Die Jahresendrallye läuft an der deutschen Börse. Allein im November kletterte der
Dax um über neun Prozent nach oben, Anfang Dezember erklomm er Rekordniveaus. Ursache ist weniger die Aussicht auf eine glänzende Konjunktur, sondern die Hoffnung auf sinkende Leitzinsen. Genährt
wird diese Hoffnung durch die überraschend schnell fallende Inflationsrate. Noch vor einem Jahr
betrug die Teuerung in der Eurozone zehn Prozent. Nun ist sie auf 2,4 Prozent gefallen und damit in
die Nähe des Zielwertes der Europäischen Zentralbank (EZB) gerückt. In Deutschland rutschte die
Inflationsrate nach erster Schätzung auf 3,2 Prozent, das war der niedrigste Wert seit Juni 2021.
Nach der US-Zentralbank hat nun auch die EZB signalisiert, dass der Zinsgipfel wohl erreicht sei. Für
die Märkte ist das Grund genug, bereits auf Zinssenkung zu setzen, was den Dax nach oben treibt. In
den Kursen steckt viel Hoffnung und damit viel Potenzial für Enttäuschung. Und zwar auf drei Ebenen: Erstens sind angesichts hoher Lohnabschlüsse Enttäuschungen an der Inflationsfront durchaus möglich, auch die Entwicklung bei den Energie- und Rohstoffpreisen kann sich jederzeit schnell wieder drehen. Ein zweiter Enttäuschungsfaktor lauert bei den Zinsen. Denn aktuell ist eine sehr positive Entwicklung eingepreist. Die Erwartungen könnten eigentlich nur dann übertroffen werden, wenn es zu einem starken wirtschaftlichen Einbruch kommt. Dann aber hat die Aktienseite ein Problem.