Schwarmintelligenz im Tierreich - kann der Mensch davon profitieren?

Johanna Sophie Jainsky, DHBW Ravensburg
Bild: BBAG/UK nach Vorlage Lena Kirstein
Ein Schwarm ist eine große Anzahl von Tieren der gleichen Art, die sich ungeordnet gemeinsam bewegen. Intelligenz bezeichnet die Fähigkeit, durch abstraktes logisches Denken Probleme zu lösen und lösungsorientiert zu handeln. Die Schwarmintelligenz lässt sich im Tierreich an vielen Stellen beobachten – der scheinbar ungeordnete Ameisenhügel, Vogel-/Insekten- und Fischschwärme.

Roboterfische lenken das Kollektiv

Fische schaffen es beispielsweiße, sich im Kollektiv wie ein einziges Lebewesen fortzubewegen.
Dabei gibt es zwei einfach Regeln, die die einzelnen Tiere zu einem Schwarm machen. Halte die Geschwindigkeit des Fisches neben dir und folge dem Fisch vor dir. 
 
In einem Fischschwarm gibt es sogenannte „Roboterfische“. Das sind die Tiere, die das Kollektiv lenken. Der Verhaltensbiologe Jens Krause stellte fest, dass ein Anteil von fünf Prozent an „Roboterfischen“ in einem Schwarm notwendig ist, um den Verstärkereffekt hervorzurufen. 
Das gleiche Spiel zeigt sich im Wirrwarr eines Ameisenhügels. Eine einzelne Ameise ist nicht intelligent, Ameisenkolonien hingegen schon. Gemeinsam wird der kürzeste Futterweg gesucht, die Aufgaben an Arbeiterinnen verteilt und das Revier verteidigt. Auf den Ersten Blick scheint der Hügel aus Gestrüpp und Tannennadeln ein Chaos zu sein. Doch der Schein trügt. Anfangs kann man keine Struktur erkennen, die Ordnung schafft, doch innerhalb kürzester Zeit markieren die Tiere zum Beispiel die am häufigsten genutzten Wege und der effektivste Weg kann somit gefunden und genutzt werden.

Vom Tierreich in die Turnhalle

Was der Biologe Jens Krause zuvor an Fischschwärmen getestet und untersucht hat, hat er auf Menschen übertragen. Er hatte 200 Testpersonen für sein Schwarmexperiment zur Verfügung. Dabei hatten 20 dieser Testpersonen die Aufgabe, sich in einer Halle in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Die Besonderheit dabei war, dass keiner der 20 Personen wusste, dass alle das gleiche Ziel als Aufgabe verfolgten. Die restlichen 180 Testpersonen wussten nicht, dass es überhaupt ein Ziel gab. Sowohl verbale als auch nonverbale Kommunikation war untersagt, so dass einzig und allein die Bewegung der Individuen entscheidend war. 
 
Das Ergebnis: Die 20 „Robotermenschen“ haben ausgereicht, um den Schwarm innerhalb einer Minute ans Ziel zu führen. Anhand solcher Experimente lässt sich zeigen, dass es kein einzelnes Leittier gibt, das den Schwarm leitet. Eine Hierarchie wird somit ausgeschlossen. Ein Schwarm agiert wie ein einzelnes großes Lebewesen.

Auch Menschen können von Schwarmintelligenz profitieren

In Tierdokumentationen lässt sich auch erkennen, dass sich ein Fischschwarm bei der Flucht vor Fressfeinden nicht aufteilt, sondern auch dann als großes Ganzes zusammen bleibt. Alleine wäre ein Fisch dem Fressfeind schutzlos ausgeliefert. Im Schwarm findet er bis zu einem gewissen Grad Schutz.
 
Auf Konzerten oder bei anderen Großveranstaltungen wird Wachpersonal eingesetzt, um Zwischenfälle bzw. Panik zu verhindern. In Experimenten war zu beobachten, dass es ausreicht, wenn nur das Wachpersonal die Informationen hat, wie man eine solche Veranstaltung am schnellsten evakuiert. Es ist nicht einmal nötig, dass die Helfer durch Uniformen oder Warnwesten als solche gekennzeichnet sind. Allein die Bewegung von Personen in Menschenmengen zeigt, wer gewisse Informationen hat und wer nicht. Wer denkt, ein Individuum erkannt zu haben, welches seiner Meinung nach Informationen besitzt, folgt diesem intuitiv.
 
Auch wenn es anfangs absurd erscheint, Ameisen und Fische mit Menschen zu vergleichen zeigt sich, dass das Grundprinzip der Schwarmintelligenz sich fast eins zu eins vom Tier auf den Menschen übertragen lässt.
 
Studentische Profis
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) im idyllischen Ravensburg bietet mit einem voll ausgestatteten Fernseh- und Hörfunkstudio optimale Möglichkeiten, um praxisnah und berufsbegleitend zu studieren. Im Wintersemester 2017/2018 besuchten die Studentinnen und Studenten im Studiengang »Medien- und Kommunikationswirtschaft/Unternehmenskommunikation und Journalismus« den Kursus »Investor Relations/Börsen-Kommunikation«. Kursleiter Ulrich Kirstein, Pressesprecher und Leiter Öffentlichkeitsarbeit der Börse München, gab den Kursteilnehmern die Aufgabe, sich Gedanken zum Thema "Schwarmintelligenz - Schwarmdummheit" zu machen. Dabei kamen höchst unterschiedliche Beiträge, die mal mehr, mal weniger mit dem Börsengeschehen zu tun haben, zusammen - Vorgaben gab es nicht.
Die Studentinnen und Studenten sind, wenn sie nicht in Ravensburg studieren, bei Unternehmen, Pressebüros oder Verlagen tätig. Die Artikel, die mal optimistischer, mal pessimistischer gehalten sind, werden in unregelmäßigen Abständen in den nächsten Wochen auf Südseiten veröffentlicht.