Wenn die EZB und die Fed auseinandergehen

Kevin Thozet, Carmignac
Kevin Thozet / Bild: Mitglied des Investment-Komitees bei Carmignac

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor einem Dilemma

Das schwache Wirtschaftswachstum, die rückläufigen Lohninflationsdaten und die sich verschlechternden Frühindikatoren deuten auf einen weiteren Rückgang der Inflation im gesamten Euroraum hin. Die hartnäckig im Bereich von 4 Prozent verharrende Dienstleistungs- und Binneninflation steht dem jedoch entgegen oder lässt zumindest Zweifel am weiteren Vorgehen aufkommen.

Geplant war eine Senkung um 0,25 Prozent, aber EZB-Präsidentin Christine Lagarde vermeidet es, sich auf einen geldpolitischen Kurs festzulegen. Und da die Frankfurter Institution ihre Inflationsprognose für 2024 nach oben und ihre Wachstumsprognose nach unten revidiert hat, rechnen wir nicht mit baldiger Klarheit. Die Daten-abhängigkeit bleibt zentral.

Die Federal Reserve (Fed) erreicht einen historischen Punkt

In den USA bleiben Wirtschaftswachstum und Konsum robust, doch die Inflation nähert sich der Zielmarke der Fed, und der schwächere Arbeitsmarkt bedeutet, dass die Tür für eine allmähliche Normalisierung der Leitzinsen offensteht, um die Restriktivität der Geldpolitik zu verringern.

Nachdem die Fed die Federal Funds Rate mehr als ein Jahr lang im Zielband von 5,25 bis 5,50 Prozent gehalten hat, erwarten wir, dass sie nächste Woche mit einer Senkung um 0,25 Prozent den Zinssenkungszyklus einleitet. Da in diesem Jahr nur noch zwei weitere Sitzungen (November und Dezember) anstehen, dürfte ein aktualisierter „Dot Plot“ (die Projektionen der Fed-Mitglieder für die Leitzinsen) zeigen, dass die Fed den kurzfristigen Zinspfad nicht aus den Augen verliert.

Wir gehen davon aus, dass der Dot Plot zwei weitere Zinssenkungen bis zum Jahresende signalisiert und Fed-Chef Jerome Powell andeutet, dass er bei Bedarf auch größere Schritte unternehmen könnte. Sollte die Fed signalisieren, dass sie „hinter der Kurve“ ist, würde sie wahrscheinlich mit einer großen Zinssenkung um 0,5 Prozent beginnen.

Zinssenkung ist nicht gleich Zinssenkung


Die EZB hat die Zinsen in diesem Monat bereits um 0,25 Prozent gesenkt und die Fed wird wahrscheinlich nächste Woche folgen. Aber ihre zukünftigen Maßnahmen werden möglicherweise nicht so synchron sein.
Die EZB steht vor einem heiklen Balanceakt. Die Inflation ist stärker gesunken als die Löhne, und das Verbrauchervertrauen zeigt kaum Anzeichen einer Verbesserung. Sowohl das Wirtschaftswachstum als auch die Produktivitätsdaten sind schwach und die Aussichten auf fiskalische Sparmaßnahmen bis 2025 steigen.

Im Gegensatz zur Fed, die den Weg für einen umfassenden Lockerungszyklus geebnet hat, besteht das Risiko für die EZB daher in einem möglichen „One and Pause“- oder „One and One“-Zyklus.

Diese Divergenz zeigt sich deutlich an den Anleihemärkten, wo die EUR-Renditen hinter den USD-Renditen zurückbleiben. Darüber hinaus wirft ein unterschiedlicher geldpolitischer Kurs die Frage nach einer möglichen Aufwertung des Euro auf, was den Wettbewerbsproblemen der Region nicht zuträglich wäre. Dies geschieht zudem zu einem Zeitpunkt, an dem das Wachstum ins Stocken gerät – ein besonders schlechtes Timing.

Die EZB wird sich letztlich zu mehr als den geplanten sechs Zinssenkungen in den nächsten zwölf Monaten durchringen müssen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass sie dies eher später als früher tun wird, was aufgrund der Zeitverzögerung zwischen der Politik und den Auswirkungen auf die Realwirtschaft, insbesondere den Arbeitsmarkt, negative Folgen hätte.
Kevin Thozet ist Mitglied des Investmentausschusses des unabhängigen Vermögensverwalters Carmignac.
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