Thematische Investments bieten Chancen im aktuellen Marktumfeld

Supriya Menon, Wellington Management
Supriya Menon / Bild: Wellington Management
Was haben Hersteller von Elektrofahrzeugen mit Anbietern von Studentenkrediten und Cybersicherheitsunternehmen gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Aber: Bei allen handelt es sich um thematische Investments, die von langfristigen strukturellen Trends profitieren. Weshalb die Einbindung von Themeninvestments im Portfolio im aktuellen Marktumfeld sinnvoll sein kann, erläutern wir in fünf Punkten. Darüber hinaus nennen wir Bereiche, die erzeit besonders interessant sind.
Disruptive Trends helfen Anlegern dabei, den immer schneller fortschreitenden Wandel zu ihrem Vorteil zu nutzen. Das aktuelle Marktumfeld bietet aus folgenden fünf Gründen Chancen für thematische Investments:
 
Für eine zyklischere Welt: Die Berücksichtigung des aktuellen Marktumfelds war in der Vergangenheit ein wichtiger Faktor für den Anlageerfolg. In einer Zeit mit immer schnelleren und weniger vorhersehbaren Zyklen könnte sich das Markt-Timing schwieriger gestalten. Thematische Investments, die eher von strukturellen Veränderungen als von starkem Wirtschaftswachstum angetrieben werden, bieten eine Möglichkeit, die Bedeutung des Zyklus zu verringern.

Kampf gegen Klimawandel treibt Inflation

Für eine durch hohe Inflation geprägte Welt: Thematische Allokationen helfen auch bei anderen Zielen der Portfoliokonstruktion – zum Beispiel beim Kampf gegen die Auswirkungen der Inflation. Gerade dieses Ziel dürfte für die Anleger vor dem Hintergrund einer strukturell höheren Teuerung von wachsendem Interesse sein. Der Klimawandel wird beispielsweise ein wichtiger Inflationstreiber sein: Eine Allokation in thematische, mit der Erderwärmung verbundene Anlagen kann dazu beitragen, dessen Auswirkungen auf das Portfolio abzumildern und gleichzeitig die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Gewinner von morgen

Für eine Welt im Wandel: Der zukunftsorientierte Charakter thematischer Anlagen ermöglicht Investoren größere Teilhabe an strukturellen Veränderungen und zukünftigem Wachstum. Dies kann besonders in Schwellenländern der Fall sein. Ein thematischer Ansatz kann Anleger zu den Gewinnern von morgen führen – anstatt wie entsprechend der Marktkapitalisierung gewichtete Indizes zu den Unternehmen, die sich in der Vergangenheit stark entwickelt haben.
 
Für eine weniger vorhersehbare Welt: Im Vergleich zu nicht-thematischen Investments wird das Risiko bei thematischen Anlegern weniger durch Sektoren und Anlagestile bestimmt. Dies kann thematischen Managern helfen, blinde Flecken bei der Anlage zu vermeiden.

Ganzheitliche und langfristige Sichtweise

Für eine bessere Welt: Thematisch orientierte Anleger sehen die Welt mit anderen Augen. Sie blicken über die traditionellen wirtschaftlichen Messgrößen wie dem Wirtschaftswachstum hinaus und verfolgen eine ganzheitlichere Sichtweise, die sich darauf konzentriert, wie sich Volkswirtschaften in Richtung einer innovativeren Zukunft entwickeln. Eine solche Sichtweise lenkt die Investitionen weg von Sektoren, die typischerweise die Nutznießer des frühen wirtschaftlichen Fortschritts sind – wie Energie und Banken –, und hin zu den Treibern einer strukturellen wirtschaftlichen Entwicklung wie erneuerbare Energien.

