Trump 2: kein Wunschkandidat der Börse

Carsten Gerlinger, Moventum AM
Carsten Gerlinger / Bild: Moventum AM
Niedrigere Steuern, Zoll-Schutz für die einheimische Industrie, schärfere Migrationskontrolle – eigentlich könnte man meinen, Donald Trumps Pläne seien günstig für die Kapitalmärkte. Allerdings zöge jede seiner Maßnahmen unerwünschte – und zwar massive – Nebenwirkungen nach sich. Ein Wahlsieg Trumps würde von den Märkten daher nicht positiv aufgenommen.
US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump hat für den Fall seines Wahlsieges verschiedene Maßnahmen angekündigt, unter denen drei für die Wirtschaft von besonderer Bedeutung sind.
 
Erstens: Steuersenkungen. Die 2018 von Trump 1 eingeführte Absenkung der Einkommensteuer, die eigentlich Ende 2025 ausläuft, soll dauerhaft werden, zudem brachte er einen Rückgang der Körperschaftsteuer von 21 auf 15 Prozent ins Spiel. Das aber müsste über höhere Schulden finanziert werden. Und das, obwohl das US-Haushaltsdefizit bereits dieses Jahr bei 6,7 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen dürfte und auch in den nächsten zehn Jahren bei gut sechs Prozent bleiben wird. Für zusätzliche Schulden werden die Kapitalmärkte eine Risikoprämie in Form höherer Renditen verlangen.
 
Trumps zweite Maßnahme: Zölle. Zum Schutz der US-Industrie soll der Einfuhrzoll auf chinesische Güter auf 60 Prozent steigen, flankiert mit einem allgemeinen Außenzoll in Höhe von zehn Prozent. Ob das der US-Industrie hilft, steht in den Sternen. Sicher ist aber: Die Inflation zieht an, da Zölle auf die Preise aufgeschlagen werden. Schon die Zollerhöhungen aus Trumps erster Präsidentschaft wurden am Ende von den US-Konsumenten bezahlt und nicht von den ausländischen Exporteuren. Die Zölle schaden also dem Konsum und führen über die höhere Inflation tendenziell zu höheren Zinsen.

Anleihe-Renditen dürften steigen

Dritte Maßnahme: verschärfte Grenzkontrollen und das laut Trump „größte Deportationsprogramm der amerikanischen Geschichte“. Die Folge wäre ein drastischer Rückgang der Einwanderung und der Anzahl illegaler Migranten in den USA. Auch diese Maßnahme dürfte die Inflation nach oben treiben. Schließlich sind laut Schätzungen beispielsweise über acht Prozent der texanischen Erwerbsbevölkerung illegale Einwanderer. Die zu erwartende Arbeitskräfteknappheit im Zuge der Deportation ließe die Löhne und damit die Preise steigen, was ebenfalls die Zinsen nach oben drückt.
 
Insgesamt erwarten wir für den Fall eines Wahlsieges von Trump einen schnellen und starken Anstieg der Renditen der zehnjährigen US-Anleihen. Der Dollar könnte dadurch deutlich aufwerten, obwohl Trump eigentlich einen schwächeren Dollar will. Sollte der US-Präsident zu diesem Zweck am Devisenmarkt eingreifen lassen, droht eine gefährliche Spirale. Längerfristige Folge wäre ein Vertrauensverlust in die US-Devise, der Dollar schmiert ab – auch das wäre Gift für die Kapitalmärkte.
Carsten Gerlinger ist Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM