Laura Catharina Kühn
Bild: BBAG/UK
Kenneth E. Boulding, US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, sagte 1973 bei einer Anhörung im US-Kongress: "Wer glaubt, exponentielles Wachstum könne in einer endlichen Welt unendlich weitergehen, ist entweder wahnsinnig oder Ökonom."

Auf Wachstum programmiert

In der rein semantischen Definition beschreibt „Wachstum“ den Vorgang des Wachsens.  Ein Prozess, der in der Natur unentbehrlich ist. Wachstum ist Entwicklung, Wandel, Leben. Wachstumsprozesse unterliegen im natürlichen Rahmen jedoch auch gewissen Grenzen: Lebewesen erreichen nur ein bestimmtes, maximales Alter, Pflanzen können nur bis zu einer gewissen Höhe wachsen oder eine bestimmte Anzahl an Früchten tragen.
 
Auch im Hinblick auf die ökonomische Entwicklung von Volkswirtschaften stellt sich die Frage nach Grenzen. Der Wachstumsaspekt steht für einen Großteil der Staaten im Fokus ihrer politisch-ökonomischen Zielsetzungen. In klarem Bewusstsein über die Endlichkeit von Rohstoffen und die begrenzte Biokapazität der Erde stellt das Streben nach wirtschaftlichem Wachstum dennoch nach wie vor die oberste Maxime der Ökonomen dar. 
 
Wachstumsorientiertes Handeln verspricht gesamtgesellschaftlichen Wohlstand, trägt zu einer Erhöhung von Beschäftigung und Produktivität bei – und eliminiert nebenbei unerwünschte externe Effekte wie Vermögens- und Einkommenskonzentrationen.

Eine Erde reicht uns nicht mehr aus

In der Realität zeigt das Streben nach stetigem Wirtschaftswachstum, nach grenzenlosem „bigger – better – faster – stronger“ jedoch vor allem eine Konsequenz: Wir verbrauchen weit mehr Ressourcen, als die Erde regenerieren kann. Überträgt man den ökologischen Fußabdruck Deutschlands auf die gesamte Weltbevölkerung, so bräuchten wir drei Erden, um unsere Bedürfnisse so zu befriedigen, dass alle Ressourcen in gleichem Maße erhalten und regeneriert werden können.
 
Der Club of Rome, eine Gruppe von Experten ökonomischer und ökologischer Disziplinen, veröffentlichte bereits 1972 einen Bericht mit dem Titel „ Die Grenzen des Wachstums“.  Da der darin prognostizierte, wirtschaftliche Kollaps aktuell nur noch wenige Dekaden entfernt scheint, gilt es nun mehr denn je, alternative Ansätze zu entwickeln.

Wirtschaft ohne Wachstum?

Einen Schritt hin zur Entschleunigung von wirtschaftlichen Prozessen machen die Verfechter der Postwachstumsgesellschaft. Den Kern dieses Konzeptes bildet eine Gesellschaft, die innerhalb ökonomischer und ökologischer Grenzen ohne ein stetiges Wachstumsbestreben dazu in der Lage ist, Bedürfnisse zu decken. Damit einher geht eine Veränderung der bestehenden Konsummuster, eine Reduktion auf das Wesentliche, „das richtige Maß“. 
 
Statt nach rücksichtslosem Wachstum streben die Mitglieder der Postwachstumsgesellschaft nach Stabilität und Bedürfnisbefriedigung in einem Rahmen, der die natürlichen Ressourcen erhält, schont und respektiert. 
 
Elemente der Postwachstumsökonomik finden sich bereits in Handlungen des alltäglichen Lebens wider. So bildet die zunehmende Beliebtheit des Urban Gardenings beispielsweise die Entwicklung hin zu einer Balance aus Fremd- und Selbstversorgung ab, während der lokale und regionale Konsum im Rahmen eines Individualisierungsprozesses innerhalb der Gesellschaft an Bedeutung gewinnt. 
Begrifflich und ideell erscheint das Konstrukt der Postwachstumsgesellschaft als probate Lösung, um Wirtschaft und Umwelt wieder miteinander in Einklang zu bringen.
 
Aber können Konzepte wie diese, die grundlegende Strukturen im Konsum- und Produktionsverhalten der Wirtschaftsnationen verändern wollen, in der wachstumskritischen Debatte wirklich Impulse setzen?
Studentische Profis
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) im idyllischen Ravensburg bietet mit einem voll ausgestatteten Fernseh- und Hörfunkstudio optimale Möglichkeiten, um praxisnah und berufsbegleitend zu studieren. Im Wintersemester 2017/2018 besuchten die Studentinnen und Studenten im Studiengang »Medien- und Kommunikationswirtschaft/Unternehmenskommunikation und Journalismus« den Kursus »Investor Relations/Börsen-Kommunikation«. Kursleiter Ulrich Kirstein, Pressesprecher und Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Börse München, gab den Kursteilnehmern die Aufgabe, sich Gedanken zum Thema "Schwarmintelligenz - Schwarmdummheit" zu machen. Dabei kamen höchst unterschiedliche Beiträge, die mal mehr, mal weniger mit dem Börsengeschehen zu tun haben, zusammen - Vorgaben gab es nicht.
Die Studentinnen und Studenten sind, wenn sie nicht in Ravensburg studieren, bei Unternehmen, Pressebüros oder Verlagen tätig. Die Artikel, die mal optimistischer, mal pessimistischer gehalten sind, werden in unregelmäßigen Abständen in den nächsten Wochen auf Südseiten veröffentlicht.