Das Jahr 2024 war bis vor kurzem ein merkwürdiges Aktienjahr, da die Verteilung der Marktrenditen recht komprimiert war. Es gab seit über vierhundert Tagen keinen einzigen Rückgang des
S&P 500 um zwei oder mehr Prozent. Insofern war der jüngste Ausverkauf an den Aktienmärkten überfällig und trägt dazu bei, dass sich die Bewertungen und Risikoaussichten normalisieren. Da der VIX-Volatilitätsindex (am vergangenen Montag) ein Niveau erreicht hat, das zuletzt nur bei den weltweiten Finanz- und COVID-Ausverkäufen übertroffen wurde, haben jedoch einige Marktteilnehmer vor einer Rezession gewarnt und dringende Zinssenkungen gefordert.
Unserer Ansicht nach handelt es sich bei den aktuellen Marktbewegungen jedoch eher um eine Portfoliokrise als um eine Wirtschaftskrise, da sie durch den Abbau von Risiken in den Portfolios und nicht durch eine Reaktion auf die sich verschlechternden makroökonomischen Aussichten getrieben wird.
Die Wertentwicklung von Large-Cap-Aktien mit KI-Bezug hat zu einer extremen Marktkonzentration geführt und in einigen Fällen wurden die Bewertungen übertrieben. Gleichzeitig haben die niedrigen Zinssätze in Japan den Carry-Trade gefördert, was sich unserer Meinung nach für einige Hedgefonds als nachteilig, wenn nicht gar tödlich erweisen wird.
Beide Anlagestrategien sind überlaufen, d.h. dass zu viele Anleger in ihnen engagiert sind. Die extreme Marktabschwächung lässt sich dadurch teilweise erklären. In diesem Sinne ist die Marktvolatilität eher charakteristisch für eine Portfoliokrise als für eine Krise der Realwirtschaft.