Drei Themenfelder als Einstieg

Die folgenden drei Themenfelder bieten unserer Meinung nach potenziell attraktive Einstiegspunkte für längerfristig ausgerichtete Portfolios:
 
Verkehr: Der Transportsektor wird von zwei wichtigen Trends auf den Kopf gestellt: dem Aufkommen von Elektrofahrzeugen und technologischen Verbesserungen. Wir gehen davon aus, dass dieses Thema im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung noch um einiges an Fahrt aufnehmen wird.
Potenzielle Hauptnutznießer: Hersteller von Elektrofahrzeugen, Unternehmen der gesamten Batterielieferkette, Anbieter von Halbleitern und Hardware für Konnektivität und autonome Fahrtechnik.
 
Bildung: Wir glauben, dass der Bildungsmarkt eine Dekade des Wachstums erleben wird, wie es sie seit dem Boom nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gab. Das Bevölkerungswachstum wird insbesondere in den Entwicklungsländern, in denen die Inanspruchnahme von Hochschulbildung im Vergleich zu den Industrieländern traditionell gering ist, die Nachfrage nach Bildung ankurbeln. Außerdem ändert sich die Art und Weise, wie wir arbeiten. Der technologische Fortschritt zwingt die Arbeitnehmer dazu, sich weiterzubilden. Die Automatisierung wird einige Aufgaben überflüssig machen und die Betroffenen werden sich völlig neu qualifizieren müssen. Die Bildungsbranche selbst erlebt einen rasanten Wandel: Das Aufkommen des Online-Lernens erweitert den Zugang zur Bildung und schafft Chancen für innovative Unternehmen.
Potenzielle Hauptnutznießer: Anbieter von Hochschulbildung, beispielsweise Universitäten sowie Unternehmen, die Studenten unterstützen, wie etwa Anbieter von Studentendarlehen und Wohnungsbaugesellschaften; Unternehmen, die den Bedarf an Umschulung oder Höherqualifizierung von Arbeitskräften decken.
 
Technologie: Eine neue Ära mit Cloud-gestützter künstlicher Intelligenz (KI) wird die Art und Weise verändern, wie Unternehmen arbeiten. Eine groß angelegte Migration von Daten in die Cloud schafft die Voraussetzungen dafür, dass sie KI und maschinelles Lernen nutzen können. Steigende Löhne und Fachkräftemangel werden die Einführung von KI zusätzlich beschleunigen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass Unternehmen versuchen, Arbeitskosten zu senken und die Produktivität zu steigern. Die zunehmende Digitalisierung bedeutet auch, dass Firmen stark in die Cybersicherheit investieren müssen. Potenzielle Nutznießer sind also auch Anbieter von Cybersicherheitssoftware.
Potenzielle Hauptnutznießer: eine Vielzahl von Unternehmen im Softwaresektor, darunter Anbieter von cloudbasierten und KI-Softwarelösungen sowie Unternehmen, die Fortschritte in der KI ermöglichen und Anbieter von Cybersicherheitssoftware.

Was müssen Anleger wissen?

Ein thematischer Ansatz kann das Potenzial für überdurchschnittliche Renditen bieten, die sich nicht ohne weiteres durch traditionelle Länder-, Sektor- oder Stilfaktoren erklären lassen. Wie bei jedem Anlagethema erfordert die Umsetzung jedoch gründliche Recherchen und tiefes Fachwissen. Investoren müssen nicht nur die richtigen langfristigen Trends erkennen, sondern auch Unternehmen finden, die davon profitieren können. Themen brauchen Zeit, um sich zu entfalten. Anleger sollten daher die Performance über einen längeren Zeitraum hinweg bewerten und Risiken wie regulatorische Veränderungen und ESG-Überlegungen beachten. Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass thematische Investments für langfristig orientierte Anleger, die vor dem Hintergrund erhöhter Schwankungen langfristig Vermögen aufbauen wollen, eine große Chance darstellen.
Supriya Menon ist Leiterin im Bereich Multi-Asset-Strategie in der EMEA-Region bei Wellington Management