Werner Rehmet / Bild: AnlegerPlus
Dividendenaktien sind eine beliebte Wahl für Anleger, die regelmäßige Erträge und langfristige Wertsteigerungen suchen. Besonders Dividendenaristokraten bieten eine attraktive Kombination aus Stabilität und Wachstum. Im Folgenden stellen wir drei Aristokraten vor, die in unterschiedlichen Branchen tätig sind und jeweils eine interessante Anlagemöglichkeit bieten.
 
Unser erster Titel ist ein führender Anbieter von industriellen Reinigungs- und Hygieneprodukten, dessen Aktienkurs sich zuletzt erfreulich entwickelt hat. Der zweite Titel ist der weltgrößte Medizintechnikkonzern, der trotz einer schwachen Kursentwicklung langfristig überzeugen könnte. Der dritte Titel ist ein Lieferant von Verpackungen und Verbrauchsgütern für Gastronomie und Handel, der eine beeindruckende Kursentwicklung aufweist.

Eine saubere Sache

Ecolab mit Firmensitz in Saint Paul im US-Bundesstaat Minnesota ist ein Anbieter von Produkten und Dienstleistungen im Bereich der industriellen Reinigung und Hygiene. Zu den Kunden gehören Hotels, Restaurants, Lebensmittelhersteller, Krankenhäuser, Schulen oder auch Gebäudereiniger. Auch bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im Jahr 2010 kamen Produkte von Ecolab zum Einsatz.
 
Das Unternehmen wurde ursprünglich im Jahr 1923 gegründet und hieß zunächst Economics Laboratory. Im Jahr 1957 erfolgte der Gang an die Börse und 1986 die Umbenennung in die Kurzform Ecolab. Heute werden mehr als 48.000 Mitarbeiter beschäftigt und der Konzern ist in über 170 Ländern aktiv. Im Jahr 2023 lagen die Umsätze bei 15,3 Mrd. US-Dollar, ein Zuwachs um 8 Prozent im Vergleich zu 2022.
 
Ende April legte Ecolab die Zahlen für das erste Quartal 2024 vor. Die Umsätze wuchsen im Vergleich zum Vorjahr organisch um 5 Prozent auf 3,75 Mrd. US-Dollar. Der Ertrag je Aktie auf bereinigter Basis stieg sogar um 52 Prozent auf 1,34 US-Dollar. Für das Jahr 2024 erwartet Ecolab einen Ertrag je Aktie auf bereinigter Basis in der Spanne von 6,40 bis 6,70 US-Dollar. Dies wäre ein Anstieg um 23 bis 29 Prozent im Vergleich zu 2023 (5,21 US-Dollar). Das langfristige Ziel liegt bei einem Wachstum von 12 bis 15 Prozent.
 
Punkten kann Ecolab auch bei der Dividende. Seit dem Jahr 1936 wird diese an die Aktionäre ausgeschüttet. Letzten Dezember gaben die Amerikaner die 32. jährliche Dividendenanhebung in Folge bekannt. Der Anstieg betrug 8 Prozent. Aktuell werden auf das Jahr gerechnet 2,28 US-Dollar (rund 2,23 Euro) je Aktie ausbezahlt. Die Dividendenrendite ist zwar nicht sehr hoch. Doch angesichts der Wachstumsraten ist dies verschmerzbar.
 
Für Langfristanleger hat sich ein Engagement bisher jedenfalls gelohnt. Von Mitte 2003 bis Anfang Juli 2024 hat sich die Aktie fast verzehnfacht. Hinzu kamen noch die Dividenden.

Im Krisenmodus

Die Aktionäre von Medtronic hatten in den letzten Jahren dagegen wenig Freude an ihrem Investment. Dies lag an verschiedenen Faktoren. Nach wie vor bestimmen die Nachwirkungen der Coronapandemie, der Krieg in der Ukraine, Kostensteigerungen, Lieferschwierigkeiten und der Fachkräftemangel das allgemeine Konjunkturbild. Hinzu kamen bei Medtronic hauseigene Probleme wie der Rückruf von Beatmungsgeräten oder Qualitätsmängel in einem Werk. Der Medizingerätehersteller will sich nun aus dem Geschäft mit angeblich unrentablen Beatmungsgeräten zurückziehen. Dabei gilt Medizintechnik, ebenso wie die Gesundheitswirtschaft, mit jährlichen Wachstumsraten von 5 bis 6 Prozent als globaler Wachstumsmarkt.
 
