Jürgen Brückner / Bild: FV Frankfurter Vermögen AG in Bad Homburg/Königsteint
Seit Ankündigung der öffentlich zugänglichen Version von ChatGPT im November 2022 häufen sich die Presseartikel führender Wissenschaftler, Publizisten und anderer Autoren über die möglichen Gefahren von ChatGPT. Italien hatte sogar zeitweise die Nutzung von ChatGPT aus Datenschutzgründen blockiert. Die EU spielt generell bei der Regulierung des Einsatzes von KI-Methoden eine führende Rolle und behindert damit schließlich die Entwicklung von Methoden zur Steigerung der Produktivität. Auch in den USA wird KI reguliert, aber während die EU überwiegend auf ethische Aspekte abstellt, spielt in den USA das Thema Sicherheit die entscheidende Rolle. Vor diesem Hintergrund darf es die Politiker nicht verwundern, wenn Unternehmen sich mit dem Gedanken tragen, ihre Produktion in Länder mit weniger starken Regulierungseinschränkungen zu verlagern.
Umwälzende Technologie
ChatGPT reiht sich nahtlos in einer Reihe anderer umwälzender Technologien ein. Es ist selbstverständlich sinnvoll über die möglichen Gefahren zu diskutieren. Entscheidend ist dabei über die Einsatzmöglichkeiten der neuen Technologien (und ChatGPT ist nur ein Beispiel) nachzudenken, um die diversen Herausforderungen der Menschheit zu lösen.
Der Entwicklung von ChatGPT ging eine Fülle von bahnbrechenden technologischen Entwicklungen auf vielen Ebenen voraus. Sowohl die technologischen Grundlagen der neuronalen Netzwerke als auch neue Algorithmen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Bei KI tatsächlich von „künstlicher Intelligenz“ zu sprechen ist eigentlich falsch. Schließlich handelt es sich um eine Software, die von den analysierten Daten abhängig ist und damit bessere Analyseergebnisse erzielt.
KI und Robotics
Eine Art Intelligenz ist Lebewesen vorenthalten. Solange weder Physiker, Philosophen noch Mathematiker in der Lage sind, das Bewusstsein genau zu definieren, könnte der Weg zur AGI (artificial general intelligence) versperrt bleiben. Trotzdem werden auch in Zukunft weitere Fortschritte zu sehen sein. Sobald Quantencomputer in Verbindung mit der neuen Generation von Chips auf Basis des neuromorphic Computing verfügbar sind, könnte KI wesentlich mehr Einsatzmöglichkeiten erhalten. Erfolge auf diesen Gebieten werden auch ein anderes Gebiet beflügeln: Die Rede ist von Robotics. In dem Maße wie sich daher durch den Einsatz der Methoden der KI die Produktivität in der Wirtschaft steigern lässt, können möglicherweise in Zukunft auch Probleme der Menschheit gelöst werden, die heute an Kapital- und/oder Wissensmangel leiden.
Dabei wird ein gewisses Maß an Regulierung notwendig sein, genauso wie auch der Auto-, Bahn- und Flugverkehr reguliert wird. Um diese Regulierung so zu gestalten, dass sie nicht den technologischen Fortschritt hemmt, ist es notwendig, dass die Regulierer ein tiefes Verständnis der Materie haben.
Suche nach den Wegbereitern
Für Anleger geht es darum, nicht nur in diejenigen Unternehmen zu investieren, die derzeit in aller Munde sind, wie zum Beispiel
Nvidia. Vielmehr ist nach Unternehmen Ausschau zu halten, die als Wegbereiter ermöglichen, dass die Produktion von hochkomplexen Chips überhaupt möglich sein wird. Hier sind Unternehmen zu nennen wie beispielsweise
Synopsys und
Cadence, die führend beim Design von Chips sind. Unternehmen, die mit ihren komplexen Messgeräten die Performance der Chips messen, wie beispielsweise
KLA und
Onto spielen im Ökosystem ebenfalls eine wichtige Rolle. Auch Beratungsfirmen und Nutzer der KI, wie beispielsweise
Komatsu und
SKF können Profiteure der Entwicklung sein.
Diesen und weitere Vermögensverwalter mit ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf der V-Check-Website.
Jürgen Brückner ist Portfoliomanager der
FV Frankfurter Vermögen AG in Bad Homburg / Königstein. Brückner ist Mitgründer und Geschäftsführer der Wertefinder VV von 2009 – 2019. Zuvor war er für namhafte deutsche Großbanken im In- und Ausland in der Vermögensverwaltung für globale Mandate tätig. Jürgen Brückner hat in Deutschland und den USA eine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung erworben, er interessiert sich jedoch besonders für die Naturwissenschaften und ihre Anwendung auf neue Technologien.