EU-Taxonomie: Schlüssel zur Klimaneutralität oder Freifahrtschein für Greenwashing?

Nikkie Pelzer und Rosl Veltmeijer, Triodos IM
Nikkie Pelzer und Rosl Veltmeijer/ Bild: Triodos IM
Die EU-Taxonomie ist ein wichtiges Instrument zur Erreichung des EU-Ziels – bis 2050 klimaneutral zu werden – und ein wichtiges Klassifizierungssystem, zur Ermittlung ökologisch nachhaltiger Wirtschaftstätigkeiten. Vier Jahre nach ihrer Einführung, sieht sich die Europäische Kommission allerdings mit zwei Gerichtsverfahren konfrontiert.
Ein Hauptkritikpunkt an der EU-Taxonomie, ist die Einbeziehung umstrittener Sektoren wie Atomkraft und Erdgas, wohingegen wichtige Wirtschaftszweige, wie die Landwirtschaft, nicht in den Geltungsbereich des Klassifizierungssystems fallen. Aufgrund des globalen Charakters der Finanzmärkte hängt der Erfolg der EU-Taxonomie auch von ihrer Fähigkeit ab, ähnliche Rahmenwerke in anderen Regionen zu beeinflussen und zu integrieren. Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass einige Kriterien aufgrund unterschiedlicher Standards außerhalb der EU nur schwer anwendbar sind. Außerdem sind die Daten nicht immer verfügbar, und die Zusammenarbeit mit anderen Kreditgebern kann die Datenerhebung erschweren.

Taxonomie als Freifahrtschein?

Die Ironie liegt darin, dass die Taxonomie dem Greenwashing ein Ende setzen und mehr Kapital in nachhaltige Projekte lenken soll, die zu einer grüneren, widerstandsfähigeren europäischen Wirtschaft beitragen. Allerdings bietet die Taxonomie bestimmten Aktivitäten eher einen Freifahrtschein, was die Hürde für die Zulassung schädlicher Unternehmen und Investitionen senkt.
 
Als Impact-Investor unterstützt Triodos IM die Intention der EU-Taxonomie und erkennt das Potenzial an, eine Vorreiterrolle in der nachhaltigen Finanzierung und bei der Ökologisierung Europas zu spielen. Die Taxonomie ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines standardisierten Rahmens für eine nachhaltige Wirtschaft. Bei der Suche und Bewertung von Möglichkeiten zur Erzielung einer breiten Wirkung auf der ganzen Welt sollte die Taxonomie jedoch mit Bedacht und Flexibilität eingesetzt werden. In Anbetracht der derzeitigen Grenzen der Taxonomie strebt Triodos IM allerdings keine maximale Ausrichtung der Portfolios an der Taxonomie an.

Portfolio nicht ausschließlich an Taxonomie ausgerichtet

Wir schließen alle Investitionen in Aktivitäten aus, die in der Taxonomie als nachhaltig, aber nicht von Triodos IM als nachhaltig eingestuft wurden – darunter zum Beispiel Erdgas und Kernkraft. Umgekehrt investiert Triodos IM in Aktivitäten, die das Unternehmen als nachhaltig einstuft, die aber (noch) nicht von der Taxonomie erfasst wurden. Darüber hinaus investiert Triodos IM in Unternehmen mit sozialen Zielen. In Schwellenländern, in denen sich die Taxonomie-Kriterien als schwierig erweisen, nutzt Triodos IM andere Bewertungsmethoden, um das nachhaltige Potenzial einer Investition zu ermitteln.
Nikkie Pelzer ist Impact Managerin und Rosl Veltmeijer, Portfolio Managerin bei Triodos IM