Bei Medtronic hat alles im Jahr 1949 angefangen, als Earl Bakken und sein Schwager eine Reparaturwerkstatt für medizinische Geräte gründeten. 1957 entstand ein Prototyp für den weltweit ersten batteriebetriebenen Herzschrittmacher. Heute ist Medtronic Weltmarktführer für Herzschrittmacher. Der weltgrößte Medizintechnikkonzern ist außerdem in den Bereichen Wirbelsäulen- und Gefäßchirurgie, Neurologie oder Diabetes aktiv. Nach der Übernahme des irischen Konkurrenten Covidien wurde der Hauptsitz von Minnesota nach Dublin verlegt.
 
Im Mai kündigte Medtronic jüngst eine erneute Anhebung der Dividende um 1,4 Prozent an. Es war die 47. in jährlicher Folge. Auf Jahressicht hochgerechnet erhalten die Anteilsinhaber 2,80 US-Dollar pro Anteil. Der Umsatz lag im Fiskaljahr 2024 (26. April) bei 32,4 Mrd. US-Dollar (Vj. 31,2 Mrd. US-Dollar). Der den Aktionären zurechenbare Nettogewinn betrug 3,7 Mrd. US-Dollar (Vj. 3,8 Mrd. US-Dollar). Für das laufende Geschäftsjahr wird ein Umsatzanstieg auf organischer Basis um 4 bis 5 Prozent erwartet.

Europäische Dividendenperle

Der britische Dienstleister BUNZL wurde 1940 gegründet und liefert Verpackungen und Verbrauchsgüter für Restaurants, Hotels, Cafés und den Handel. Zum Sortiment gehören Artikel wie Tischdekoration, Hygiene- oder auch Kosmetikartikel sowie Eisbecher oder Pizzakartons. Insgesamt vertreibt BUNZL über 8.000 Artikel. Der größte Einzelkunde nach Umsatz ist der amerikanische Handelsriese Walmart, mit dem erst kürzlich ein neuer Vertrag abgeschlossen wurde. Mit 24.500 Mitarbeitern ist BUNZL in 33 Ländern weltweit tätig.
 
BUNZL ist sehr aktiv bei Übernahmen. Allein im vergangenen Jahr wurden 19 kleinere Akquisitionen getätigt, seit 2004 über 210. Fast 60 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen in Nordamerika. Aufgrund dieser „Abhängigkeit“ und des verhaltenen Jahresauftaktgeschäfts in Nordamerika rechnet BUNZL für das Gesamtjahr 2024 inzwischen mit einem leicht rückläufigen Umsatz auf vergleichbarer Basis.
 
Im abgelaufenen Geschäftsjahr betrug der Umsatz 11,8 Mrd. britische Pfund (ca. 14 Mrd. Euro). Dies waren 2 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Auf vergleichbarer Basis fiel der Umsatz um 2,9 Prozent. Der Gewinn vor Steuern kletterte 2023 um 10,1 Prozent auf knapp 700 Mio. britische Pfund (ca. 829 Mio. Euro). In den letzten zwanzig Jahren betrug die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate beim Gewinn je Aktie auf bereinigter Basis rund 10 Prozent.
 
BUNZL darf sich zu den wenigen Dividendenaristokraten aus Europa zählen. Die Dividende wird in Form einer Zwischen- und einer Schlussdividende gezahlt (Januar und Juli). Insgesamt wurden für das Jahr 2023 68,3 britische Pence (ca. 80,9 Eurocent) ausgeschüttet. Dies waren 8,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor und damit die 31. jährliche Dividendenanhebung in Folge. Auch wenn das Geschäftsmodell von BUNZL wenig spektakulär wirkt, so ist es doch sehr solide.
Der Beitrag ist zuerst erschienen im Magazin AnlegerPlus, Ausgabe 5/2024
Werner W. Rehmet ist der Gründer und war bis Ende 2023 Herausgeber des Onlineportals MyDividends. Nach seinem wirtschaftswissenschaftlichen Studium durchlief er mehrere Stationen bei renommierten Bankhäusern. In langjährigen Aufenthalten an der Wall Street und an wichtigen Finanzzentren wie Zürich setzte er sich intensiv mit verschiedenen Börsenthemen auseinander. Hier folgten auch erste Medienauftritte und Publikationen zu zahlreichen Börsenthemen. Inzwischen schreibt er gelegentlich für das Anlegermagazin AnlegerPlus zu Themen rund um sein Steckenpferd Dividenden.
Hinweis: Werner W. Rehmet kann Aktien der jeweils angesprochenen Unternehmen halten und somit kann ein möglicher Interessenskonflikt bestehen.

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

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