Stephanie Maier /Bild: GAM Investments
Bereits im letzten Jahr habe ich über die Erwartungen der Investoren an die COP27 nachgedacht, die am Ende eines wichtigen Jahres für nachhaltige Investitionen stattfand. Hat sich ein Jahr später irgendetwas von dem Fortschritt, den wir uns erhofft hatten, bewahrheitet? Was können wir von der COP28 in Dubai erwarten?
COP27 - ein frustrierender Mangel an Fortschritt
Die Ergebnisse der COP letzten Jahres waren durchaus enttäuschend. Auf unambitionierte Ziele folgten uninspirierte Maßnahmen. Nehmen wir den US Inflation Reduction Act 2022, der Rekordinvestitionen in saubere Energie sowie andere grüne Projekte anstrebte und eine weltweite Bewegung auslösen sollte. Dieser hatte nicht annähernd den gewünschten Effekt. In ähnlicher Weise hofften wir auf eine groß angelegte Klimafinanzierung, bei der öffentliche Mittel mit strategischen Anreizen kombiniert werden, um private Investitionen zu fördern. Auf der COP27 sollte zudem mit der Anpassung an den Klimawandel und der Entschädigung für Verluste oder Schäden bei Naturkatastrophen begonnen und die Vorbereitung auf unumkehrbare Auswirkungen unterstützt werden. So kam es leider nicht. Vor allem jedoch fehlte in der endgültigen Fassung des Abkommens jegliche Verpflichtung zum schrittweisen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, was nach Ansicht nahezu aller Klimaexperten notwendig ist, um die Emissionsreduktionsziele zu erreichen.
Jetzt startete die COP28 und spätestens jetzt sollte deutlich werden, was auf dem Spiel steht. Wir leben in einer sich erwärmenden Welt, in der die Auswirkungen des Klimawandels katastrophale Folgen für die Volkswirtschaften und Gemeinschaften haben. Am Ende des wärmsten Jahres seit Beginn der Aufzeichnungen erwarten die Investoren entschlossenes Handeln. Es bleibt abzuwarten, ob in diesem Jahr diese Erwartungen erfüllt werden.
COP28 - es geht wieder los
Die Agenda der COP28 in den Vereinigten Arabischen Emirate ist zum Bersten voll. Und das ist auch gut so, denn die erwartete globale Bestandsaufnahme zeigt unweigerlich, dass wir mit dem Fortschritt im Rückstand sind. Die Frage ist, ob diese COP-Präsidentschaft die Parteien endlich dazu bringen kann, eine gemeinsame Botschaft für verstärkte Maßnahmen und einen Weg nach vorn zu vermitteln. Es könnte durchaus der lang erwartete Moment für eine Kurskorrektur und eine Steigerung der Ambitionen sein, auf die der UN-Klimasekretär hofft. Dies wiederum könnte den Ehrgeiz für die Anfang 2025 fälligen überarbeiteten nationalen Beiträge (NDCs) anspornen, zusammen mit nationalen Anpassungsplänen und nationalen politischen Maßnahmen zu deren Unterstützung.
Finanzierung - ein Dauerthema
In der Zwischenzeit sind nachhaltige Klimainvestitionen sowohl des öffentlichen als auch des privaten Sektors erforderlich, um die Klimaziele zu erreichen. Bloomberg New Energy Finance schätzt, dass zwischen 3,1 Billionen und 5,8 Billionen Dollar an jährlichen Klimainvestitionen erforderlich sind, um Netto-Null zu erreichen, und dass dies vor allem in Entwicklungsländern akut ist. Auch wenn ein Großteil dieser Finanzmittel aus privaten Quellen stammen wird, kommt den staatlichen Stellen eine entscheidende Rolle zu, wenn es darum geht, das Risiko von Klimainvestitionen in Schwellenländern zu verringern und Investitionen anzuregen. Mit schnellem Handeln, entweder durch den Aufbau kritischer Infrastrukturen oder das Schaffen von Anreizen, könnten private Investitionen attraktiver gemacht werden, wenn die Regierungen der Industrieländer ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis garantieren. Diese Länder müssen jedoch noch ihr langfristiges Versprechen einlösen, den Entwicklungsländern jährlich 100 Milliarden Dollar an Klimainvestitionen zur Verfügung zu stellen. Auf der COP28 werden nachhaltige Investoren nach stärkeren Garantien suchen, damit ihre Versprechen zur Klimafinanzierung eingehalten werden.
Die Energiewende
Neue Investitionen müssen Finanzströme freisetzen, um die Energiewende, den Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen, insbesondere wenn die Entwicklungsländer Fortschritte machen. Indonesien beispielsweise wird diesen Monat Pläne für einen 20-Milliarden-Dollar-Plan zur Energiewende veröffentlichen, während Südafrika einen Umsetzungsplan für seine 8,5-Milliarden-Dollar-Partnerschaft für eine gerechte Energiewende (JETP) vorstellen will. Ein erwartetes Ergebnis der COP28 ist die Verpflichtung, die Kapazität der erneuerbaren Energien bis 2030 weltweit zu verdreifachen. Der kürzlich aktualisierte Fahrplan des IEA-Szenarios "Netto-Null bis 2050" spiegelt die Aufwärtskorrekturen für die Solarenergie, aber den geringeren Ausbau der Windenergie bis 2030 wider.
Die sozioökonomischen Dimensionen der Energiewende werden ebenfalls im Mittelpunkt stehen - wie kann ein gerechter Übergang vorangetrieben werden, der den universellen Zugang zu Energie und die Möglichkeit des Beschäftigungswachstums berücksichtigt?
Nachhaltige Finanzen spielen daher weiterhin eine Schlüsselrolle beim Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft, die Maßnahmen der politischen Entscheidungsträger auf der COP28 müssten aber das Potenzial ihrer Kompetenzen verstärkt nutzen, Veränderungen herbeizuführen.
Unterstützung der natürlichen Welt
Auch die Natur dürfte stärker in den Vordergrund rücken, insbesondere im Hinblick auf ihre Rolle bei der Anpassung, der Ernährung und der Landwirtschaft, wenn die Delegierten versuchen, die im Rahmen der Anpassungsagenda von Sharm-El Sheikh getroffenen Vereinbarungen sowie die ehrgeizigen Ziele des Protokolls von Kunming und Montreal voranzutreiben. Die Verdoppelung der Anpassungsfinanzierung bis 2025 ist ein wichtiger erster Schritt, aber wir müssen ein breiteres Spektrum von Anpassungsmaßnahmen in Betracht ziehen, einschließlich solcher, die sich auf naturbasierte Lösungen und ökosystembasierte Anpassungsansätze konzentrieren. Diese sind entscheidend für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen, und derer, die von ihnen abhängen.
Impulse für die künftige Politik
Die Aufgabe, die den politischen Entscheidungsträgern auf der COP28 gestellt wird, ist größer denn je, insbesondere vor dem Hintergrund einer Präsidentschaft, die die staatliche Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) leitet. Es ist wichtig, dass die Delegierten nicht aus den Augen verlieren, was auf dem Spiel steht. Das Ausmaß, in dem der diesjährige Gipfel in Dubai Ergebnisse liefert oder zumindest ein erneutes Engagement für "Lösungswege" signalisiert, wird die künftige Politik- und Investitionslandschaft bestimmen.
Stephanie Maier ist Global Chief Sustainability Officer bei
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