Globale Aktien, gemessen am MSCI All Country (AC) World Index, verzeichneten im zweiten Quartal 2024 einen robusten Zuwachs von +3,5 Prozent in lokaler Währung. Eine der stärksten und vielleicht überraschendsten Renditen erzielten chinesische Aktien. Dieser erholte sich nach einer längeren Durststrecke angesichts der anhaltenden Verbraucherzurückhaltung, der Immobilienprobleme und des zu erwartenden nachteiligen Handelskriegs (+7,2 Prozent in USD). Die Behörden vor Ort entlasteten kommunale Immobilienkonkurse mit begrenzten Maßnahmen und einer versöhnlicheren Handelspolitik, was den schwachen Markt vorübergehend stützte. Dies kam den Aktien der Schwellenländer im Allgemeinen zugute. Allerdings blieb der starke US-Dollar ein Problem, weil die US-Notenbank zögerte, die Geldpolitik zu lockern, da die Gesamtinflation nicht unter 3 Prozent sank. Vor allem der japanische Yen geriet unter Druck. Die Behörden waren sich unsicher, ob sie eingreifen sollten, um einen importierten Inflationsschub zu verhindern. Parallel wollten sie eine Straffung der Geldpolitik angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums vermeiden.
Die technologieorientierten US-Megacaps ließen sich davon nicht beirren und setzten ihren Kurs fort. Der
S&P-500 und der Nasdaq-100-Index stiegen um 4,3 Prozent bzw. 8,5 Prozent dominiert durch die Künstliche Intelligenz (KI). Die endgültigen Quartalszahlen des US-Aktienmarktes hätten besser ausfallen können, wurden jedoch durch Gewinnmitnahmen bei der
Nvidia-Aktie gedämpft, die in den vorangegangenen Wochen stark gestiegen war. Der Russell-2000-Index für mittelgroße Unternehmen blieb dahinter zurück. Der Index suchte angesichts fehlender Technologietitel und fehlendem Zugang zu billigem Kapital, wie seine Pendants mit großer Marktkapitalisierung es haben, vergeblich nach Lösungen. Unterdessen zog sich der umstrittene US-Wahlkampf fort, in dem sich die Ereignisse überschlugen. Am gestrigen Sonntag kündigte Präsident Joe Biden seinen Rücktritt aus dem Rennen an. Als Ersatzkandidatin schlägt er nun Kamala Harris vor. Jüngst sorgten Bidens Auftritte auf dem NATO-Gipfel sowie im TV-Duell für Zweifel an seiner körperlichen und geistigen Fitness. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist bei einer Wahlkampfveranstaltung am 14. Juli knapp einem Attentat entgangen. Zuletzt wurde dieser vor einem New Yorker Gericht in 34 Anklagepunkten für schuldig befunden. Trump konnte seine Beliebtheit in der amerikanischen Bevölkerung dennoch weiter ausbauen. General Election-Umfragen von RealClearPolitics (RCP) zufolge liegt Trump weiterhin in Führung (Stand: 22. Juli).
Auf der anderen Seite des Atlantiks wurden auch die europäischen Märkte durch ihre politischen Turbulenzen gefordert. In Frankreich wurde der
CAC 40 Index in den negativen Bereich gezogen, nachdem die aktuellen französischen Regierungsparteien bei den Europawahlen ein schlechtes Ergebnis erzielten sowie die erste Runde der Parlamentswahlen die Rechtsaußen-Partei Rassemblement National (RN) in greifbare Nähe der Macht rückte. Die finanzielle Tragfähigkeit Frankreichs wurde in Frage gestellt, und seine zehn-jährigen OAT-Staatsanleihen erreichten am 27. Juni eine Zusatzrendite von über 0,8 Prozent gegenüber den entsprechenden deutschen Bundesanleihen.
Im zweiten Quartal des Jahres schien sich ein klarer Trend abzuzeichnen: Während viele der wichtigsten Volkswirtschaften und Weltmärkte mit politischem Extremismus und stagnierendem Wachstum zu kämpfen hatten, schienen die USA mit kaufkräftigen Verbrauchern, steigender Produktivität und des einzigartigen KI-Trends, völlig unbeeindruckt zu sein.