Thomas Rappold
Der Sommer ist bekanntlich in Hollywood die glanzvollste Jahreszeit. Die Studios präsentieren dann mit ihren A-Liga Schauspielern ihre neuen aufwendig produzierten Kinofilme. Doch dieses Jahr will bei den sonst so selbstbewussten Hollywood Größen keine richtige Feierstimmung aufkommen. Über die letzte Dekade ist die Anzahl der verkauften Tickets pro Jahr in den USA und Kanada um 80 Millionen zurückgegangen. 

Wird das große Kino zur kleinen Nische?

Der Kinobesuch ging seit 2007 um 14 Prozent auf unter vier Tickets pro Person und Jahr zurück. Besorgt fragen sich die Filmverantwortlichen, ob sich das Kino damit zu einer Nischenveranstaltung entwickelt? Die finanzielle Krise der Mittelschicht, aber auch die Veränderung der Sehgewohnheiten der Generation-Y sind die Hauptursachen. 

Von der Online-Videothek zu Eigenproduktionen

Smartphones, Tablets und Breitbandinternet machen inzwischen auch dem Disney Konzern zu schaffen, der diese Disruptionen bei seinen Hauptumsatzträgern Kinofilme und dem lukrativen Sportsender ESPN deutlich spürt. Treiber der Veränderung ist der Silicon Valley Emporkömmling Netflix. Ursprünglich als Online-Videothek Ende der 1990er Jahre gestartet, ist Netflix mittlerweile weltweit das Synonym für modernen Film- und Seriengenuss via Streaming. Netflix verfügt ähnlich wie Amazon, Facebook und Google/Alphabet über eine große Wissensdatenbank über seine Abonnenten und kann seinen Mitgliedern sehr zielgerichtete Angebote unterbreiten. Inzwischen hat das Unternehmen rund 100 Millionen Abonnenten und überzeugt durch qualitativ hochwertige Produktionen. 

Masse, Klasse oder beides?

Netflix polarisiert in der Filmindustrie. Auf den Filmfestspielen in Cannes betonte der berühmte Regisseur Pedro Almodóvar, dass Kino zunächst ein Erlebnis auf der „großen Leinwand“ sein sollte. Der Schauspieler Will Smith widersprach dem und meinte, dass Netflix einen viel breiteren Zugang zu Filmen ermögliche, als es das Kino bieten kann. Die Börsianer haben ihr Urteil gefällt: Der Aktienkurs von Netflix stieg in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich 45 Prozent, der von Disney lediglich um 13 Prozent. Höchste Zeit also, dass sich die Hollywood Filmstudios mit dem Silicon Valley arrangieren. Mit Apple, Alphabet und Facebook warten potente Partner auf der Suche nach Inhalten.
 
Nachdruck aus Börse-Online!
Thomas Rappold, geboren 1971, ist Internetunternehmer und Investor. Bereits mit 14 Jahren erlernte er die ersten Programmiersprachen im Selbststudium auf dem damaligen Kultcomputer Commodore C64. Als einer der ersten Absolventen des europaweit ersten Studiengangs Medieninformatik trug er als Mitarbeiter der Strategiegruppe Internet bei Allianz SE maßgeblich zu damals bahnbrechenden neuen Finanzportalen für Privat- und Geschäftskunden bei.
Seit über zehn Jahren erfolgreicher Unternehmer einer Internet-Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft und Gründer von zahlreichen Internet-Start-ups ist Thomas Rappold ein profunder Kenner des Silicon Valley und dort als Investor an verschiedenen Start-ups beteiligt. Mehr über Thomas Rappold und das Silicon Valley finden Sie auf seiner Homepage www.silicon-valley.de.
Im Finanzbuchverlag München veröffentlichte Thomas Rappold jüngst "Silicon Valley Investing. Investieren in die Superstars von heute, morgen und übermorgen".

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