Aktionärszahlen bleiben stabil bei 9 Millionen

Michaela Hohlmeier, Deutsches Aktieninstitut
Michaela Hohlmeier / Bild: Deutsche Aktieninstitut
Es ist nach wie vor bedenklich, dass junge Sparer, die besonders von der Wirkung des demographischen Wandels auf die staatliche Altersvorsorge betroffen sind, wenig Interesse an der Aktie zeigen. Es bleibt aber zu hoffen, dass sich der Trend der letzten beiden Jahre fortsetzt und die Zahl der jungen Aktienanleger weiter steigt.

Ein gutes Zeichen für die Aktienkultur

Die Zahl der Aktionäre und Besitzer von Aktienfonds ist im Jahr 2016 stabil geblieben. Im Jahresdurchschnitt lag sie bei knapp neun Millionen und damit auf demselben Stand wie im Jahr zuvor. Das sind 14 Prozent der Bevölkerung, das heißt jeder siebte Bürger.
 
Gleichzeitig haben die privaten Haushalte nach Angaben der Deutschen Bundesbank bis zum Ende des dritten Quartals 2016 per Saldo börsennotierte Aktien im Wert von 14,5 Milliarden Euro gekauft. Auch bei Publikumsaktienfonds und weiteren aktiennahen Fondsinvestments gab es spürbare Zuflüsse. Damit haben zwar tendenziell eher diejenigen zusätzlich in Aktien investiert, die bereits Aktien besaßen und Erfahrung mit der Aktie haben. Dennoch ist die Entwicklung im Jahr 2016 ein gutes Zeichen für die Aktienkultur.

Zunahme an Aktionären in der zweiten Jahreshälfte

Auffällig ist, dass die Anzahl der Aktienbesitzer vor allem in der zweiten Jahreshälfte deutlich gestiegen ist. In der ersten Jahreshälfte ist sie zunächst gefallen. Die Kursturbulenzen der ersten Jahreshälfte – ausgelöst durch Sorgen vor einer globalen Rezession, einem weiteren Verfall des Ölpreises und dem drohenden Brexit – haben die Aktienbesitzer also nicht nachhaltig eingeschüchtert. Auch dies ist positiv zu werten.

Aktien spielen noch immer eine zu geringe Rolle

Die niedrigen Zinsen scheinen die Vorteile der renditestärkeren Aktien im Bewusstsein der erfahrenen Anleger verankert zu haben. Allerdings spielen Aktien und Aktienfonds mit einem Anteil von gut 8 Prozent am Geldvermögen immer noch eine zu geringe Rolle bei den Ersparnissen der Deutschen. Auch liegt das Vertrauen der Bevölkerung zu Aktien und Aktienfonds immer noch unter den Höchstständen der Jahrtausendwende: Verglichen mit dem Niveau des Rekordjahrs 2001 gibt es etwa 3,8 Millionen weniger Aktienbesitzer. Die damaligen Zahlen waren allerdings von einer zum Teil ungesunden Euphorie geprägt, der durch die anschließenden Kurseinbrüche eine tiefe Verunsicherung folgte. Der Rückschlag bei der Zahl der Aktienbesitzer ist vor diesem Hintergrund erklärbar. Allerdings haben es die Anleger mehrmals verpasst, günstige Kurse zum Einstieg oder Wiedereinstieg in den Aktienmarkt zu nutzen. Daher steht auch im Vergleich zu der Zeit vor dem Ausbruch der Finanzkrise vor zehn Jahren noch ein Minus von 1,3 Millionen zu Buche.
DAI

Chancen bleiben ungenutzt

Viel zu wenig Deutsche nutzen damit die Chancen der Aktienanlage für Vermögensaufbau und Altersvorsorge. Unter realitätsnahen Annahmen ließe sich mit Aktien eine Zusatzrente erzielen, die doppelt so hoch ist wie bei einer Anlage in festverzinsliche Wertpapiere – und zwar nicht nur bei ultraniedrigen Zinsen wie derzeit. Eine höhere Aktionärsquote würde Deutschland bei der Bewältigung großer gesellschaftspolitischer Herausforderungen, wie etwa der Schwäche des staatlichen Rentensystems vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der zunehmenden Alterung der Bevölkerung, helfen.

Die Aktie gehört zur Altersvorsorge

Dazu muss die Politik aber endlich die richtigen Impulse setzen. Ein zentrales Thema ist hier die Altersvorsorge. Das Deutsche Aktieninstitut hat immer wieder und zuletzt im Dezember 2016 mit dem Aktionsplan Aktienorientierte Altersvorsorge Vorschläge unterbreitet, wie eine ertragsstarke, ergänzende private Altersvorsorge ausgestaltet sein könnte. Die Aktie muss dabei einen weitaus gewichtigeren Platz als bislang einnehmen. Unsere zentralen Vorschläge sind:

 

  • Bewährte Instrumente der staatlich geförderten Altersvorsorge müssen weiterentwickelt werden. Unter anderem müssen gesetzliche Anforderungen wie Beitragsgarantie beziehungsweise Mindestverzinsung gelockert werden, denn diese behindern geradezu die Anlage in Aktien und kosten den Sparer langfristig ansehnliche Rendite. Gleiches gilt für zu starre Vorschriften in der Phase der Rentenzahlungen.
  • Neben die bestehenden Förderwege sollte ein spezielles „Förderkonzept Altersvorsorge“ treten, das gezielt Aktien in den Fokus der Altersvorsorge rückt. Unser Vorschlag für das „Förderkonzept Altersvorsorge“ verlangt eine hohe Mindestaktienquote, verzichtet auf Beitragsgarantien und Mindestverzinsungen in der Ansparphase und ist in der Rentenphase flexibel im Hinblick auf Entnahmen in Notsituationen, um dem Charakter der langfristigen Aktienanlage gerecht zu werden. Es setzt mit staatlichen Zulagen in Anlehnung an die vermögenswirksamen Leistungen und dem Verzicht auf die Abgeltungssteuer für Erträge nach 20 Anlagejahren gezielte Sparanreize für die Altersvorsorge.

Nationale Strategie zur Förderung der ökonomischen Bildung

Neben der konkreten Förderung der Aktie für die private Altersvorsorge, die den Bürgern die notwendige Anlageerfahrung mit Aktien erleichtert, braucht es dringend eine nationale Strategie zur ökonomischen Allgemeinbildung für alle Schularten und alle Bundesländer. Von großer Bedeutung ist auch, dass die aktienorientierte Beratung in Banken und Sparkassen nicht mit überbordender Regulierung überfrachtet bleibt.
Michaela Hohlmeier ist Referentin der Geschäftsführung, Leiterin Kapitalmarkttrends und Innovation des Deutschen Aktieninstituts e.V. (DAI).
Seit 1953 vertritt das Deutsche Aktieninstitut e.V. die Interessen der kapitalmarktorientierten Unternehmen, Banken, Börsen und Investoren. Unsere Mitglieder repräsentieren 80 Prozent der Marktkapitalisierung deutscher börsennotierter Aktiengesellschaften. Im engen Dialog mit der Politik arbeiten wir konstruktiv an der Entwicklung von Kapitalmärkten und deren Rahmenbedingungen. Ziel ist auch, die Aktie als Finanzierungs- und Anlageinstrument in Deutschland zu fördern. Zu den Kernthemen zählen die Kapitalaufnahme über Primärmärkte, der Handel von Wertpapieren und die Rechte und Pflichten von Vorständen, Aufsichtsräten und Aktionären. Das DAI führt zudem die Geschäftsstelle der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex