Während im Halbleitersektor die neuen Hochleistungschips von NVIDIA und Co. eine Schlüsselrolle bei KI einnehmen, ist zu erwarten, dass die großen US-Cloudanbieter ihre Marktmacht weiter ausbauen und eine entscheidende Rolle beim Aufbau schneller KI-Rechenzentren spielen werden. Es gibt in diesem Bereich kein einziges europäisches Unternehmen; der Markt wird von US-Unternehmen dominiert. Marktführer ist AWS von
Amazon mit einem Marktanteil von 32 Prozent, gefolgt von Azure von
Microsoftf mit 23 Prozent Marktanteil sowie Google Cloud von
Alphabet mit zehn Prozent Marktanteil.
Viele neue, auf „Large Language Modelling“ (große generative Sprachmodelle mit künstlicher Intelligenz, am bekanntesten unter den generativen Sprachmodellen ist derzeit wohl ChatGPT) spezialisierte Start-ups nutzen diese Cloud-Dienste. Bislang wuchs Microsofts Azure deutlich schneller als vergleichbare Produkte am Markt und auch der aktuelle Marktführer AWS von Amazon. Zudem könnte Azure aufgrund der Integration von ChatGPT in das Cloudgeschäft, in Office-Programme von Microsoft und in die Suchmaschine Bing einen Vorsprung bei KI gewinnen.
Jenseits der USA gibt es zwar in China große Cloud-Anbieter, die Platzhirsche auf dem chinesischen Heimatmarkt sind, aber außerhalb Chinas kaum eine Rolle spielen. Derzeit haben die chinesischen Unternehmen auch nur bedingt Zugang zu wichtigen Technologien wie GPUs. Hier greifen aktuell die Handelsbeschränkungen der US-Regierung, die GPU-Exporte nach China unterbinden. Somit ist wahrscheinlich, dass einige wenige US-Unternehmen den Markt für schnelle KI-Rechenzentren dominieren werden. Außerdem ist zu erwarten, dass sich hier neue Gatekeeper herauskristallisieren werden, die entscheiden, wer Zugang zu KI bekommt und wer nicht.
Doch nicht nur Halbleiterhersteller und Cloudanbieter sollten von der jüngsten Entwicklung im Markt für KI profitieren, sondern auch Softwarefirmen. Hier ist aber wichtig, dass dies wohl nicht flächendeckend gilt: Eine spezielle KI-Lösung muss einen echten Mehrwert bieten, während gleichzeitig der Mehrwert größer sein muss, als der negative Effekt, bedingt durch eine geringer ausfallende Nutzung der Software aufgrund von weniger benötigten Mitarbeitenden. Die Softwarekosten richten sich in der Regel danach, wie viele Mitarbeitende die Lösung nutzen. Microsoft ist dank der Nutzung von ChatGPT gut positioniert. Das generative Sprachmodell hat mittlerweile über 100 Mio. Nutzer und ist somit die erste breit genutzte KI. Die Strategie von Microsoft besteht darin, ChatGPT im Clouddienst Azure, in der Suchmaschine Bing und in den Office-Programmen zu integrieren. Andere Anbieter arbeiten beispielsweise mit staatlichen Behörden, u. a. dem Militär, zusammen. Solche KI-Lösungen sollen etwa verdächtige Aktivitäten frühzeitig erkennen können.