In den vergangenen zwölf Monaten war die Einschätzung des Sektors für erneuerbare Energien übermäßig negativ. Dahinter steckt die Auffassung, dass Projekte in diesem Bereich aufgrund höherer Kapitalkosten keine attraktiven Renditen mehr bieten. Zudem herrscht die Ansicht, dass die Zinsen länger hoch bleiben werden und dass aufgrund des Inflationsdrucks die Baukosten zu hoch seien. Noch weiter gedrückt wurde die negative Stimmung durch die Ankündigung des dänischen Windparkbetreibers
Orsted, aufgrund steigender Kosten und höherer Zinsen zwei Anlagenprojekte in den USA einzustellen und eine Wertberichtigung von vier Milliarden US-Dollar vorzunehmen. Kurz darauf gab
BP unter Angabe vergleichbarer Gründe bekannt, ebenfalls zwei Offshore-Projekte in den USA mit einem Gesamtvolumen von 540 Millionen US-Dollar einzustellen. Zudem warf das Unternehmen Regierungen vor, mit dem schnellen Wachstum des Sektors nicht Schritt zu halten.
Allerdings sollten wir durch diese kurzfristigen Rückschläge nicht die Themen aus den Augen verlieren, mit denen wir uns befassen müssen, um nachhaltige Lebensbedingungen auf unserem Planeten sicherzustellen. Wir müssen uns mit der Realität abfinden, dass wir die Pariser Klimaziele wahrscheinlich nicht einhalten werden. Um allerdings auch nur in die Nähe des 1,5-Grad-Ziels zu kommen, müssen wir die Ausgaben für saubere und erneuerbare Energien deutlich aufstocken.
Die Energiewende befindet sich noch in der Frühphase, und der Bedarf an erneuerbaren Energien bleibt hoch, da sie weniger als 30 Prozent der gesamten globalen Stromerzeugung ausmachen. Der Weg zu erneuerbaren Energien ist keine Kür, sondern Pflicht. Und das bedeutet, dass der Sektor trotz kurzfristigen Gegenwinds langfristig wachsen wird. Unterstützt wird dies durch vorteilhafte regulatorische Entwicklungen wie den Green Deal der EU und das Inflationssenkungsgesetz (IRA) in den USA. Aus diesem Grund betrachten wir erneuerbare Energien als eine der attraktivsten langfristigen Anlagemöglichkeiten.
Der Ausblick auf 2024 sieht für erneuerbare Energien vielversprechend aus, da die Welt als Reaktion auf Umweltprobleme nachhaltigen Lösungen weiter Priorität einräumt. Insbesondere in der Solarenergie sind deutliche Fortschritte zu beobachten, denn innovative Photovoltaik-Technologien werden Solarpanels effizienter und günstiger machen. Auch in der Windenergie vollzieht sich mit der Entwicklung effizienterer Windräder ein Wandel. Wir hoffen, nach der COP28 weitere Regierungsvorhaben und Anreize zu sehen und gehen für 2024 von einem wachsenden weltweiten Commitment für saubere Energie aus, da die Nationen sich voraussichtlich ambitionierte Ziele in Sachen erneuerbare Energien und CO2-Reduktion setzen werden.
Ingrid Kukuljan