Wie lassen sich große Sportereignisse und Klimaschutz vereinen?

Coline Pavot, LFDE - La Financière de l’Echiquier
Coline Pavot / Bild: LFDE - La Financière de l’Echiquier
Der olympische Sommer in Paris geht langsam zu Ende. Zeit, Bilanz zu ziehen. Hinsichtlich der Medaillen bricht Frankreich seine bisherigen Rekorde und steht im Vergleich zu früheren olympischen Spielen sehr gut da. Die Umweltauswirkungen dieses außergewöhnlichen Ereignisses wurden schon häufig thematisiert. Die Veranstalter hatten versprochen, die Schadstoffemissionen gegenüber den Spielen von London und Rio halbieren zu wollen. 2023 mussten sie in dieser Hinsicht jedoch zurückrudern. Wie sieht es nach dem Ende der Feierlichkeiten aus? Mehr noch, wie können wir über die olympischen und paralympischen Spiele hinaus große Sportereignisse künftig mit Klimaschutz vereinen und so für noch mehr festliche Stimmung sorgen?

Feierlichkeiten im Scheinwerferlicht

Klimatisierte Stadien in Katar, Kunstschnee bei den Spielen in Peking, die Ausrichtung der nächsten Fußball-WM in gleich drei Ländern auf dem amerikanischen Kontinent – vor dem Hintergrund der Klimakrise steht der Spitzensport mit seinen Umweltexzessen regelmäßig in der Kritik. Bei einer Veranstaltung wie den olympischen Spielen sind die beiden größten Posten in Sachen Treibhausgasemissionen der Transport – insbesondere von Besuchern – mit 40 Prozent und die Errichtung neuer Gebäude mit 32 Prozent. 9,5 Millionen Tickets wurden verkauft, 38 Prozent davon ins Ausland. Somit unterscheiden sich die Spiele von Paris in Bezug auf die erheblichen CO2-Auswirkungen der Anreise von Zuschauern nicht von ihren Pendants.

Auswirkungen von Klimarisiken auf die Sportpraxis

Abgesehen von den Folgen dieser Events für das Klima werden klimabedingte Gefahren, insbesondere Hitzewellen, sich künftig direkt auf die Durchführung von Sportveranstaltungen sowie auf die Gesundheit der Athleten und ihre Leistung auswirken. Den Ergebnissen einer WWF-Studie zufolge bedeutet eine globale Erwärmung von +2°C einen Verlust von bis zu 24 Tagen sportlicher Betätigung; bei einer Erwärmung von +4°C sind es bis zu zwei Monate. Dies würde die sportliche Praxis von Amateuren wie Profis erheblich beeinträchtigen. Darüber hinaus sind einige Sportstätten aufgrund des Mangels an Schnee oder der Küstenerosion gefährdet.

Eine Blaupause für Anpassungsmaßnahmen

„Jede Schwierigkeit, auf die man stößt, muss Anlass für einen neuen Fortschritt sein“, so formulierte es einst der französische Sportfunktionär und Begründer der modernen Olympischen Spiele Pierre de Coubertin. Der Klimawandel muss uns daher zu einem Paradigmenwechsel veranlassen. Nur so können wir solche Großveranstaltungen in Zukunft in einer wünschenswerten Weise gestalten und ihren Fortbestand sichern. Zahlreiche Hebel gilt es einzusetzen, um Sportwettkämpfe nach einem neuen Modell auszurichten. Dazu gehören die Einschränkung des Baus neuer Infrastrukturen – dies wurde in Paris mit der Nutzung von 95 Prozent temporären und bereits existierenden Veranstaltungsorten bereits ausgetestet. Weitere Hebel sind die Vergabe der meisten Tickets an Bewohner des Gastgeberlandes und angrenzender Länder, die Einrichtung dezentraler Fanmeilen sowie Umweltauflagen für Sponsoren und Lieferanten. Hinzukommen die sozialen Probleme, die in Verbindung mit diesen Großereignissen stets Thema sind und für die Veranstalter ebenfalls eine nicht zu unterschätzende, große Herausforderung darstellen.
 
Der Kampf gegen den Klimawandel betrifft uns alle. Um das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, muss die gesamte Wirtschaft mobilisiert werden.
Coline Pavot ist Head of ESG-Research bei LFDE - La Financière de l’Echiquier