Prof. Dr. Bernd Meyer / Bild: Berenberg
Das große Zurückrudern der Zentralbanken ist letzte Woche ausgeblieben, vor allem seitens der Fed. Die amerikanische Zentralbank hatte zwar das aktuelle Zinsniveau bekräftigt, aber für das kommende Jahr drei Zinssenkungen und weitere Zinssenkungen in der Zeit danach in Aussicht gestellt. Fed-Chef Jerome Powell gab sich taubenhaft und betonte, dass die Inflation ohne einen größeren Anstieg der Arbeitslosigkeit bereits nachgelassen hat. In der Folge fiel der US-Dollar deutlich und die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen fiel unter die wichtige Marke von vier Prozent. Aktien setzten ihre Rallye fort und selbst Rohstoffe erholten sich zuletzt etwas. Fast alle Anlageklassen stiegen entsprechend an, getrieben durch die Hoffnung auf eine bald weniger restriktive Geldpolitik und mehr Liquidität. Die „Everything Rallye“ dürfte damit viel des erwarteten Renditepotenzials für nächstes Jahr vorweggenommen haben. Für nächstes Jahr rechnen wir mit einer (temporären) Gegenbewegung. Der Markt erscheint momentan eindeutig überkauft.
Kurzfristiger Ausblick
Die kommenden zwei Wochen stehen im Zeichen der Zentralbanken. Am 12. September tagt die EZB und der Markt erwartet eine Zinssenkung um 25 Basispunkte (Bp). Die US-Notenbank und die Bank of England folgen am 18. und 19. September. Die Markterwartung für die Fed liegt genau in der Mitte zwischen einem Zinsschritt um 25 Bp und einem um 50 Bp. Neben den Präsidentschaftswahlen in Jordanien (10. September), Rumänien (15. September) und Sri Lanka (17. September) finden am 22. September die Landtagswahlen in Brandenburg statt. Konjunkturell sind die US-Verbraucher- und Erzeugerpreisinflation (Aug.) am Mittwoch und Donnerstag sowie die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung (7. Sep.) am Donnerstag entscheidend. Am Freitag folgen die Industrieproduktionsdaten der Eurozone (Jul.) und das vorläufige Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (Sep.). In der nächsten Woche stehen die US-Einzelhandelsumsätze (Aug.) und die Inflationsdaten der Eurozone (Aug.) im Fokus.
- US-Aktien und -Staatsanleihen wiesen zuletzt weniger Gleichlauf auf, denn Wachstumssorgen und nicht mehr Inflationsbefürchtungen standen im Marktfokus. Ihre Korrelation über die letztenm60 Tage drehte zuletzt ins Negative.
- Während im April dieses Jahres nur eine Zinssenkung bis zum Jahresende eingepreist wurde, erwartet der Markt nun mehr als vier Zinssenkungen der US-Notenbank. Sollten die Konjunkturdaten doch besser als erwartet reinkommen, besteht jedoch die Gefahr, dass die Korrelation wieder ins Positive dreht.
Ausgewählte Asset-Klassen aus dem Märkte
- Gestiegene Erwartungen an rasche Zinssenkungen der Fed angesichts eines sich abschwächenden US-Arbeitsmarktes gaben in den letzten vier Wochen vor allem zinssensitiven REITs Auftrieb und lasteten auf dem US-Dollar.
- Das Edelmetall Gold profitierte im letzten Monat sowohl von gestiegenen Zinssenkungserwartungen sowie einem schwächeren US-Dollar.
- Wachstumssorgen sowie eine mögliche Einigung zur Wiederherstellung der libyschen Ölproduktion lastete zuletzt auf dem Brent-Rohöl.
- Die Aktienmärkte erholten sich in den letzten vier Wochen tendenziell, nach dem Abverkauf Anfang August. Neben Japan legten vor allem defensive Aktienmärkte sowie Small Caps zu, während der deutsche DAX ein neues Allzeithoch erreichte.
- Im Gegensatz dazu litten die Aktien der lateinamerikanischen Schwellenländer in den letzten vier Wochen unter den Konjunktursorgen und den damit einhergehenden fallenden Rohstoffpreisen.
- Die Anleihemärkte verzeichneten im vergangenen Monat dank gestiegener Zinssenkungserwartungen auf breiter Front Kursgewinne. Britische Staatsanleihen schnitten dank des stärkeren Pfunds am besten ab.
- Ein schwächerer US-Dollar belastete die Performance der US-Staatsanleihen in Euro, die in den letzten vier Wochen das Schlusslicht in der Performance-Rangliste bildeten.t
Prof. Dr. Bernd Meyer ist Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset im Wealth and Asset Management bei
Berenberg
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Datum: 09.09.2024